Glücksregeln für den Alltag
Mitmenschen und sie mochten ihn. Und er schien ein inneres Bewusstsein für den Sinn seines Jobs zu haben. Irgendwann hatte er sich die Mühe gemacht, herauszufinden, wie viele Dosen Orangensaft die Fabrik produzierte und in welche Staaten und Länder der Saft geliefert wurde. Es machte ihm Spaß, darüber nachzudenken, wohin der Saft ging, und scherzhafte Warnungen auszusprechen, wie „Gib Acht mit dieser Kiste! Der Orangensaft geht auf direktem Weg zur Yacht Ihrer Königlichen Majestät und wird dort mit Wodka gemischt und gelangweilten Diplomaten in Longdrink-Gläsern serviert“ oder „Lass das bloß nicht fallen, dieser Orangensaft wird nach Nebraska geliefert - und da wird er von einem blonden, quengelnden einjährigen Jungen aus einer Plastikflasche gesaugt.“ Wenn ich mich heute an Carl erinnere, an den ich fast dreißig Jahre lang nicht mehr gedacht habe, dann muss ich sagen, er war ein wunderbares Beispiel für einen Menschen, der eine routinemäßige, öde Arbeit in eine Art Berufung verwandelte.
W ir setzten unsere Diskussion über die Einstellung zur Arbeit fort und der Dalai Lama illustrierte seine Sicht an folgendem Beispiel. Er sagte: „Ich habe gesehen, dass die persönliche Einstellung einen großen Einfluss darauf hat, wie Menschen ihre Arbeit an-gehen und wie viel Erfüllung sie darin finden. So habe ich oft beobachtet, wie ein junger Mönch in ein Kloster eintritt und seine religiösen und philosophischen Studien beginnt; in der Anfangsphase hat der Mönch vielleicht nicht viel Verständnis für die tiefere Bedeutung der Texte, aber er muss sehr früh aufstehen und sehr lange aufbleiben und in dieser Zeit fortwährend studieren und manuelle Arbeiten verrichten. Er hat zu Beginn also das Gefühl, das alles sei sehr ermüdend; es belastet ihn sehr und er empfindet es als eine große Plage. Aber er hat keine Wahl. Doch später beginnt er allmählich den Sinn zu verstehen und die Texte zu begreifen. Er beginnt, den tieferen Sinn und den Zweck darin zu erkennen, und dies führt dazu, dass er seine Einstellung ändert. Er wird jetzt nicht nur seine Arbeit tun, sondern er wird sie begeistert tun; er fühlt sich nicht mehr gelangweilt oder körperlich müde. Er verbringt vielleicht nicht weniger Zeit mit seiner Arbeit als zuvor, doch bewirkt allein die Änderung seiner Einstellung viel. Ganz gleich, welche Art Arbeit man tut - vermutlich ist die Einstellung von entscheidender Bedeutung.“
„Jetzt, wo wir festgestellt haben, dass die Einstellung eines Menschen zu seiner Arbeit, die Tatsache, wie er sie auffasst, eine äußerst wichtige Komponente für Zufriedenheit und Glück ist, möchte ich gerne noch mehr ins Detail gehen“, sagte ich.
Der Dalai Lama nickte zustimmend.
„Es gibt eine Studie, die zeigt, dass die Menschen im Westen ihre Arbeit im Allgemeinen entsprechend einer der drei genannten Kategorien auffassen: Manche Menschen sehen ihre Arbeit einfach als Job zum Geldverdienen, wobei die Bezahlung das Primäre und die Hauptmotivation ist; andere sehen ihre Arbeit als Chance, Karriere zu machen, sie konzentrieren sich im Wesentlichen auf das berufliche Fortkommen, auf den Aufstieg, egal, um welche Branche es sich handelt; und in der dritten Kategorie befinden sich Menschen, die ihre Arbeit als Berufung betrachten. Sie betrachten ihre Arbeit als Beitrag zum allgemeineren und größeren Wohl und haben ein Gefühl für ihren Sinn. Der Begriff Berufung hat also in erster Linie mit der Vorstellung von einem höheren Zweck ihrer Arbeit zu tun, vielleicht sogar zum Wohlergehen anderer.
Das sind die drei primären Auffassungen, die Menschen von ihrer Arbeit haben. Etwa ein Drittel der Menschen betrachtet ihre Arbeit als Job, ein weiteres Drittel als Karrieremöglichkeit und ein Drittel als Berufung. Und überdies zeigte die Studie, dass Menschen, die ihre Arbeit als Berufung ansehen, im Allgemeinen zufriedener und glücklicher bei der Arbeit sind als die, die sie lediglich als Job oder als Karrierechance betrachten. Dies scheint Ihre Meinung zu bestätigen, wonach die Einstellung zur Arbeit dafür ausschlaggebend sein könnte, ob man Erfüllung darin findet.“
„Ja, das ergibt einen Sinn“, bemerkte der Dalai Lama. „Ich denke, die Gefahr, bei der Arbeit unzufrieden zu sein, ist größer, wenn Sie Ihren Job nur für Geld tun, nur, um einen Lohn zu erhalten. Und auch wenn man die Arbeit nur als Karrieremöglichkeit sieht, kann dies letztendlich zu Unzufriedenheit führen. Natürlich
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