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Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)

Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)

Titel: Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola van Daxx
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mehr als nur ein Zufall, dass ich gerade in dem Moment herumzappte, als über hessische Tierheime berichtet wurde, die jetzt schon wieder aus allen Nähten platzten, weil die Tierkinder unter dem Weihnachtsbaum den stubenreinen Vorstellungen ihrer Neubesitzer wohl nicht ganz entsprochen hatten.
    Schon vor Silvester war der Ansturm groß gewesen – aber die Tierheimsprecher riefen tapfer weiterhin dazu auf, die plötzlich lästig gewordenen Kuschelpartner zumindest ins nächste Tierasyl zu bringen und NICHT bei Minusgraden irgendwo auszusetzen.
    Ob Leute, die ihre Tiere vor die Tür setzen wollten, gerade das befolgen würden?
    Ich weiß ja nicht. Schauen solche Menschen überhaupt die Nachrichten?
    Mich jedenfalls brachte es auf eine Idee…
     
    *
     
    „Den will keiner. Der hat eine Nase“, sagte die Frau, die mich durch die Gitterkäfige gelotst hatte. „Das ist eher unerwünscht bei dieser Rasse…“
    Voll rassistisch, dachte ich spontan. Eine Nase braucht doch jeder! Ich verstand zwar nur Bahnhof, aber man wird sich doch wohl nochmal gepflegt aufregen dürfen...
    Ganz hinten in der Ecke saß nämlich ein Kater, cremefarben, ziemlich heruntergehungert, mit einem Rest von Fell, das ihm geblieben war. Wobei Fell übertrieben war, es sah aus wie ein uralter, ausgedienter Flokati vom Sperrmüll, der wirklich zu nichts mehr zu gebrauchen war. Die Haut unter dieser Art Flokati sah auch nicht besonders gut aus, hier und da Ekzeme, tippte ich.
    „ Ist eigentlich ein Perser, das kann man momentan nur nicht so genau erkennen. Der kam aus schlechter Haltung, war total verfilzt. Sein Herrchen war krank und konnte ihn nicht mehr versorgen, da geht das schnell mit dem Verfilzen. Dann war er noch vier Tage mit ihm in der Wohnung, als der alte Mann schon gestorben war. Ein Passant hat zufällig die erbärmlichen Schreie gehört und dachte wohl erst, ein Kind würde mindestens verprügelt, wenn nicht Schlimmeres. Da hat er dann kurzerhand die Polizei gerufen. Zum Glück, denn lange hätte der Kleine da nicht mehr überlebt und bestialisch gestunken hat es auch schon. Wir mussten ihn dann erst einmal in Narkose setzen und komplett abscheren.“
    So eine Sauerei, dachte ich. Der arme Kerl...
    Aber sein Herrchen war ja auch eine tragische Figur .
    Wie traurig, dass niemand etwas mitbekommen hatte.
    Nu r der aufmerksame Passant versöhnte mich wieder mit der bösen, bösen Welt.
     
    Wunderschöne bernsteinfarbene Augen und einen Blick, als wüsste er alles, aber auch ALLES, was man auf dieser Welt so wissen musste. Beneidenswert! Trotzdem sah er schon ziemlich komisch aus, abgemagert und mit stumpfem Restfell.
    Schön war etwas anderes, aber diese Katze war viel mehr als nur schön. Sie hatte etwas, was die wahren Schönheiten, die Models unter den Samtpfötchen oder die kleinen Kätzchen, die durch ihr Kindchenschema bezirzten, einfach nicht hatten. Da  war das gewisse Etwas in seinem Blick, etwas ganz Besonderes. Eine Art Katzen-Charisma, dem ich sofort verfallen war.
    Denn eigentlich hatte ich eher nach einem Hund Ausschau halten wollen oder erst einmal nur Gassi gehen, völlig unverbin dlich.
    Nun stand ich aber vor dem hässlichen grauen Gitter und war wie hypnotisiert von diesem zerfetzten, ungepflegten, ärmlich zusammengekauerten Stubentiger, der mich in seinen Bann gezogen hatte.
     
    Eine Katze? Bei mir in der Wohnung? Und NUR in der Wohnung? War das nicht eine Form von Tierquälerei? Ich entschloss mich näher nachzufragen: „Geht der auch mal raus oder muss ich den jetzt lebenslänglich einsperren?“, fragte ich, die keinerlei Ahnung von Katzen gehabt hatte, unsicher.
    „Eine Nachbarin hat der Polizei wohl erzählt, dass er ab und zu raus durfte. Aber wenn Sie ihn wirklich nehmen wollen, dann werden Sie das ganz schnell selber merken, ob er ein Freigänger war. Der macht sich dann schon bemerkbar…“
    „Wie soll ich das verstehen? Macht er dann Rabbatz und schreit alles zusammen oder verkratzt mir die Türen?“ Im Geiste sah ich meine Mutter schon ebensolchen Rabbatz veranstalten, wenn sie Kratzer in ihren Eiche-rustikal-Türen finden würde.
    „Das kann ich Ihnen auch nicht ganz genau sagen, aber in der Regel machen sie sich bemerkbar, sie wollen einfach raus an die frische Luft und werden keine Gelegenheit auslassen, irgendwie dort hinzu kommen.“
    „Aha…“, ich war etwas ernüchtert. Vielleicht war Katzenm ama-Sein gar nicht so leicht???
    Aber da traf mich schon wieder sein durchdringender Blick.

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