Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
selbst.
Ein astreiner Vokuhila in der Manta-Retro-Variante.
Mein einziger Trost war, dass es noch wochenlang Winter sein würde und Mützen nun ein wirkliches Must-Have waren.
Da hatte ich mir nun jahrelang die Haare selbst geschnitten oder war zum 10-Euro-Frisör gegangen, wenn ich mal die Spe ndierhosen mir gegenüber angehabt hatte – und nie war ich so unglücklich wie jetzt, nach dem Besuch beim Starfrisör.
Vor lauter Aufregung bekam ich auch noch rote Flecken in Gesicht und Hals und landete abends direkt in der Notarztzentr ale, denn Juckreiz gesellte sich auch noch dazu.
„Sind Sie mit irgendwelchen fremden Stoffen in Berührung gekommen? Neues Waschmittel, neue Creme, neues Shampoo – oder neue Medikamente?“, fragte mich die diensthabende Notärztin. „Nicht direkt, ich war nur heute beim Frisör – neuer Schnitt, neue Farbe. Ich nehme an, da waren genügend Stoffe dabei, die ich noch nicht gekannt habe.“
„Aha –sowas hatte ich mir doch gleich gedacht.“
„Und jetzt?“, fragte ich besorgt.
„Sie bleiben jetzt mal eine Weile hier und bekommen eine schöne Infusion“, ordnete die Ärztin im Brustton der Überzeugung an.
„Was kriege ich denn verabreicht gegen das Jucken und die Flecken?“
„Cortison – das einzig Wahre in so einem Fall.“
Na, ganz toll, dachte ich. Da war ich nun ganze 540 Euro los – wohlgemerkt ohne Fahrtkosten, hatte eine 80er-Jahre-Scheißfrisur, rote Punkte im Gesicht, Juckreiz überall und gleich noch eine Nadel im Arm.
In Gedanken freundete ich mich schon wieder mit Pony und Pferdeschwanz an. Mein Verhältnis zu Starfrisören und Hairstylisten war seitdem mehr als gestört.
Dabei wollte ich doch gerade besonders schick aussehen, immerhin war ich zu den Dreharbeiten von „Sahneschnitte mit Schinkenspeck“ eingeladen.
Ja, dieser Traum war – im Gegensatz zur Traumfrisur – wirklich in Erfüllung gegangen.
Till Nuschler, Deutschlands Starregisseur Nummer Eins, hatte die Sache persönlich in die Hand genommen. Als Produzent, Regisseur und männlicher Hauptdarsteller. In Personalunion!
Der Typ kam auf jeden Fall total locker in Jeans und Kapuzenpulli daher, begrüßte mich mit „Hi Thea, ich bin der Till. Der Till, der immer kriegt, was er will.“
Ja, super Späßchen, Till. Da wär‘ ich ja nicht drauf gekommen, dachte ich. Aber natürlich war ich sofort hin und weg von ihm…
Dann führte mich der Till zur „Vroni“, der weiblichen Hauptrolle. Da war ich dann endgültig aus dem Häuschen.
Denn Veronika Sedelhuber, das bayerische Weibsbild mit dem Vorratsholz vor der Hütt’n, fand ich schon immer hammermäßig. Mit Absätzen war sie bestimmt fast zwei Meter groß und dann hatte sie eine Figur wie eine Filmgöttin aus den fünfziger Jahren. Kurvenreich und atemberaubend. Dazu noch eine Ausstra hlung…
Allerdings musste ich mich erst noch daran gewöhnen, dass sie sich nun Vroni Pérez nannte. Die Diva hatte nämlich kürzlich einen feurigen Andalusier geheiratet, Pepe Pérez, ein berühmter Stierkämpfer in seiner Heimat. Die deutschen Tierschützer tobten zwar im Internet, aber das schien die Filmdiva kalt zu lassen. Für sie zählt nur die Liebe, hat sie dazu gesagt…
Hach, wie romantisch! Sie war für mich die Allergrößte.
Apropos groß: Vroni hatte einen extra großen Wohnwagen für die Zeit der Dreharbeiten ergattert. Er stand etwas abseits vom Set. Aus gutem Grund, wie ich gleich erfahren sollte.
„Die Vroni braucht halt immer megamäßig Ruhe in den Pausen, das ist voll wichtig für sie“, stammelte der Till, der tatsächlich ganz schön nuschelte, während wir auf dem Weg zu ihrem Extra-Gefährt waren. Dabei erklärte er mir – und wohl auch sich selbst – unermüdlich, was heute alles „ in den Kasten muss“ .
Geplant war eine Szene, in der die Vroni zwei Lehrmädchen belauschte und dabei erfahren musste, dass der Till sie nach Strich und Faden betrog.
Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen wäre natürlich völlig zufällig…
Vorsichtshalber hatte ich das Ganze auch in einem Elektronikfachmarkt angesetzt und nicht in einer Klinik.
Till hatte nur kurz angeklopft und dann die Wohnwagentür geöffnet, da hörte ich schon eine schrille Stimme…
„Waaaaaahn-sinnig, ich werde noch waaaaahn-sinnig hier. Das Catering ist unter aller Sau, ständig kriege ich Sachen serviert, die ich überhaupt nicht essen kann. Ich bin Veganerin! VE-GA-NE-RIN!!! Nochmal zum
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