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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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rufe ich enthusiastisch. »Wenn du das trägst, das würde herrlich aussehen. Schau, hier das ist ein Wickelkleid. Ich würde es aus Baumwolltrikot nähen. Das schmiegt sich wunderschön um den Körper …«
    Ich bin ganz in meiner Welt, vergessen sind Lisa und Simon. Vicki schaut sich ein Bild nach dem nächsten an. Sie sagt keinen Ton mehr.
    »Wenn du eine Lesung machst, dann kannst du nicht immer in Jeans gehen, dann musst du …«
    »Was muss ich?«, unterbricht sie mich. »Mich verkleiden, damit ich dir gefalle?«
    Mein Redestrom versiegt. »Wieso mir?«
    »Na, wem denn sonst? Wer hat mir denn diese tausend Fummel auf den Leib gemalt?«
    »Bist du sauer?« Habe ich etwas falsch gemacht?
    »Du hast keine Ahnung, nicht wahr?«
    Ich würde gern etwas sagen, aber ich habe wirklich keine Ahnung, vor allem nicht davon, was ich jetzt sagen soll. Was ist denn plötzlich mit Vicki los?
    » Du weißt nicht, wie das ist, wenn du wegen deines Äußeren nicht gemocht wirst. Entweder bist du zu dick oder zu dünn, zu kurzsichtig oder trägst nicht die richtigen Klamotten. Irgendwann weißt du gar nicht mehr, wer du selber bist, weil du nur versuchst, den anderen zu gefallen. Eine Marionette …« Eine Träne tropft unter ihrer Brille hervor. Sie wischt sie weg. Dann springt sie auf. »Mein ganzes Leben … Ach verdammt.« Jetzt ist sie es, die wütend aus dem Zimmer stürmt. »Und ich habe gedacht, dass du mich endlich magst!«
    Sie klingt wie ein kleines, verletztes Kind, nicht wie die toughe Schriftstellerin, die mit einem 300-Seiten-Sex-Roman die Bestsellerlisten stürmt.
    Ich bleibe erschüttert und wie angewurzelt auf dem Fußboden sitzen.
    Natürlich mag ich sie! Und wie ich sie mag! Ich liebe sie sogar. Aber mit meiner ureigenen Dummheit habe ich wieder mal alles falsch gemacht. Vorhin im Bad, da waren wir uns so nah. Und jetzt, nur ein paar Stunden später, haben wir uns Lichtjahre voneinander entfernt. Zuerst habe ich an ihrem Buch herumgemäkelt, anstatt stolz auf sie zu sein. Dann habe ich durch die Blume (oder war es der Holzhammer?) zu verstehen gegeben, dass sie dringend etwas an ihrem Kleidungsstil ändern sollte. Das war wirklich nicht gerade freundschaftlich.
    Jetzt ist mal Schluss!
    Talent hin, Talent her, ich werde keine Klamotten mehr entwerfen und nähen. Immer, wenn ich das tue, geht irgendetwas schief.
    Eilig sammle ich die Zeichnungen ein und stopfe sie in meinen Papierkorb – die Tüte mit der roten Seidenbluse gleich hinterher. Ich fühle mich mies. Morgen muss ich mich bei Vicki entschuldigen. Heute will ich nur noch schlafen.
    Jetzt weiß ich, warum sich Vickis Leser so begeistert zum Sex in der schwedischen Mittsommernacht entführen lassen!
    Das echte Leben ist einfach viel zu kompliziert!!!

Glückskeks 9
     
    Auf Widerstände diplomatisch reagieren. Gute Argumente bringen Sie weiter.
     
    Vicki ist viel stiller seit jenem Abend.
    Ich habe sie nicht noch einmal gebeten, mir vorzulesen. Und bisher hatte ich noch nicht die Gelegenheit, mich zu entschuldigen. Wir sehen uns nämlich kaum. Sie ist nur tagsüber zu Hause. Da bin ich in der Werkstatt. Vicki arbeitet, nachdem sie ausgeschlafen hat, an ihrem nächsten Buch. Wenn ich abends heim komme, ist sie schon weg und kommt oft erst nachts oder gar nicht nach Hause. Ich vermute, sie schläft bei Basti. Sie scheinen einander viel zu bedeuten (… oder viel Spaß im Bett zu haben! Oder beides?). Na ja, es geht mich eigentlich nichts an. Zum Glück sind die beiden nie gemeinsam in Vickis Wohnung. Weil ich sie nicht zusammen sehe, gelingt es mir, meine Emotionen auf Sparflamme zu halten. Ich hätte nie gedacht, dass ich das kann. Trotzdem muss ich, mehr als mir lieb ist, an Sebastian denken.
    In einem großen Buchladen habe ich Vickis ›Mittsommernacht‹ gesehen. Es liegt auf einem Extratisch mit dem Vermerk ›Bestseller‹.
    Margret hat sich das Buch gekauft. Wenn wir in der Pause manchmal zu den Jungs rübergehen, redet sie nur noch das Nötigste. Lieber liest sie. Das heißt, falls sie überhaupt mal da ist. Sie verbringt jetzt immer mehr Zeit außerhalb der Werkstatt. Ich arbeite und esse allein. Ob meine Großmutter Vickis Werk eigentlich auch besitzt? Keine Ahnung. Ich bin auch nicht sicher, ob ich es wirklich wissen will.
    Vicki hält in ein paar Tagen im ›Schraders‹ eine Lesung. Ein großes Plakat am Eingang weist darauf hin. Aus diesem Buch liest sie völlig Fremden etwas vor? Die traut sich was!
    Im Moment rennen die Kunden uns

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