Glückskind
schienen.
Wenn nicht jetzt, wann dann? fragte sie sich, während ein unbändiges Kichern in ihr aufstieg. Wozu waren 9 Dollar 37 gut? Ich könnte mir etwas zu essen kaufen, überlegte sie, während sie unschlüssig an ihrer Unterlippe nagte. Und dann?
Als sie wie eine Schlafwandlerin den Gang zwischen den Automaten entlanglief, war ihr leicht schwindlig, und in ihren Ohren ertönte ein seltsames Klingeln, während sie die Leute an den Automaten eulenhaft anblinzelte. Sie sind alle entschlossen, ihre Chance zu ergreifen, dachte sie.
War sie nicht auch deshalb hier?
Und dann sah sie ihn. Er stand allein, groß, knallig bunt und faszinierend. Er war größer als sie, und auf seinem breiten Gesicht prangten stilisierte Sterne und Monde. Sein Arm war fast so dick wie ihrer und hatte am Ende einen leuchtend roten Knopf zum Anfassen.
Er nannte sich „Comanche Magic“.
JACKPOT! flammte es darüber diamantweiß auf. An einem schwarzen Streifen blinkten rubinrote Lämpchen auf. Sie starrte fasziniert auf die Zahl, die innerhalb des blinkenden Rechtecks aufleuchtete.
1.800.079,37 Dollar.
Was für eine merkwürdige Summe! 9 Dollar und 37 Cents, dachte sie, während sie erneut das Geld in ihrer Tasche befingerte. Vielleicht war es ein Zeichen.
Wie viel es wohl kostete? Sie trat näher, blinzelte ein paar Male rasch hintereinander, um einen klaren Blick zu bekommen, und bemühte sich, die Anleitung zu entziffern. Es handelte sich um einen Automaten, der das ganze Geld, mit dem ihn die Spieler fütterten, anhäufte und irgendwann alles auf einen Schlag ausspuckte.
Sie konnte für einen Dollar spielen, las sie, aber den Jackpot würde sie nicht knacken können, selbst wenn es ihr gelänge, die Sterne und Monde an den drei Balken entlang aufzureihen. Um wirklich ins Spiel zu kommen, würde sie drei Mal drei Dollar berappen müssen. Praktisch alles, was sie besaß.
Ergreif deine Chance schien eine Stimme ihr ins Ohr zu flüstern.
Sei kein Dummkopf. Diese Stimme war missbilligend, eine Stimme, die sie nur allzu gut kannte. Du kannst nicht dein ganzes Geld zum Fenster hinauswerfen.
Leb ein bisschen. Das Geflüster klang aufreizend und verführerisch. Worauf wartest du noch?
„Ich weiß nicht“, murmelte sie. „Und ich habe es satt zu warten.“
Langsam und ohne das herausfordernde Gesicht des Automaten aus den Augen zu lassen, begann Darcy, in ihrer Hosentasche zu graben.
Ohne den Blick von den Tischen zu nehmen, zeichnete Robert MacGregor Blade einen Zettel ab, den eine Angestellte ihm hinhielt. Der Mann auf Platz drei an dem Hunderter-Tisch würde seinen Verlust nicht so leicht verschmerzen. Wenn du an dem Hunderter-Tisch spielen willst, musst du wissen, wie man spielt, dachte Mac, als der Geber eine Sieben aufdeckte. Mac hob unauffällig eine Hand und winkte einen der Aufpasser zu sich herüber. „Behalten Sie ihn im Auge“, murmelte er. „Er könnte uns Scherereien machen.“ „Ja, Sir.“
Problematische Situationen zu entdecken, war Mac zur zweiten Natur geworden. Er war ein Spieler in der dritten Generation, und seine Instinkte waren gut ausgeprägt. Sein Großvater Daniel MacGregor hatte am Spieltisch ein Vermögen gemacht. Daniels erste Liebe waren allerdings Immobilien gewesen, er kaufte und verkaufte sie immer noch, obwohl er schon über neunzig war.
Macs Eltern hatten sich in einem Kasino an Bord eines Schiffes kennen gelernt. Seine Mutter hatte dort als Kartengeberin gejobbt, und sein Vater war schon immer ein Spieler gewesen. Es hatte sofort gefunkt zwischen den beiden, wobei keiner von ihnen gewusst hatte, dass Daniel mit dem Hintergedanken an eine spätere Heirat bei ihrer Bekanntschaft die Finger mit im Spiel gehabt hatte.
Justin Blade war damals bereits Besitzer des „The Comanche“ in Las Vegas und eines weiteren Spielkasinos in Atlantic City gewesen. Serena MacGregor war erst seine Geschäftspartnerin geworden, dann seine Ehefrau.
Jetzt, mit knapp dreißig, stand das „The Comanche“ unter Macs Leitung. Und es lief gut, weil er dafür sorgte, dass es gut lief.
Er glaubte fest ans Gewinnen – und immer ans ehrliche Gewinnen.
Mac war ein hoch gewachsener Mann. Elegant und lässig bewegte er sich in seinem eleganten, maßgeschneiderten Anzug zwischen den Tischen. Das Erbe seiner Comanchenvorfahren zeigte sich in seiner bronzefarbenen Haut und dem dichten schwarzen Haar,, das ein schmales, wachsames Gesicht einrahmte. Lediglich seine blauen Augen ließen die schottischen Vorfahren
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