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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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glühen.
    »Weil es dich unglücklich macht«, antwortet Vicki. Sie guckt mich durch ihre Brille treuherzig an. »Wahrscheinlich spürst du, dass ich … unglücklisch werden würde und das … Das macht dich … unglücklisch. Irgendwie. Außerdem ist Heiraten total … sch…pieschig.«
    Wie jetzt?
    Ich glaube, Vicki hat unterdessen wirklich einen Drink zu viel. Ihrer Logik kann ich jedenfalls kaum noch folgen. Ihrer Aussprache auch nicht. Ich muss dem Spuk ein Ende machen.
    »Du heiratest und basta!«, sage ich entschlossen. Ich will nämlich gar keine Giftschlange sein. Die sind kalt und schleimig und jeder hat Angst vor ihnen. »Es ist doch toll, zu so einer außergewöhnlichen Familie zu gehören.«
    Vicki guckt mich verblüfft an und lässt sich in einen Sessel plumpsen. Sie krümmt sich und hält sich den Bauch vor Lachen.
    Himmel, ist die blau.
    »Außergewöhnlich?« Sie japst nach Luft und wischt sich ein paar Lachtränen ab. »Hast du meine Schwiegermutter noch nie in Gummistiefeln und Latzhosen in den Stall gehen sehen? Ich meine, die hat den halben Tag eine Mistgabel in der Hand und schmeißt mit Kuhfladen um sich. Rosa, du hast echt einen Spleen.«
    Hat Eva Andrees in Sardinien auch Kühe? In der Zeitschrift stand, dass sie sich um Straßenkatzen kümmert! Vicki will mich mal wieder verkohlen. Ha! Ha!
    »Soll ich dir ein paar Eier braten?«, frage ich. »Du bist besoffen.«
    »Keine Eier. Noch einen Drink!«, johlt Vicki und steht schwankend auf. »Ich heirate in eine stinkvornehme Kuhbauernfamilie.«
    Es ist bizarr.
    »Okay«, gebe ich nach.
    Dann eben Alkohol. Ich habe jetzt eigentlich auch Lust, mich so richtig zu betrinken. Bei Vicki ist sowieso alles zu spät. Die Familie Andrees als Kuhbauernsippe zu bezeichnen …
    Also wirklich, auf so eine Idee kann nur jemand mit einem adligen Namen, einer lebendig begrabenen Urahnin und einem millionenschweren Erb-Onkel kommen.
    »Ich trinke mir Mut an und dann … rufe isch Daniel an«, sagt Vicki. Sie hickst und haut dabei entschlossen mit der flachen Hand auf den Tisch.
    »Wieso willst du denn Daniel anrufen?«, frage ich verblüfft.
    »Na, um ihm zu sagen, dass isch ihn … nisch heirate.«
    Moooment mal!
    Langsam, ganz langsam geht mir ein Licht auf.
    Redet sie etwa die ganze Zeit von Daniel? Dem Daniel, der ihre erste große (verpatzte!) Liebe war und der jetzt ein gut aussehender und erfolgreicher Innenarchitekt ist? Seine Eltern haben nämlich wirklich einen Kuhstall. Genau wie fast alle Bauern in unserer alten Heimat, abgesehen von denen, die Schweine haben.
    »Du … äh«, stammele ich. »Du willst Daniel heiraten?«
    »Jetzt nischt mehr«, säuselt Vicki. »Weil es disch unglücklich macht.«
    »Hör mal, Vicki«, sage ich. Ich glaube, gleich platze ich vor Freude. »Das macht mich gar nicht unglücklich. Da hast du was falsch verstanden. Heiraten ist doch herrlich«, jubele ich. »Ich nähe dir das schönste Brautkleid der ganzen Stadt. Wirklich!«
    Vicki ist nicht mit Basti zusammen!!!
    »Du bist launisch!«, mault Vicki. »Eben hast du gesagt, dass es schrecklich ist, wenn ich heirate.«
    Okay, dafür, dass sie betrunken ist, kriegt sie noch eine ganze Menge mit.
    »So meinte ich das nicht«, sage ich. »Ich meinte, es ist schrecklich schön. «
    Klingt scheinbar nicht sehr überzeugend, denn Vicki kippt den Rest von ihrem Drink und schwankt zum Telefon.
    »Wir hatten Sch…ex«, lallt sie. »Herrlichen, unglaublichen Sch…ex. Da müssen wir doch nicht gleisch heiraten …«
    Ich versuche, Ordnung in meine wirren Gedanken zu bringen.
    Wie es scheint, habe ich mich wochenlang umsonst gegrämt. Das Paar beim Liebesspiel, das waren Vicki und Daniel. Bei ihm ist sie seit Wochen jede Nacht.
    Und ich blöde Kuh dachte, sie ist mit Basti zusammen. Ich habe mich nicht mal für die Rosen bei ihm bedankt, weil ich geglaubt habe, dass er mir Blumen schenkt und am gleichen Abend noch mit Vicki ins Bett geht. Mensch, bin ich …
    Leider kann ich nicht weiterdenken, denn meine durchgedrehte Freundin greift tatsächlich nach dem Telefon. Mit einem Hechtsprung bin ich bei ihr und reiße ihr den Hörer aus der Hand.
    »Lass das, Vicki«, sage ich. Ich starre sie so eindringlich an, wie es geht. Ihre Augen rollen.
    »Du musst ihn heiraten«, flehe ich. »Ihr gehört zusammen. Schon immer. Schon seit ihr miteinander auf dem Schulhof eure Leberwurstbrote geteilt und Spiderman gelesen habt.«
    »MAD-Magazine«, sagt sie und tippt sich an die Stirn.

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