Glücksregeln für den Alltag
antworteten ziemlich genau dasselbe, was eine Frau mir erklärte: „Geld ist für mich nicht mehr das Wichtigste. Ich interessiere mich mehr für einen Job, der mir Flexibilität, Abwechslung und Zeit für andere Dinge erlaubt. Ich habe keine Lust, an einem Schreibtisch zu sitzen und jeden Tag dasselbe zu tun. Ein Job, wie Sie ihn anbieten, gibt mir die Möglichkeit, mich nebenbei meinem Schreiben und meinen künstlerischen Interessen zu widmen. Außerdem helfe ich gerne anderen Menschen. In meinem letzten Job arbeitete ich von morgens bis spätabends und verdiente eine Menge Geld, aber ich hatte das Gefühl, dass meine Arbeit letztlich dazu diente, dem Generaldirektor - dem ich übrigens nie begegnet bin - und einer Menge gesichtsloser, unbekannter Aktionäre einen immer größeren Profit zu bescheren. Ich möchte einen Job wie den von Ihnen ausgeschriebenen, bei dem ich als ,rechte Hand‘ von jemandem arbeite und wo ich miterleben kann, dass ich anderen Menschen helfe, die ich auch tatsächlich zu Gesicht bekomme.“
Ja, vielleicht sind die Dinge dabei, sich zu ändern. Immer mehr Menschen scheinen Entscheidungen auf die Weise zu fällen, wie ein Freund von mir es kürzlich beschrieb:
„Ich machte 1986 meinen Abschluss in New York an der Columbia University, also auf dem Höhepunkt der Wall-Street-Manie und des Yuppie-Wahnsinns. Ich hatte bereits mehrere Praktika in Kunstgalerien und Performance-Art-Centern absolviert - und sie hatten mir großen Spaß gemacht. Ich hatte sowohl Kunstgeschichte als auch Musik im Hauptfach studiert, und in beiden Sparten konnte ich arbeiten - abgesehen vom Unterrichten. Ich liebte Kunst und Theater, was konnte besser sein? In unserer Praktikantengruppe diskutierten wir oft über die Jobangebote und halfen uns bei der Entscheidung, welchen wir annehmen sollten. Ich erzählte ihnen von meinen Angeboten. Eines war ein sehr schlecht bezahlter Einsteigerjob bei einem der renommiertesten Performance-Art-Center von New York. Bei dem anderen Job ging es um Public Relations in einer Wall-Street-Firma. Sie boten mir dort das Dreifache von dem, was das Art-Center mir bot, und die Aussicht, mein Gehalt jedes Jahr durch Prämien zu verdoppeln. Als ich meine Gruppe fragte, was ich tun sollte, antworteten alle im Chor: ,Nimm das Geld“. Aber ich sah ganz genau, dass dies die Art Job war, die ich von meinem Bruder kannte - eine Hundert-Stunden-Woche, keine Ferien, kein Privatleben, im Büro schlafen, sich vor Müdigkeit kaum mehr auf den Beinen halten können. Ich entschied mich für den Einsteigerjob und obwohl ich oft Mühe hatte, an kalten und stürmischen Tagen genug Geld für die U-Bahn zusammenzukratzen (normalerweise ging ich zu Fuß zur Arbeit), landete ich schließlich in einem Beruf, den ich liebe, und verdiene jetzt auch so viel Geld, dass ich mir ein Taxi leisten kann, wenn ich will. Und ich habe Zeit, Ferien zu machen.“
VIERTES KAPITEL
DIE RICHTIGE BALANCE FINDEN –
ZWISCHEN LANGEWEILE UND HERAUSFORDERUNG
„I n letzter Zeit macht mich die Arbeit wahnsinnig“, klagte ein Freund, der in einer Marketingfirma arbeitet. „Ich bin völlig fertig und überlege allen Ernstes, ob ich nicht kündigen soll. Ich halte es einfach nicht mehr aus.“
„Ja, ich weiß, wie das ist“, antwortete ich mitfühlend, „Überlastung kann einen wirklich sehr aufreiben.“
„Nein, das ist es nicht. Es ist genau das Gegenteil. Ich langweile mich halbtot. Immer dasselbe, jeden Tag. Meistens habe ich schon um zwei Uhr nachmittags das erledigt, was ich tun muss; und den Rest des Tages versuche ich, beschäftigt auszusehen, spiele mit dem Kugelschreiber herum, stelle kleine Skulpturen aus Büroklammern her, und an ganz schlimmen Tagen starre ich die kleinen Löcher in den Deckenplatten an und erfinde imaginäre Spiele, bei denen ich die Punkte verbinde.“
Schon vor längerer Zeit hat man erkannt: Langeweile und fehlende Herausforderungen sind häufig Ursachen für Unzufriedenheit bei der Arbeit. Zahlreiche wissenschaftliche Studien und Umfragen - wie von Sheila Henderson an der Stanford University, oder von Karen Loscocco und ihren Kollegen, Soziologen an der University of Albany - haben bestätigt, dass die Herausforderung ein Hauptfaktor für die Arbeitszufriedenheit ist. Und andere Experten verwenden oft den Begriff „Übereinstimmung von Mensch und Arbeitsumfeld“. Um ein Maximum an Arbeitszufriedenheit und Arbeitsleistung zu erreichen, müssen die Arbeitenden ein Gleichgewicht zwischen
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