Glücksklee
auf die Lippe. «Es tut mir sehr leid. Wie gesagt, mir ist klar, dass ich es dir vorher hätte sagen müssen … aber ich weiß es selbst erst seit ein paar Tagen … und ich wollte einfach sicher sein. Aber als Emer dann vorhin … irgendwie hat es mich einfach mitgerissen.»
«Gut, das kann ich vielleicht noch nachvollziehen.» Brian sah sie nachdenklich an. «Aber was glaubst du, wie es überhaupt dazu kommen konnte? Ich dachte, wir wären diesbezüglich auf der sicheren Seite.» An seinen angespannten Kiefermuskeln sah Jess, dass jetzt kein guter Zeitpunkt war, ihm zu gestehen, dass sie die Pille schon vor Monaten abgesetzt hatte.
«Na ja, manchmal passiert so was wohl einfach.»
«Komisch, dass es in all den Jahren vorher nicht passiert ist», sagte Brian zweifelnd. «Hast du schon einen Termin beim Arzt – einfach, um sicher zu sein?»
Sie schüttelte den Kopf. Ihr Herz klopfte wie wild. «Noch nicht.»
«Dann solltest du dir wohl einen holen, oder?»
«Ja, das mache ich auch, sobald ich Zeit habe.» Wieder näherte sie sich ihm. «Brian, was ich heute getan habe, war schrecklich, und ich verstehe gut, dass du dich darüber aufregst, aber wie findest du denn … wie findest du die Tatsache an sich?»
Nach einer Pause seufzte Brian: «Also, ich denke mal, ich freue mich, wenn du dich freust.» Jess fand, dass er ihre Frage damit überhaupt nicht beantwortet hatte. Doch da gab er ihr zu ihrem Erstaunen einen flüchtigen Kuss auf die Wange. «Geh doch hoch und leg dich eine Weile hin. Du bist bestimmt müde nach dem ganzen Rummel. Ich räume hier zu Ende auf.»
«Nein, ehrlich, ich kann das gut machen.»
«Wirklich Jess, du solltest dich ausruhen. Wo du … dich doch so viel damit beschäftigt hast, hast du sicher auch gelesen, dass schwangere Frauen keine Dämpfe von Putzmitteln einatmen sollen, und wir wollen doch nicht, dass irgendwas schiefgeht, oder?» Er musterte sie aufmerksam.
Jess wollte so schnell wie möglich seinem durchdringenden Blick entkommen.
«Also gut», willigte sie ein. Vielleicht war es wirklich sinnvoll, ihm ein bisschen Raum zu geben, damit er sich beruhigen konnte. «Es war wirklich ein verrückter Nachmittag. Ich ruhe mich jetzt ein Stündchen aus.»
«Ein verrückter Nachmittag, ganz richtig», hörte sie ihn leise murmeln, während er sich bückte und einen leeren Saftkarton aufhob.
Jess verließ die Küche und begab sich auf schnellstem Wege nach oben. Im Schlafzimmer lehnte sie sich an die geschlossene Tür und holte tief Luft.
Ach du liebe Zeit, was hatte sie sich da bloß eingebrockt.
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Kapitel 25
Nina war zu einem Treffen mit Trish und Ruth unterwegs. Sie wollten in der Bibliothek das Material durchgehen, das Trish für ihr Buch zusammengetragen hatte. Nina wusste, dass Trish ziemlich genervt war: Sie hatte in den letzten Monaten nicht so viel geschafft, wie sie gehofft hatte, und der Abgabetermin ihres Verlages rückte rasch näher.
Natürlich wusste sie, dass Trish auch deshalb hinterherhinkte, weil sie viel Zeit mit ihrem neuen Freund verbrachte. Nina erinnerte sich an ihre erste Zeit mit Steve. Es war so einfach gewesen, alles andere zu vergessen. Inzwischen war ihr natürlich klar, warum Steve sie anfangs so leidenschaftlich umworben hatte. Sie schüttelte den Kopf. Wie blind war sie doch gewesen.
In diesem Moment klingelte ihr Handy. Sie erkannte die Nummer auf dem Display und hielt sich das Handy ans Ohr.
«Hallo, Mum», sagte sie fröhlich.
«Hallo, mein Spatz. Wollte nur mal hören, wie’s dir geht.»
«Mir geht’s gut. Wo seid ihr?» Ein bisschen wünschte Nina, ihre Mutter würde sagen, sie seien auf dem Weg nach Hause. Das war natürlich blödsinnig, denn Cathy und Tony wollten erst Anfang September zurückkommen. Trotzdem, irgendwo hoffte Nina, dass ihre Mutter allmählich Heimweh kriegte. Konnte doch immerhin sein.
«Wir sind jetzt in Moskau. Nina, du müsstest diese Stadt sehen – einfach unglaublich. Aber Wodka habe ich jetzt für mein ganzes Leben genug getrunken, glaube ich.»
Nina verdrehte die Augen und lächelte. Typisch – wo ihre Mutter war, war eine Party nie weit.
«Habt ihr schon eine Ahnung, wann ihr nach Hause kommt?» Sie versuchte, ihre Hoffnung nicht durchklingen zu lassen. Mit Patrick war es nicht leichter geworden. Er nahm kaum Notiz von ihr, beäugte sie bloß misstrauisch, wenn er sie sah. Was nicht häufig war, dafür sorgte Nina.
«Wir überlegen gerade, ob wir nicht noch ein bisschen
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