Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
Laptoptastatur über die Charaktere meiner Protagonisten sinnieren. Ganz verloren in meiner wahnsinnig kreativen Gedankenwelt. Unterbrochen nur noch von meiner Hausdame, die mir zur Teatime frisch gebrühten Darjeeling in feinstem weißen Bone-China-Porzellan servierte, dazu eine silberne Étagère mit feinster Patisserie und den traditionellen hauchdünnen Gurkenhäppchen auf englischem Buttertoast, gerade so, als wäre ich im Londoner Grandhotel Savoy zum Afternoon Tea.
Ich konnte es kaum erwarten, mein Buch, von dem ich noch keine rechte Ahnung hatte, außer, dass es natürlich ein literarisches Meisterwerk werden würde, endlich den vielen bereits seit langem auf mich wartenden, seriösen Verlagen vorzulegen.
Nein, Anfängerfehler würde ich nicht machen, das hatte ich mir fest vorgenommen. Von wegen Geld vorlegen und hunderte von Büchern auf eigene Kosten vorproduzieren. Nicht mit mir!
Die Verlagsleute würden jedenfalls staunen, wenn sie erst einmal erkannt hatten, welches Talent da gerade ein Manuskript eingereicht hatte.
Es konnte ja eigentlich auch gar nicht anders sein. Immerhin hatte ich schon als Kind selbsterfundene Geschichten in meine Schulhefte geschrieben, in Deutsch immer eine Eins ergattert und – soweit ich mich erinnern konnte – lachte die ganz Klasse immer Tränen über meine Aufsätze.
Die Sache mit dem missglückten und nicht zu Ende geführten Fernstudium konnte ich ja unter den Tisch fallen lassen…
Das würde sicherlich erst später richtig interessant werden, wenn ich zum Beispiel in der NDR-Talkshow oder bei Frau Böttinger saß, um meine unglaubliche Erfolgsstory zu erzählen.
Dann könnte ich auch endlich mal ganz in Ruhe der Gesprächsrunde folgen und würde der Mischpoke zuhause lediglich kurz zublinzeln, als geheimes Zeichen sozusagen.
Hach, mein Leben würde sicher schon sehr, sehr bald eine Wahnsinnswendung nehmen….
Ich war mehr als optimistisch und googlete schon mal vorsichtshalber, mit welchem Einkommen ich als Bestsellerautorin so ungefähr zu rechnen hatte. Dabei wurde mir ganz anders.
Das waren schwindelerregende Summen, die da au f mich zukommen würden…
Am besten, ich würde mich schon einmal mit Geldanlagen in größerem Stil beschäftigen. Focus Money, Kapital und die FAZ musste ich wohl oder übel schon in Bälde studieren. Das Geld musste ja schließlich arbeiten , und ich wollte auch dort keine Anfängerfehler machen.
Es gab nur ein klitzekleines Problem : Das Buch war noch nicht fertig.
Und so steckte ich weitere viele hundert Stunden in mein Mammut-Projekt, legte weitere Listen an, erfand eine Art Zeitstrahl, um die Ereignisse und Meilensteine meiner Geschichte bildlich darzustellen, hatte tausende von Schnipseln in der Wohnung verteilt, Einfälle, die spontan auf irgendetwas festgehalten werden mussten, das hatte ich auch von Frau Rowling gelernt…
Und dann kam der Tag des Happy End. Lena und Arne hatten sich – nach einigen turbulenten Irrungen und Verwirrungen – wieder gefunden und alles sah nach einem Neuanfang aus.
Das war es also, mein Buch !
Es hatte grandiose 680 Normseiten, dieses Erstlingswerk und mir platzte fast der BH vor Stolz.
Über ein halbes Jahr hatte ich fleißig in die Tasten gehauen, und nun wollte ich auch bald die Früchte meiner Arbeit ernten. Gesät hatte ich ja mittlerweile eine ganze Menge.
Dem Rat der Erfahreneren folgend, druckte ich das „Werk“ nun das erste Mal aus. Es ergab einen dick gefüllten A4-Ordner. Ein echt schweres Biest.
Ein Titelbild hatte ich auch bereits entworfen, das klebte ich dann auf den Ordner. Na, das sah doch schon schwer nach einem richtigen Buch aus. Halt ein bisschen groß, mit Lochung und unhandlich. Aber, es war MEINS.
Von meiner Hände Arbeit erschaffen.
Ahmed sollte als Co-Autor natürlich auch nicht leer ausgehen. Ihm kaufte ich zur Feier des Tages eine angemessene Portion Tatar vom besten Metzger am Platz und mir zur Belohnung einen Schampus von Feinkost Albrecht.
Auch, wenn gerade kein „Wetten, dass?“ lief…
Aber d as hatten wir uns verdient!
*
„Thea, deine Katze hat in unseren Garten uriniert!“, schallte es eines schönen Frühlingsmorgens in mein weit geöffnetes Schlafzimmerfenster. Durchlüften war eine wichtige Sache, der Mensch verliert schließlich bis zu zweieinhalb Liter Wasser über Nacht.
Ein bisschen frischer Wind hätte sicher auch der aufgetakelten Frau Neumeier vom Nachbarhaus, ihres Zeichens „Zahnarztfrau“,
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