Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
klitzekleine Bitte geäußert, unsere fehlende Thujahecke doch zu ersetzten. Allerdings auf dem Grundstück der Neumeiers selbst. Sprich, eine ganz neue Hecke zu pflanzen. Gerne mit dem exakt korrekten Grenzabstand zu unserem Grundstück und möglichst dicht gepflanzt, die einzelnen Bäume jedoch unter keinen Umständen kleiner als 2,25 m. Das alles sollte noch vor Einsetzen der Frostperiode geschehen, die genannte Deadline: 15. Oktober.
Ich fand das nur fair…
Als Anlage hatte ich gewisse Momentaufnahmen, also „Buenos Dias“, besonders schöne Fotos, beigefügt.
Und ganz zum Abschluss habe ich noch sanft darauf hingewi esen, dass bei Nichteinhaltung meiner höflichen Bitten mit weiteren Einschreiben zu rechnen sei.
Allerdings würden diese dann an den werten Gatten direkt adressiert.
Mir ging ganz schön der Stift, denn bislang kannte ich solche Aktionen nur aus Film und Fernsehen. Kriminelle Energie war eigentlich nicht vorhanden gewesen, zumindest bislang. Aber der Mensch sollte sich ja lebenslang entwickeln und lernfähig bleiben. Insofern müsste ich alles richtig gemacht haben.
Und die Anwaltskosten hatte ich unter Umständen auch gespart. Eine alte Angewohnheit, aber im Grund nun nicht mehr vonnöten.
Aufgrund dieser Vorkommnisse hatte ich meinem kleinen Streuner die Kamera wieder angeheftet.
Und erfuhr auf diesem Wege wieder einmal Neuigkeiten aus dem Bettenlager von Herrn Altenberg.
„Na, Schnurrdiburr? Auch wieder Hunger auf lecker Hähnchen?“, hörte ich ihn sagen und Ahmed schien beim Kauen ganz schön mit dem Kopf zu wackeln. Die Kameraführung war mehr als unruhig. Naja, Hauptsache es schmeckt!
„Hast du eigentlich keine Freundin, kleine Samtpfote?“
Eine Antwort ließ natürlich auf sich warten, man hörte schmatzen. Nur schmatzen. Und zwar stereo.
„Ich hab’s mir auch abgewöhnt. Alles viel zu kompliziert. D ie einen haben es nur auf meine Kohle abgesehen, die anderen wollen ständig ausgehen, repräsentieren, aufs gesellschaftliche Parkett geführt werden, das ist mir völlig zuwider. Und dann, ich will’s dir nur kurz erzählen, habe ich es hier mit diesem Teil probiert. Online-Dating. Ein absoluter Reinfall. Die Bilder, die die Damen da reinstellen, sind mindestens zwanzig Jahre alt und noch aus besseren Tagen. Alles Lug‘ und Trug – ich sag’s dir. Dann habe ich es noch mit Speed-Dating, Shopping-Dates, Walking-Dates, Blind-Dates und Slow-Dating probiert, danach mit Flirtschule und Single-Cooking, das sind so Kochkurse für Alleinstehende. Aber was sollte ich da auch? Ich esse ja sowieso meistens gegrillte Hähnchen und panierte Putenschnitzel, das weißt du ja. Und wozu soll ich so einen Firlefanz kochen, wenn mir auch die Chickennuggets vom Amerikaner schmecken?“
Dann hatte man wieder nur Kaugeräusche gehört. Und schmatzen…
Aha, der holde Nachbar, er hatte wieder mal einen seiner kleinkarierten Schlafanzüge an, war auch völlig desillusioniert, was die Liebe betraf. Er hatte sich wohl damit abgefunden.
Das Ganze kam mir ziemlich bekannt vor, auch wenn ich vorausschauenderweise erst gar nicht mit den Dating-Geschichten begonnen hatte.
Mir war die Sache mit dem Hot Doc, als meinem Ex-Karsten, noch zu nah. Außerdem hatte ich ja wirklich keine Zeit für solche Kindereien. Schließlich war ich Bestsellerautorin und musste mich um wichtigere Dinge kümmern: Hausbau, Kamera-Auswertungen und die eine oder andere Erpressung…
Natürlich nur, wenn alle diplomatischen Optionen ausg eschöpft waren.
Ach ja, und nicht zu vergessen, so langsam rückte auch der Abgabetermin von Band 3 näher und näher.
Im Mai kommenden Jahres sollte Hannibal Lektor das Buch in Händen halten. Zumindest in der Rohfassung. Bislang hatte ich nur einige Seiten und noch weniger Ideen dazu entwickelt, war mir aber sicher, dass ich das locker schaffen würde.
Doch erst einmal genoss ich die letzten Herbsttage in meinem Möbellager. Fast wurde ich ein bisschen wehmütig….
„Theeeea!“, rief es eines Morgens ziemlich laut durchs Treppenhaus. Was war passiert? Ich hechtete in Richtung Obergeschoss. Da stand Mutter Sellinger im Nachthemd und war höchst aufgeregt.
„Das MUSST du dir ansehen – drüben wird eine Hecke g epflanzt, bei Neumeiers. Eine ganz große… Fast noch höher als unsere war.“
Fassungslos starrte meine Mutter aufs Nachbargrundstück, wo tatsächlich eine Gartenbaufirma, man höre und staune – nicht Herr Rotheck – die Arbeiten
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