Glueckskinder
kreiert. Für diese neue Erfahrung musste unser Unterbewusstsein blitzschnell einen vollkommen neuen Ordner schreiben. Ist ein solcher Ordner erst einmal angelegt, wird unser Unterbewusstsein in Zukunft immer wieder überprüfen, ob es andere Dateien gibt, die es in diesen neuen Ordner schreiben soll.
Das hat Auswirkungen auf zukünftige Erfahrungen, denn das nächste Mal, wenn wir in einem Stau stecken, wird es versuchen herauszufinden, ob es diese Erfahrungen in den nagelneuen Ordner hineinschreiben darf. Dafür muss unser Unterbewusstsein diesen kurz öffnen, die darin bereits befindlichen Dateien einlesen und entscheiden, ob eine Datenablage an diesem Ort passend wäre oder nicht. Das bedeutet, dass wir beim nächsten Mal im Stau für einen kurzen Moment an die Erfahrung erinnert werden, die wir vor wenigen Minuten beim Lesen der Stau-Erfahrung in unserer Hollywood-Version gemacht haben. Während dieser Erinnerung werden für einen kurzen Augenblick innere Bilder in uns aufsteigen, die wir während des Lesens in uns aufgenommen haben. An diese Bilder sind immer auch bestimmte Gefühle gekoppelt. Diese wiederum werden jedoch nicht von unserem Bewusstsein, sondern von unzähligen intelligenten Zellen unseres ganzen Körpers wahrgenommen. Sie sind es, die nun zum Einsatz kommen und uns während unserer zukünftigen Stau-Erfahrung schon anders reagieren lassen als in vergangenen. Dazu später mehr.
Wir können davon ausgehen, dass wir uns im nächsten Stau nicht mehr in derselben Qualität werden ärgern können wie in der letzten. Unsere Gefühle dabei mögen ähnlich bleiben, obwohl es nicht mehr dieselben sind, denn unsere Erfahrung ist ja inzwischen emotional anders geordnet worden.
Sie können sich nun nicht mehr hundertprozentig ärgern, weil ein Teil Ihrer Stau-Erfahrung ja nun in einem Glücksordner abgelegt ist und daher positive Signale aussenden muss. Was haben Sie und ich nur angerichtet, indem wir einfach unsere Fantasie spielen ließen und unser Unterbewusstsein ein klein wenig bemogelt haben? Nehmen wir es doch mit Humor und zaubern wir beim nächsten Stau augenblicklich ein Lächeln auf unsere Lippen.
Wie wir unbrauchbare Ordner korrigieren können
Was sich in der Praxis grundsätzlich leicht umsetzen lässt, wie wir vorhin gesehen haben, ist in Wahrheit ein äußerst wirkungsvoller Eingriff in unsere Gefühlswelt. Jede Veränderung beginnt im Kleinen, wie ich schon anfangs des Buches erwähnte. Dies sollte das kleine Beispiel mit dem Verkehrsstau deutlich machen.
Die Tatsache, dass unser Unterbewusstsein manipulierbar ist, ist übrigens kein Grund, auf diese Erkenntnis möglicherweise ängstlich zu reagieren. Das tun wir uns lieber nicht an, nicht wahr? Einen solchen Dateiordner benötigen wir nicht. Verstehen wir lieber, dass derartige Mechanismen pausenlos in uns stattfinden, tagsüber und nachts, unser ganzes Leben lang. Verstehen wir, weshalb Werbung funktioniert und weshalb wir andauernd Dinge kaufen, die wir nicht benötigen, weshalb wir nach Dingen streben, die wir bei genauerer Betrachtung ja gar nicht für erstrebenswert halten. Schaffen wir uns dafür lieber einen Ordner für die »Faszination des Lebens« an.
Wenn wir darauf achteten, müssten wir zugeben, dass unsere Umgebung uns unaufhörlich Dateien schreiben lassen könnte, deren Inhalte im übertragenen Sinn eigentlich in einen Hollywoodfilm gehörten. Denn nur dort macht uns unser Eigenheim wirklich glücklich, weil darin unser Traumpartner schon wohnt und auch bleibt, nur dort sieht man in allen Lebenslagen atemberaubend attraktiv aus, nur dort ist der zuerst unterlegene Held am Ende stets der Sieger.
Es ist allgemein bekannt, dass die Werbung sich die Funktionsweise des Unterbewusstseins zu Nutze macht. Werbemanager wissen, dass wir für eine Erfahrung, für die zuvor noch kein Ordner existierte, immer automatisch einen neuen anlegen. Deshalb liefern sie uns gern »nie Dagewesenes« oder auch Unlogisches.
Wenn der Werbemanager einer Rasierklingenfirma also behauptet, diese Produkte wären für »das Beste im Mann«, dann war er klug beraten, denn mit diesem himmelschreienden Blödsinn konnte mit Sicherheit keine unserer bereits vorhandenen Erfahrungen in einen Zusammenhang gebracht werden. Mit Sicherheit wurden Millionen vollkommen neuer Dateien in die parallelen Festplatten deutscher Konsumenten geschrieben, die nun alle diese Rasierklinge kaufen müssen und sich mit ihrer Rasur glücklicher und männlicher fühlen
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