Glueckskinder
einer solchen Situation kann man nichts miteinander klären!
• Wir sind in diesem Moment in den meisten Bereichen unseres Urteils-Handlungs-Vermögens blockiert.
Aus einer derartigen Situation sollten wir uns sofort herausziehen. Wir könnten beispielsweise sagen: »Ich möchte das gerne mit dir klären, doch zuvor muss ich mich beruhigen.« Dies ist ein erster Schritt, um die Situation zu entspannen. Ziehen wir uns zurück. Legen wir uns aufs Sofa, begeben wir uns in die Badewanne, genießen wir ein Vollbad, während unsere Körperzellen in aller Ruhe ihr Programm ablaufen lassen. Ertragen wir widerstandslos alle biochemischen Vorgänge in uns. Wenn wir hier wirklich nicht eingreifen, dann ist dieser Spuk in einer halben Stunde vorbei. Er klingt nach und nach ab.
Danach erst sollten wir darüber nachdenken, welche Dateien wir möglicherweise gerade neu geschrieben haben. Da mag es eine neue Datei von Aggressionserfahrung geben inmitten eines Ordners, den wir eigens für unseren geliebten Partner angelegt hatten. Das ist eine nicht sehr glückliche Perle einer uns so wichtigen Perlenkette.
Das mag Motivation genug sein, hier einzugreifen, mitzumischen und gezielt eine neue, bessere Datei gleich hinterherzuschreiben.
Diese neue Datei sollte eine Hollywood-Version unserer Krisenerfahrung sein – mit einem Happy End, um an die bildliche Erinnerung ein Glücksgefühl anhängen zu können.
Während wir unser Vollbad genießen, könnten wir uns dieselbe Situation erneut vorstellen, sie auf unserer inneren Kinoleinwand in der Glücksversion ablaufen lassen und dort beginnen, wo unsere Welt noch in Ordnung war, an einem Punkt also, bevor wir zum angriffslustigen Neandertaler geworden waren. War das vielleicht der Moment, kurz bevor wir das Gefühl hatten, aus den Worten unseres Partners herauszuhören, dass wir ihn nicht genug liebten? Hatte er oder sie vielleicht gerade gesagt: »Du verstehst mich nicht?« Oder: »Immer denkst du nur an Fußball!« Oder etwa: »Immer bin ich es, die den Mülleimer rausbringen muss!« Häufig sind es scheinbar belanglose Sätze, die Auslöser für unser vollautomatisches Krisenmanagement sein können und den Situationen vorangehen, in denen wir den Kopf verlieren, in denen uns die Wut so richtig packt.
Gehen wir zurück zu der Situation, in der das Verhältnis zu unserem Partner noch ungetrübt und harmonisch war. Stellen wir uns vor, wir hätten uns viel mehr Mühe gegeben, ihn wirklich zu verstehen und intensiver auf seine Gefühle zu achten als darauf, wie er sie formuliert. Wir hätten dann mitgefühlt und sehr schnell begriffen, wie einsam und verlassen er sich gerade vorkommt. Das hätte uns sehr leidgetan. Wir wären einfach auf ihn zugegangen, hätten ihn in die Arme genommen und gesagt: »Ich verstehe dich. Keine Sorge, ich bin da.« Wir hätten die Zeit kurz stillstehen lassen, um dieses tröstliche Gefühl der Zweisamkeit, des Vertrauens und der Liebe zueinander tief in uns aufzunehmen. Wir hätten voneinander nicht mehr ablassen wollen. Und wer weiß, vielleicht wären wir sogar gemeinsam in die Badewanne gestiegen und hätten das Vollbad auf unsere Art außergewöhnlich genossen.
Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf, wenn Sie Ihre Hollywood-Version gestalten, sorgen Sie nur für ein Happy End und lassen Sie die positiven Empfindungen, die diesen Film begleiten, in voller Intensität in sich aufkommen. Und schon haben Sie Ihrer doch so wichtigen Perlenkette eine aktuelle Datei hinzugefügt, eine neue Perle, die auch Ihr Unterbewusstsein noch für eine geraume Zeit weiter faszinieren wird.
Genießen Sie Ihre Partnerschaft und gehen Sie davon aus, dass Sie sich das nächste Mal in einer ähnlichen Situation nicht mehr so gut ärgern können wie bisher.
Glück als Lebenshaltung
Das Glück hat uns also nicht verlassen. Es ist niemals fort, sondern befindet sich in uns. Um ihm zu begegnen, sollten wir innehalten. Das erscheint einfach und ist es auch. Es ist womöglich simpel genug, um das Glück in uns versehentlich immer wieder zu vernachlässigen oder gar zu vergessen.
Sollten wir uns also über längere Strecken unglücklich fühlen, dann hat uns nicht etwa das Glück im Stich gelassen, sondern wir das Glück.
Ein jeder von uns kennt Menschen in seinem Umfeld, die sehr glücklich, warmherzig und liebevoll zu sein scheinen. Diese Menschen sind in der Regel nicht millionenschwere Erben, sie werden auch von Schwierigkeiten nicht umschifft, weder von
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