Glücksregeln für den Alltag
resultierten eine jahrelange Unzufriedenheit und eine wachsende Bitterkeit, die schließlich ihre Beziehungen zu ihren Freunden und ihrer Familie beeinträchtigte.
Dianes beharrliche Weigerung, sich von ihrem unaufhörlichen Streben nach Wohlstand und Ansehen zu lösen, ist angesichts ihres großen Talents und ihrer außerordentlichen Fähigkeiten als Anklägerin besonders tragisch. Es führte dazu, dass sie Stellen vom Büro des Generalstaatsanwalts ablehnte, in denen man ihr höhere Positionen zusicherte, die auch mit mehr äußerer Geltung verbunden waren. Getrieben von den Leistungen ihrer Kollegen im privaten Sektor und entschlossen, ebenso viel Erfolg wie sie zu haben, ja sie sogar zu übertreffen, wird sie mit einiger Sicherheit weiterhin unglücklich bleiben.
Einer ihrer ehemaligen Kollegen aus dem Büro des Generalstaatsanwalts, mit dem ich einmal über Dianes chronische Unzufriedenheit sprach, bemerkte dazu: „Es ist so traurig und so frustrierend! Diane hat alles, was man braucht, um eine große Anklägerin zu sein, um wirklich Bedeutendes zu leisten. Und ich kenne eine Menge Anwälte, die gerne ihr Talent hätten. Aber mir kam es so vor, als habe sie sich nie zurücklehnen und ihren Erfolg genießen können; sie wollte immer etwas anderes. Sie ist eine solch hervorragende Juristin, dass ich, wenn ich sie jammern höre, sie erreiche mit der Arbeit in ihrer Kanzlei nicht das, was sie wolle, immer an eine Schönheitskönigin denken muss, die einem Freund, der schwere Akne hat, vorjammert, dass sie einen einzigen Pickel hat.“
„ H aben Sie irgendwelche Ideen, wie ein ganz normaler Mensch seine Einstellung zur Arbeit ändern kann? Mit anderen Worten, wie können wir unsere Auffassung von der Arbeit, wenn wir sie nur als Job zum Geldverdienen oder nur als Karrieremöglichkeit sehen, dahingehend ändern, dass wir sie als Berufung betrachten? Können Sie da etwas vorschlagen?“
Der Dalai Lama dachte eine Weile nach. „Ich bin mir nicht ganz sicher. Stellen wir uns beispielsweise einen Bauer vor: Wie könnte er seine Arbeit als Berufung sehen? Vielleicht könnte er versuchen, den höheren Sinn seiner Arbeit zu sehen, und dann darüber reflektieren. Darüber, dass er sich um die Natur kümmert, Leben kultiviert. Oder nehmen wir den Fall eines Fabrikarbeiters; er könnte über den Nutzen nachdenken, den die Maschine, die er herstellt, letztendlich hat - auch wenn das gewiss manchmal schwierig sein mag.
Ich nehme an, dass Angehörige bestimmter Berufe wie Sozialarbeiter, Lehrer, ihren Job als Berufung betrachten.“
„Tja, eigentlich möchte man meinen, dass unsere Auffassung von unserer Arbeit von der jeweiligen Beschaffenheit des Jobs abhängt“, bemerkte ich. „Man möchte meinen, dass Menschen, die wenig angesehene Jobs haben - die beispielsweise als Hilfsarbeiter tätig sind oder so genannte niedrige Arbeiten verrichten -, ihren Job nur als Mittel zum Geldverdienen betrachten, wohingegen ein Sozialarbeiter oder eine Krankenschwester oder ein Arzt ihren Beruf als Berufung betrachten. Aber es stimmt nicht, dass es da eine Trennung gibt. Denn dieselbe Studie, die die drei Hauptkategorien über unsere Arbeitsauffassung herausarbeitete, ergab, dass überall dieselbe Aufteilung existiert, ganz gleich, auf welchem Gebiet oder in welchem Job die Menschen tätig sind. Die Forscher der Studie beobachteten eine Gruppe von College-Verwaltungsangestellten, die alle denselben Job und dasselbe Ausbildungsniveau hatten und in derselben Umgebung arbeiteten, und fanden heraus, dass ein Drittel von ihnen die Arbeit als Job, ein weiteres Drittel sie als Karrieremöglichkeit und das letzte Drittel sie als Berufung betrachtete. Und selbst unter Krankenschwestern, Ärzten oder Sozialarbeitern gibt es Menschen, die ihren Beruf lediglich als Job ansehen, einige, die ihn als Karrierechance sehen und nur ihren Aufstieg und ihr Weiterkommen im Auge haben, und einige, die ihn als Berufung betrachten. Das scheint mehr von der Psyche des Einzelnen abzuhängen und davon, wie er seine Arbeit sieht, als von der Natur der Arbeit selbst.“
„Ja, das mag sein“, sagte der Dalai Lama. „Zum Beispiel sollen buddhistische Mönche eigentlich für einen höheren Zweck studieren - für die Befreiung -, aber vielleicht haben manche diese Motivation gar nicht. Das kann natürlich auch an ihrem Umfeld liegen. Vielleicht haben sie niemanden, der ihnen hin und wieder einen guten Ratschlag gibt, ihnen hilft, das Gesamtbild und den
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