Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
Belohnung sfahrt für übermäßige Staubsaugerverkäufe an gelangweilte Hausfrauen.
Zum Glück waren an den Bars aber auch Landsmänner aus Deutschland, die sich gleich ordnungsgemäß bei mir vorgestellt hatten. Die etwas in die Jahre gekommenen Herren vom Kölner Kegelclub Karamelle , die ebenso wie wir nichts von „Mariandl und ihrem Sepp“ hielten, trösteten mich jedes Mal so gut sie konnten:
„Dä hät nix zo kamelle!“, was sinngemäß übersetzt wohl b edeuten sollte, dass die Amis hier schon mal gar nix zu sagen hatten.
Schließlich war die Antina Lux deutsches Territorium, da sollten die sich mal besser benehmen…
Die Kölner waren wirklich gute Kerle – und da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich: Es war nicht eine einzige Schwulinette dabei. Und das bei einem Kölner Club!!!
Ich sah im Geiste schon die ungläubigen Augen von Claude und Detlef.
Die würden es nicht für möglich halten…
Naja, jedenfalls waren die Herren aus Gay City Cologne die einzig halbwegs Normalen auf diesem Schiff. Denn auch die Japaner mit ihrem Gamsbarthüten und viel zu langen Dirndln waren mittlerweile völlig außer Rand und Band geraten – angesichts des täglichen Oktoberfestes, den Fingerhakel- und Schuhplattlerkursen am Nachmittag und der Blasmusikbeschallung – selbst in der Pianobar. Das war weißblaue Gemütlichkeit in der Hardcore-Version.
Nicht zu vergessen, der Jodelkurs mit Mariand l und ihrem Sepp…
Alles in allem bekam ich von den Bahamas, St. Maarten und St. Thomas nicht besonders viel mit, da Mutter Sellinger nun auch noch seekrank geworden war und die Kabine überhaupt nicht mehr verlassen wollte.
Also blieb ich die ganze Zeit an Bord, versorgte sie mit Pillen vom Schiffsarzt und deutschem Zwieback mit schwarzem Tee und genoss die verbleibende Zeit an der Sonnendeck-Bar, die ich endlich einmal für mich alleine hatte, denn alle anderen waren ja auf Landgang.
Ich machte also das Beste aus der vertrackten Lage und fotografierte alles von Deck aus, was bunt, karibisch und nach großer Fahrt aussah und genoss die himmlische Ruhe auf der Antina Lux. Das war der einzige Tag, den ich halbwegs als Urlaub empfinden konnte und den ich mir standesgemäß mit einigen Mojitos – reine Gedenkaktion an meinen verstorbenen Kollegen Hemingway – versüßt hatte.
Alles andere war eine Tortur gewe sen…
Diese Menschenmasse, zusammengepfercht auf einem Kreuzfahrtdampfer, war definitiv nichts für Erholungssuchende. Alles in allem eher eine Fehlinvestition.
Wären wir vielleicht besser wieder nach Bad Kissingen gefa hren. Ein bisschen Moor, eine kurze Anreise und messbare Erholung, ganz ohne Kotztüten.
Die Reisebucher der Hanse-Heim AG hatten da eindeutig das bessere Händchen an den Tag gelegt.
Wie gerne wäre ich da zuhause bei meinem Ahmed gewesen, hätte in meinem neuen Übergrößen-Bett geschlafen und morgens im Nachthemd die Umsatzzahlen und die Spionagekamera ausgewertet. Diese Erkenntnis musste ich jedoch teuer bezahlen.
Immerhin, ich war die Miss Mörkel vom Kreuzfahrtdampfer!
Am achten Tage sollte der Trip dann endlich sein Ende finden. Noch einmal Weizenbier, frische Brezn und Blasmusik unter karibischer Sonne. Wie immer direkt nach dem Frühstück. Hunger hatte ich sowieso keinen mehr, es gab eigentlich rund um die Uhr zu essen. Mir war schon ganz schlecht, auch ohne seekrank zu sein.
Wahrscheinlich würde ich auf dem Rückflug nach dem Ve rlängerungsgurt fragen müssen.
Zum Abschied auf dem Sonnendeck gab’s noch einmal Freibier für alle und es ertönte in voller Lautstärke: „In München steht ein Hofbräuhaus, oans, zwoa, gsuffa!“
Angestimmt wurde der Chor der an Bord „Gefangenen“ von Mariandl und ihrem Sepp , die auch schon ganz geschafft aussahen von ihrem Mega-Jubiläums-Programm.
Fast war ich schon froh, dass die Amis nicht wieder was in meine Richtung grölten…
Diese Truppe aus colabäuchigen Mittfünfzigern nie mehr wi ederzusehen, war schon eine Art Urlaub ohne Ende.
Doch unter all den bayerischen Gesängen wollten die Kölner Karamelle Kegelherrn auch nicht klein beigeben und stimmten in jeder noch so kleinen Pause mit ihrem „Mer losse de Dom in Kölle“ dagegen. So laut es irgendwie ging, schmetterten sie ihren Heimatstolz über den Atlantik.
Do ch die Massen an Trachtenträgern überstimmten alles mit ihrem Hofbräuhaus-Lied. Gsuffa, gsuffa, gsuffa!
Kurz vor dem Einlaufen in den Hafen, den von mir zumindest
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