Glücksregeln für den Alltag
reichenden Rahmenbedingungen oder Entlassungen im größeren Stile hat und nicht in der eigenen Inkompetenz.
Menschen werden also auf die Forderungen nach Veränderung unterschiedlich reagieren. Wichtig ist es, diese Tatsache anzuerkennen und zu versuchen, herauszufinden, wie man mit dem Problem fertig wird. Wenn Sie beispielsweise Ihre Arbeit für Ihren
Lebensunterhalt brauchen und Sie diese Arbeit verlieren, dann sollten Sie alle Ihre Anstrengungen darauf richten, eine neue Stelle zu finden, damit Ihr Lebensunterhalt gesichert ist. Aber es gibt zwei unterschiedliche Reaktionen. Ein Mensch fühlt sich vielleicht entmutigt, ist wie gelähmt und denkt: ,Es ist hoffnungslos, ich habe meinen Job verloren, was soll ich nur tun?‘ Ein anderer Mensch, der in derselben Situation ist, sieht seinen Jobverlust möglicherweise als gute Gelegenheit, etwas zu verändern. Er begreift das Ganze als Herausforderung. Das ist die positivere Herangehensweise, eine eher proaktive Methode, mit dem Problem umzugehen. Aber natürlich ist das nicht leicht.
Es mag auch noch andere Herangehensweisen geben, die dazu beitragen, die innere Angst vor der Situation zumindest etwas abzubauen; denn das ist notwendig, damit ein Mensch all seine geistige Energie einsetzen kann, um eine neue Arbeit zu finden. Für Buddhisten gibt es bestimmte gedankliche Prozesse und Überlegungen, die hilfreich sind - beispielsweise der Glaube an das Karma und die letztendliche Übernahme der Verantwortung für das eigene Karma. Obwohl diese geistige Einstellung vielleicht gar keine konkrete Wirkung auf die Lösung der Situation hat, wird sie zumindest dazu beitragen, den Betreffenden von dem psychologischen Effekt, den der Verlust des Arbeitsplatzes auf ihn hat, zu befreien. Gläubige anderer Religionen können natürlich Trost in ihren Überzeugungen finden.
Als Außenstehender sollte ich noch Folgendes erwähnen: Wenn wir über Begriffe wie das Karma sprechen und wenn diese nicht richtig verstanden werden, so kann das gefährlich sein. Denn es kommt vor, dass Menschen, die das Karma nur in Teilaspekten verstehen, sehr fatalistisch werden. In ihrem Verständnis vom Karma meinen sie, was auch immer geschieht, habe ohnehin geschehen müssen. Für sie hat der Einzelne keinen Einfluss, spielt keine besondere Rolle in seinem Lebensweg. Aber das ist eine falsche Auffassung. Und wenn jemand das Karma auf eine solch fatalistische Weise interpretiert, dann kann sein religiöses Verständnis tatsächlich so werden, wie es die chinesischen Kommunisten unterstellen, die behaupten, Religion sei ein Instrument für Ausbeuter, denn die Ausbeuter sagen: ,Was ihr in diesem Augenblick erleidet, das verdient ihr auch - es ist euer Karma’.“
Zu Recht hatte der Dalai Lama auf die potenzielle Gefahr hingewiesen, den Begriff des Karmas misszuverstehen, dachte ich. Bei Menschen aus den westlichen Ländern habe ich oft das Phänomen beobachtet, das er schilderte: die Neigung, dem Einzelnen die Schuld an seinen eigenen Missgeschicken zu geben oder das Karma - verbunden mit einem Gefühl der Resignation und Hoffnungslosigkeit - als bloßes Schicksal zu begreifen: Wenn Sie Ihren Job verloren haben, so ist das Ihr eigener Fehler; Sie müssen in Ihrem vergangenen Leben etwas sehr Schlimmes getan haben; oder Sie sagen selbst: „Ich habe meinen Job verloren, aber daran kann ich wirklich nichts ändern - es ist eben mein Karma.“
Diese falschen Konzepte sind oft auf die Tatsache zurückzuführen, dass der Begriff des Karmas auf dem Gesetz von Ursache und Wirkung basiert, auf der Theorie, wonach die gegenwärtigen Lebensumstände eines Menschen das Ergebnis seiner früheren Handlungen sind - in diesem Leben oder einem früheren. Aber was viele dieser Menschen nicht bedenken, ist die aktive Komponente des Karmas. Denn die Wurzel des sanskritischen Wortes karma bedeutet „Handlung“. Und ebenso wie die früheren Handlungen eines Menschen vielleicht zu seinen gegenwärtigen Lebensumständen beigetragen haben, können seine gegenwärtigen Handlungen auch seine Zukunft verändern. Zudem ist der buddhistische Begriff des Karmas viel subtiler, als man im Westen gewöhnlich annimmt. So sind zum Beispiel die gegenwärtigen Erfahrungen das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von früheren physischen, verbalen und geistigen „Handlungen“. Es mag sein, dass man durch schlechte Taten in der Vergangenheit das Fundament für negative Konsequenzen und den Samen für zukünftiges Missgeschick
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