Glueckskinder
sich das Bedürfnis einstellt, einmal tief ein- und auszuatmen, weil sich Ihr Körper auf der Stelle entspannt, wenn Ihre Laune sich beruhigt und verbessert. Lassen Sie sich tiefer in Ihren Autositz fallen und zaubern Sie ein kleines Lächeln auf Ihre Lippen.
Wenn Sie dieses kleine Gedankenspielchen auch nur einigermaßen gut hinbekommen haben, dann dürfen Sie sich gratulieren: Sie haben mit Ihrem ersten kleinen Puzzlestein schon enorm viel angefangen und für den Lernprozess in puncto Glück mehr getan, als Sie vermutlich ahnen. Sie haben mit Ihrem Puzzlestein »Innehalten« längst schon operiert:
Sie haben soeben mitten im Verkehrsstau eine Perlenkette glücklicher Momente in Ihrer Datenbank gefunden, diese betrachtet und aktualisiert und die aktuelle Situation hier im Stau als eine weitere Perle an diese Kette angefügt.
Während dieser zwei Minuten, in denen Sie diese Situation gleichsam in einer Hollywood-Version durchgespielt haben, aus der Sicht eines fröhlichen Kindes und mit einem Happy End, haben Sie in Ihrem Unterbewusstsein bereits unzählige Prozesse in Bewegung gesetzt.
Denn in welchem Ordner wird nun unsere Erfahrung gespeichert werden, wenn wir entspannt sind und dieser Situation etwas Gutes abzugewinnen versuchen? Die Antwort ist einfach: Unsere Datei wird in einem Glücksordner untergebracht und parallel dazu in allen Ordnern, die unser Betriebssystem emotional adäquat findet: Vielleicht einem Entspannungs-Ordner, einem Musik-Ordner, einem Ordner des Lächelns, einem Ordner des Humors oder in einem ganz neu angelegten Ordner mit der Überschrift: »Schwein gehabt, weil Zeit und Pause geschenkt bekommen.«
Wir haben also einen enormen Einfluss auf die Entscheidung, ob eine Erfahrung von unserem Unterbewusstsein als Pech oder Glück gespeichert wird – nämlich durch unsere Gedanken, Gefühle und Bewertungen, die die Umstände begleiten. Doch sollte uns diese Tatsache nicht dazu verleiten, dass wir uns nun resigniert zurücklehnen, während wir denken: »Ja, es gibt eben Glückspilze und Pechvögel. Wer einen Stau als Glück empfindet, tickt ohnehin nicht ganz richtig. Als normaler Mensch kann man einen Stau schlichtweg nur als Pech bezeichnen.«
Wenn wir solche oder ähnliche Gedanken hegen, spricht der Verstand. An ihn richte ich daher meine folgende Aussage: Man darf die Gefühle, die mit einer Erfahrung einhergehen, auch frei erfinden. Unser Betriebssystem wird diese kleine Mogelei nicht bemerken. Es behandelt sie wie ganz normale Dateien und wird diese ganz brav auch in die kreativen Schummelordner ablegen.
Wie wir ins Ablageprinzip eingreifen können
Selbst wenn ich im Stau einfach nur Theater spiele und nicht im Geringsten daran glaube, dass es ein Glück sei, nur im Schritttempo vorwärtszukommen, dann wird dieses kleine gemogelte Theaterspiel der Emotionen dennoch ausreichen, damit unser Unterbewusstsein die ihm vorgespielten Gefühle als solche erkennt und aufgrund dessen in gänzlich andere Dateien ablegt, als es dieses ohne unsere kleine Inszenierung getan hätte. Kurz gesagt: Wir können das Unterbewusstsein täuschen!
Das dürfen wir uns jetzt auf der Zunge zergehen lassen. Seit weitaus mehr als 25 Jahren arbeite ich in der Tiefenpsychologie auf der Grundlage dieser einen kleinen Tatsache, und bis heute kann ich mich daran nicht sattfreuen. Denn diese Tatsache ist der Einstieg in ein optimales und gelingendes Management der Gefühle. In meiner Praxis erlebe ich täglich, wie es funktioniert. Sei es, um auch den Weg zum Wunschkind wieder glücklich zu erleben, oder sei es, um Menschen aus Erschöpfungszuständen heraus zu begleiten.
Die äußerst populären Rettungstheorien des Gefühlslebens wie die guten Ratschläge »Lächeln Sie täglich nur zwei Minuten« und das Beispiel des doch immer halb gefüllten Glases – all dies basiert genau genommen nur auf der Tatsache, dass wir die Arbeitsstruktur unseres Betriebssystems kennen und unser Unterbewusstsein bemogeln dürfen. Es ist zu schade, dass viele Ratgeber diese kleine und doch so wesentliche Tatsache vergessen haben zu erwähnen. Mir ist es außerordentlich wichtig, dies zu formulieren, und ich wünsche mir, dass Sie es selbst einmal ausprobieren. Wir haben die Erlaubnis, unser Unterbewusstsein auszutricksen. Manchmal heiligt der Zweck eben die Mittel.
Nur so kann eine positivere Erfahrung des Lebens selbstständig und unabhängig von äußeren Umständen oder Bewertungen empfunden werden, der Weg ins Glück
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