Glücksregeln für den Alltag
Kollegen aus. Haben Sie eine Idee, wie man in einer solchen Situation die Lage verbessern könnte?“, fragte ich den Dalai Lama.
„Das hängt von dem jeweiligen Menschen und seiner Fähigkeit und Bereitschaft ab, seine eigenen Emotionen, wie Wut, Neid und so weiter, zu kontrollieren. Wir sollten nach Kräften versuchen, die Verantwortung für unsere eigenen Emotionen zu übernehmen, Toleranz üben und versuchen, Neid zu reduzieren, obwohl das natürlich nicht immer leicht ist und es den Menschen unterschiedlich gut gelingt.
Man könnte ganz allgemein beginnen, indem man anerkennt, dass wir für unseren Lebensunterhalt alle wechselseitig voneinander abhängen. Das ist der Ort, wo wir anfangen könnten. Je mehr wir diese Tatsache als Realität anerkennen, desto größer wird unsere Bereitschaft sein, mit anderen zusammenzuarbeiten. Manchmal haben wir das Gefühl, wir wären getrennt von den anderen, unabhängig; es ist das Gefühl: ,Ich verdiene mein eigenes Geld, ich komme für mich selbst auf, wozu brauche ich die anderen?’ Besonders wenn wir jung und gesund sind, meinen wir oft: ,Ich schaffe es allein, was kümmern mich andere Menschen?’ Aber egal, welchen Job wir haben, es gibt immer viele andere Kollegen, die auf ihre Weise zum Erfolg des Unternehmens beitragen, von dem wir zur Bestreitung unseres Lebensunterhalts abhängen. Ohne sie würde das Unternehmen nicht existieren und wir würden nichts verdienen - ganz zu schweigen von den Kunden oder Lieferanten oder vielen anderen, die es uns ermöglichen, unser Geld zu verdienen.“
„Das stimmt natürlich, es sei denn, wir arbeiten allein in unserem Kellergeschoss vor uns hin oder betätigen uns als Fälscher und stellen unser eigenes Geld her“, scherzte ich.
Der Dalai Lama lächelte höflich über meinen mageren Witz und fuhr dann fort: „Um mit anderen am Arbeitsplatz besser auszukommen, und darüber sprechen wir ja hier, ist es das Wichtigste, die gegenseitige Verbindung unserer wechselseitigen Abhängigkeit anzuerkennen. Das ist der Schlüsselfaktor: diese Wirklichkeit klar zu verstehen. Auf dieser Basis wird man zumindest eher bereit sein, mit anderen zusammenzuarbeiten, ganz gleich, ob man Zuneigung oder Mitgefühl für sie empfindet oder nicht. Auf dieser Ebene, auf der Ebene des Teamwork, sind Mitgefühl oder Empathie gar nicht erforderlich. Doch wenn Sie die Beziehungen verbessern und festigen wollen, sie auf eine tiefere und viel befriedigendere Ebene bringen wollen, dann sind Empathie und Mitgefühl notwendig. Verstehen Sie?“
„Ja“, stimmte ich zu.
„Wenn ich also darüber nachdenke, was noch helfen könnte, mit schwierigen Menschen in der Arbeit zurechtzukommen, so möchte ich mal Folgendes sagen: In Situationen, wo man mit feindseligen Kollegen oder schwierigen Vorgesetzten zu tun hat, kann eine umfassendere Sichtweise manchmal hilfreich sein - indem man erkennt, dass das Verhalten des Betreffenden möglicherweise gar nichts mit einem selbst zu tun hat, dass es vielleicht andere Gründe für sein Verhalten gibt und man es deshalb nicht allzu persönlich nehmen sollte. Solche feindseligen Ausbrüche können durchaus mit vollkommen anderen Dingen, vielleicht sogar mit häuslichen Problemen Zusammenhängen. Diese einfachen Wahrheiten vergessen wir manchmal.
Und da wir darüber sprechen, wie man tieferes Mitgefühl für andere aufbringen könnte, möchte ich noch anmerken, dass dieses Mitgefühl unvoreingenommen sein sollte; im Idealfall sollte es sich an alle Menschen gleichermaßen richten. Das ist echtes Mitgefühl, universelles Mitgefühl. Zum Beispiel denken wir oft, Mitgefühl richte sich nur gegen die Menschen, die schlechter dran sind als man selbst - Menschen, die weniger Glück hatten, die arm oder in schwierigen Lebensumständen sind. Hier ist Mitgefühl natürlich vollkommen angemessen. Aber wenn ein Mensch reicher als man selbst oder berühmt ist oder sich anderer glücklicher Umstände erfreut, haben wir das Gefühl, er sei kein geeigneter Adressat für unser Mitgefühl. Unser Mitgefühl versiegt und vielleicht empfinden wir sogar Neid. Aber wenn Sie näher hinschauen, so sind diese Menschen, ganz gleich, wie reich oder berühmt sie sind, doch auch nur Menschen wie Sie selbst - den Veränderungen des Lebens unterworfen, dem Alter, Krankheiten, Verlusten und so weiter. Selbst wenn es nach außen hin nicht ersichtlich ist, so werden auch sie früher oder später dem Leiden unterworfen sein. Auf dieser Basis, als unsere
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