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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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rufe ich. Ich springe auf. Nichts hält mich mehr. Ich würde am liebsten sofort anfangen. »Und siehst du. Es ist ja sogar eine Hose. Ich meine, weil du doch keine Röcke magst. Gleich morgen gehen wir Stoff kaufen, ja? Wie festlich ist denn der Anlass?«
    »Ziemlich festlich«, sagt sie ernst. »Es ist sozusagen meine Verlobung.«
    »Sozusagen … deine … Verlobung?«, bringe ich mühsam hervor und starre sie ungläubig an.
    »Na ja, ich habe gestern einen Heiratsantrag gekriegt!«, ruft sie aufgewühlt und lacht hysterisch. »Demnächst gibt es ein Essen mit meinen zukünftigen Schwiegereltern, die bei der Gelegenheit erfahren sollen, dass ich ihre Schwiegertochter bin. Na, die werden sich bedanken!« Sie nimmt noch einen tiefen Zug aus ihrem Glas.
    Ich dachte eigentlich, dass glückliche Bräute ein bisschen entspannter sind.
    »Sag selber, Rosa«, fährt sie aufgeregt fort. »Ich, Viktoria Liesen, das fleischgewordene Aschenputtel, kriege einen Antrag. Ist das zu fassen?«
    Nein! Davon abgesehen, das Aschenputtel bin immer noch ich. Ich kriege eine gewaltige Krise.
    Basti hat Vicki einen Antrag gemacht? Haben die ein Tempo drauf! Kein Wunder, dass Vicki schon nachmittags besoffen ist. Wenigstens schwanger scheint sie noch nicht zu sein.
    Sie wird seinen Eltern vorgestellt, kommt garantiert mit Foto in irgendein Klatschmagazin (Schlagzeile BILD: ›Sexgöttin heiratet Schönheitschirurg‹) und ich – welche Ironie – nähe das Outfit dazu. Hätte ich gewusst, wo mich das hinführt … Niemals hätte ich angefangen, Sachen für Vicki zu entwerfen! Man springt doch auch nicht ins Wasser, wenn man gar nicht baden will, oder? Jetzt ist es zu spät. Ich muss den Overall nähen, denn ich habe es versprochen. Ich werde die Nähte tackern, damit nicht wieder was aufreißt.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragt Vicki. »Du bist ja käsebleich geworden.«
    »Ich brauche noch einen Drink«, sage ich, um sie abzulenken. Ich kann ihr unmöglich sagen, dass ich scharf auf ihren Bräutigam bin und dass sie sich ihr Verlobungsoutfit gefälligst in irgendeiner Boutique kaufen soll.
    »Ist schon eine Überraschung«, sagt Vicki ruhiger. »Ich kann es selber kaum glauben, dass ich ja gesagt habe.« Sie steht auf und nimmt unsere Gläser, um einen weiteren Cocktail zu mixen. Wahrscheinlich steht mir das Wort ›Scheiße‹ auf der Stirn geschrieben – in Großbuchstaben. Ich hoffe, sie sieht es nicht.
    »Vielleicht solltest du doch ein Designerkleid anziehen«, sage ich bemüht beiläufig. »Ich meine, das sind ja nun nicht irgendwelche Schwiegereltern. Da musst du top aussehen.«
    Ich weiß gar nicht, woher ich die Kraft dazu nehme, ein Wort an das nächste zu fügen. Es ist ja nicht so, dass ich Vicki ihr Glück nicht gönne. Sie ist meine Freundin. Ohne sie würde ich unter einer Brücke leben und wäre schrecklich einsam. Aber muss sie deshalb gleich den Mann kriegen, den ich gut finde? Ich fühle mich wie in einem Hollywoodfilm. Da kriegen die Guten und Lieben auch immer so viel auf die Mütze (bis dann endlich das Happyend kommt).
    Vicki steht mit dem gefüllten Glas vor mir und sieht mich zweifelnd an. »Rosa, du kennst sie doch auch ein bisschen«, sagt sie. »Die sind gar nicht so kompliziert.«
    »Kompliziert vielleicht nicht, aber ganz sicher sehr anspruchsvoll.«
    »Jetzt hör’ auf damit. Du machst mir Angst«, sagt Vicki. Sie schlürft geräuschvoll ihren Caipi. »Ich frage mich sowieso, ob das alles überhaupt richtig ist. Ich meine, wir haben Sex. Wir können die Finger nicht voneinander lassen, sobald wir uns sehen und er ist … ein wunderbarer Mann. Aber soll ich ihn wirklich heiraten ?«
    Nein, sollst du nicht. Ich will ihn nämlich.
    Ich schütte mir einen großen Schluck vom Cocktail und fast alle Eisbröckchen in den Mund, damit bloß keiner meiner Gedanken laut nach außen dringt. Vicki soll nicht wissen, dass statt der lieben Rosa eine falsche Schlange in ihrer Wohnung haust. Doch es nützt nichts. Meine Gefühle gehen mit mir durch. Vicki wird heiraten, Oma wird monatelang verreisen, Lila mich für immer hassen und Karl vielleicht bald sterben.
    Und ich? Was wird dann aus mir?
    »Ach Vicki«, schluchze ich und falle ihr um den Hals. »Es ist ja alles so schrecklich.«
    »Weißt du was? Ich … werde ihn nicht heiraten.«
    Gute Idee!
    »Wa… Warum denn nicht«, stottere ich. Ich merke, dass der zweite Drink, den ich mir so stürmisch in den Hals gegossen habe, zu wirken beginnt. Meine Wangen

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