Glücksklee
der gleichen Firma beschäftigt gewesen, aber sie hatte ihn erst kennengelernt, nachdem sie in die EDV -Abteilung versetzt worden war, wo er arbeitete. Sein Büro war auf dem gleichen Flur, und es hatte sofort zwischen ihnen gefunkt. Nina hatte sich bis über beide Ohren in den attraktiven, aber recht stillen Mann verliebt. Er trug keinen Ehering, und von einer Frau oder einer Partnerin war nie die Rede gewesen. Sie hatten ein paarmal etwas zusammen unternommen und sich so gut verstanden, dass Nina gar nicht auf die Idee gekommen war, ihn nach einer Beziehung zu fragen. Warum denn auch?
Erst Monate später hatte sie die Wahrheit erfahren, kurz nachdem sie entdeckt hatte, dass sie schwanger war. Sie hatte zwar noch nicht den Mut gehabt, Steve diese Neuigkeit mitzuteilen, hatte aber kleine Andeutungen fallenlassen, dass sie ja vielleicht zusammenziehen könnten.
«Das geht im Moment nicht, Liebes, und noch eine ganze Weile nicht», hatte Steve gesagt. Als Nina ihn daraufhin verständnislos ansah, nahm er ihre Hände in seine. «Nina, es tut mir leid, ich war nicht ganz ehrlich zu dir», erklärte er und erzählte ihr dann ruhig, dass er nicht mit ihr zusammenleben konnte, weil er verheiratet war. «Es tut mir wirklich leid. Ich weiß, dass ich es dir gleich zu Anfang hätte sagen sollen, aber erst war nie der richtige Zeitpunkt, und dann war ich schon rettungslos in dich verliebt», meinte er kleinlaut, während Nina versuchte, sich einigermaßen wieder zu fassen.
«Du bist … verheiratet?»
«Ja, aber eigentlich ist es vorbei – schon lange, musst du wissen. Wir tun nur noch so, als ob, der Kinder wegen. Sonst hätte ich mich niemals auf dich eingelassen. Ich wollte es dir gleich zu Anfang schon sagen, aber ich hatte Angst, dass du enttäuscht sein würdest.»
«Ganz richtig, ich bin verdammt enttäuscht! Wir sind seit Ende letzten Jahres zusammen, Steve – wie konntest du mir das bloß verschweigen?»
Und wie hatte ihr das bloß entgehen können?, fragte Nina sich. Sie war sich unglaublich dumm vorgekommen. Im Rückblick waren die verräterischen Hinweise kaum zu übersehen gewesen: Sie hatten immer bei ihr übernachtet, nie bei Steve, und an bestimmten Wochenenden hatte er keine Zeit für sie gehabt. Doch dafür hatte er damals, wie Nina fand, nachvollziehbare Erklärungen geliefert: Zum Beispiel lag seine Wohnung zu weit außerhalb, und an den Wochenenden besuchte er seine alte Mutter, die irgendwo auf dem Land lebte.
O Mann, es war alles so klischeehaft, und sie war so blind gewesen! Wenn Nina überlegte, dass sie ihm beinahe von ihrer, wie sie meinte, großartigen Neuigkeit erzählt hätte … Und nicht nur das – sie war entsetzt, wenn sie daran dachte, dass sie eine Affäre mit einem verheirateten Mann gehabt hatte, allerdings ohne von seiner Ehe zu wissen …
Plötzlich war alles zum Albtraum geworden.
Nachdem die Wahrheit einmal ans Licht gekommen war, wollte Nina nichts mehr mit ihrem Geliebten zu tun haben, Baby hin oder her. Noch am selben Abend beendete sie die Beziehung, ohne ihre Schwangerschaft auch nur mit einem Wort zu erwähnen, und dann verließ sie Galway so schnell wie möglich.
Während sie jetzt auf der O’Connell Street stand, besann sie sich auf die Wut und die Enttäuschung in jenen Wochen und machte sich beides zunutze, um Steve abzuwehren.
«Steve, das geht dich überhaupt nichts an.»
«Doch, selbstverständlich geht es mich etwas an … ich meine, es ist doch auch mein Kind, oder?»
Nina ging zum Angriff über. «Du hast kein Recht – kein Recht, dich nach mir oder nach diesem Baby zu erkundigen. Und du brauchst dir auch überhaupt keine Sorgen zu machen, dass es dein glückliches Familienleben durcheinanderbringen könnte, falls dich das beschäftigt. Ich gebe das Baby zur Adoption frei, damit ich nicht dauernd an dein Gesicht erinnert werde und nicht mehr an dich denken muss. Nie mehr. Das wird sein, als hättest du nie existiert.» Bei diesen Worten zuckte Steve ein wenig zusammen, und Nina erkannte, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. «Ich hoffe bloß, dass das arme Würmchen nicht zu viele von deinen Genen geerbt hat, damit es später nicht auch so lügt und betrügt wie du.»
Über Steves Schulter hinweg sah sie seine Frau und seine Kinder langsam näher kommen. Na, das sollte er ihnen mal erklären, dachte Nina bitter. Doch die vergessene Handtasche hatte ihm natürlich einen vollkommen plausiblen Vorwand geliefert.
«Geh zu deiner Frau zurück, Steve.
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