Glückskekssommer: Roman (German Edition)
»Und Leber…wurscht kann ich nicht ausstehen.«
»Ist doch egal. Ihr … Ihr seid es einfach.« Meine romantische Ader geht wieder mit mir durch. Aber was soll’s? Es ist doch wahr. Hier haben sich endlich zwei gefunden, die schon immer zusammengehört haben und die das Schicksal – in Gestalt von Lila – beinahe getrennt hätte.
»Ihr … Ihr seid füreinander bestimmt.«
»Escht?«, fragt Vicki.
Sie sieht aus, als ob sie gleich losheulen will.
»Escht«, sage ich. Dann nehme ich sie ganz, ganz fest in die Arme.
*
»Basti?«
Leider geht nur seine Mailbox ran. Ich hatte mir eine oberschöne Rede ausgedacht, aber die blöde, blecherne Automatenstimme hat mich völlig aus dem Takt gebracht.
»Der Teilnehmer ist nicht erreichbar.«
Eventuell ist auch der Restalkohol schuld. Vicki und ich haben zusammen in meinem Bett geschlafen. Mein Zimmer stinkt heute Morgen wie eine ranzige Kneipe.
»Hier … Hier ist Rosa. Ich … Ich meine … Wow, danke für die Rosen. Ruf doch mal an, ja?« Hastig lege ich auf.
Vicki steht grinsend in der Tür. Ich werde feuerrot. »Das wird ja Zeit.«
»Was meinst du?«
»Du weißt schon, was ich meine.«
Ein paar Minuten später sitzen wir am Küchentisch – beide im Bademantel und mit zerknautschten Gesichtern. Wir trinken gierig starken Kaffee und eiskaltes Sprudelwasser, in der Hoffnung, dass es gegen den Kater hilft.
»Hast du Kekse?«, fragt Vicki.
»Was für Kekse?«
»Na, die mit dem Spruch drin. Glückskekse!«
»Und wenn«, sage ich. »Die kriegst du nicht. Du weißt doch, was die für Schaden anrichten. Dann kannst du deine Hochzeit vergessen.«
»Also hast du sie, stimmt’s?«, folgert Vicki messerscharf. »Komm, wir holen uns welche. Wie es scheint, können wir beide ein bisschen Glück gebrauchen in den nächsten Tagen. Ich meine, ich will heiraten . Wann soll ich einen Glückskeks essen, wenn nicht jetzt? Sei nicht albern!«
Ich verkneife mir die Frage, wer von uns beiden eigentlich gerade albern ist.
In einem meiner Koffer befindet sich tatsächlich noch ein Päckchen Glückskekse. Lila hat sie – korrekt wie sie ist – eingepackt, als sie mich rausgeschmissen hat. Komisch, warum schenkt Oma diese Dinger eigentlich nur mir ? Lila kriegt von ihr immer eine Tafel Schokolade. Ich muss meiner Großmutter sagen, dass ich auch Schokolade will!
»Nun los«, nervt Vicki.
Also gut. »Aber ich nehme keinen«, sage ich. Ich gehe in die Kammer, um das Päckchen zu holen.
»Doch, machst du«, nervt Vicki weiter, als ich zurückkomme. »Mir zuliebe.«
Ich gebe seufzend nach. Hoffentlich versauen die Dinger meiner Freundin nicht die Hochzeit!
»›Alles bekommt eine neue Bedeutung, wenn man es mit den Augen der Liebe betrachtet‹«, liest Vicki.
Ich schmelze fast dahin.
»Der ist schön«, schwärme ich. »Du hast wirklich Glück. So einen tollen Spruch hatte ich noch nie. Mir sind immer diese gruseligen Schicksalsdinger vorbehalten.«
Ihre Argumente zünden jetzt und bescheren Erfolg.
»Na bitte«, sagt Vicki, als ich vorgelesen habe. »Da kannst du dich nicht beklagen. Es wirkt sogar schon. Immerhin hast du es bereits geschafft, mich aus meinen geliebten Jeans herauszuquatschen.«
Das stimmt allerdings. Vielleicht sollte ich Basti schnell ein paar Argumente auf seine Mailbox sprechen. Es gibt wirklich eine Menge Gründe, warum er mich jetzt anrufen muss. Mein Handy liegt neben mir. Ich starre es erwartungsvoll an. Er könnte doch jetzt langsam zurückrufen. Mein Anruf ist schließlich schon fünf Minuten her. Aber nichts tut sich. Auch nicht in den nächsten Stunden, in denen ich mit Vicki durch die Stadt bummele und Stoff aussuche, dazu einen Gürtel, Schuhe, neue Schminke und
Creme.
In der Parfümerie wird sie von ein paar Damen erkannt. Die haben gerade ihr Buch gekauft, umringen Vicki und stellen ein paar neugierige Fragen. Meine Freundin muss ihr Werk signieren und für ein Foto posieren. Sie macht das alles sehr professionell und freundlich. Ich bin unglaublich stolz auf sie. Danach lädt sie mich auf einen Eisbecher ein.
»Weißt du was?«, frage ich. Ich schiebe mir genüsslich eine Erdbeere mit Vanilleeis und Sahneklecks in den Mund. »Ich habe gedacht, du bist mit Basti zusammen.«
Vicki verschluckt sich an ihrem Zitronensorbet. »Wie bitte?«, japst sie, während ich ihr auf den Rücken klopfe. »Der ist doch bis über beide Ohren in dich verknallt.«
»Ist nicht wahr, oder?«
»Doch!«
Ich wusste gar nicht,
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