Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glücksregeln für den Alltag

Glücksregeln für den Alltag

Titel: Glücksregeln für den Alltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard C. Cutler Dalai Lama
Vom Netzwerk:
dass ein Mensch nicht dazu bestimmt ist, eine Art Maschine zu sein, die nur zum Produzieren da ist. Nein. Das menschliche Leben ist nicht nur für die Arbeit da, wie es jene kommunistische Vision besagt, wonach jeder einzig und allein das Ziel haben darf, für den Staat zu arbeiten und es keine individuelle Freiheit gibt und wo der Staat sogar den Urlaub organisiert und ihn in allen Einzelheiten plant. Das ist kein erfülltes Leben. Die Individualität ist sehr wichtig für ein erfülltes menschliches Leben und dazu gehören etwas Freizeit, Urlaub und Zeit, die man mit der Familie und mit Freunden verbringt. Das sind die Mittel, ein vollständiges Leben zu führen. Wenn ein Mensch nur ans Geld denkt und das auf Kosten menschlicher Werte, guter menschlicher Eigenschaften... nein, nein, nein!“, wiederholte er nachdrücklich. „Wenn Ihr Leben lediglich ein Mittel zur Produktion ist, dann werden viele der guten menschlichen Eigenschaften und Merkmale verloren gehen — dann werden Sie nicht, können Sie nicht ein vollständiger Mensch sein.
    Wenn Sie also Arbeit suchen und eine Auswahl haben, dann sollten Sie einen Job wählen, der Ihnen einige Kreativität ermöglicht und zudem Zeit für die Familie lässt. Selbst wenn das bedeutet, dass Sie weniger verdienen, so glaube ich persönlich, dass es besser ist, eine Arbeit zu wählen, die weniger anstrengend ist, die Ihnen größere Freiheit gibt und mehr Zeit für die Familie oder für andere Tätigkeiten, wie Lesen, kulturelle Aktivitäten oder einfach spielen. Ich glaube, das ist das Beste.“

    W ie so oft hatte der Dalai Lama seine Ausführungen mit einer praktischen Bemerkung beendet. Aber es ist nicht immer leicht, das Praktische zu praktizieren. Nur wenige Menschen würden der Ansicht, es sei nicht ratsam, sich nur durch den Beruf zu definieren, widersprechen; aber es ist nicht immer leicht, diesem Rat zu folgen.
    Vor Jahren hatte ich einmal einen vormals mächtigen Generaldirektor aus der Medienindustrie als Patienten, der die ganze Palette klassischer Symptome: Depression, Erschöpfung, Schlaflosigkeit, Appetitverlust, Lustlosigkeit und Gereiztheit aufwies — eben das typische Bild eines deprimierten Mannes, der an allem das Interesse verloren hatte und von Gefühlen eigener Wertlosigkeit und von Hoffnungslosigkeit gequält wurde. Er war teuer gekleidet, sah distinguiert aus und wirkte viel jünger als zweiundsiebzig, aber unrasiert und unfrisiert, wie er war, war seine ganze Erscheinung von den eindeutigen, unmissverständlichen Anzeichen der Depression geprägt.
    Mit leiser, monotoner Stimme erzählte er, dass er von der Pike auf ein großes, erfolgreiches Medienunternehmen aufgebaut hatte, das er jedoch vor kurzem auf eigenen Wunsch verlassen hatte. Seine Firma war einige Jahre zuvor an einen riesigen, multinationalen Konzern verkauft worden, und obwohl er mit diesem Verkauf viel Geld erlöst hatte, hatte er das Unternehmen auch weiterhin leiten wollen. Doch nach einigen Jahren verlor er zunehmend an Macht, da ihm wichtige Entscheidungen allmählich aus der Hand genommen wurden. Schließlich tätigte die Muttergesellschaft einen Kauf den er als unberechtigten Eingriff in sein eigenes Ressort betrachtete, und da er den Eindruck hatte, dass sein Status und seine Macht schwanden, entschloss er sich, zu gehen.
    Die Diagnose war in diesem Fall klar und eindeutig und der bedeutsame „psychosoziale Stressor“, der seine Depression im Wesentlichen ausgelöst hatte, unschwer zu erkennen: Der Verlust seiner Rolle in der Arbeit war ein Angriff auf seine Persönlichkeit und seine Identität. Daher war auch mein Behandlungsplan klar: Ich beabsichtigte, ihm bei dem notwendigen Anpassungsprozess zu helfen und ihm gleichzeitig zu ermöglichen, die vielen anderen Aspekte seines Lebens zu erkennen und zu akzeptieren, die auch bisher schon eine wichtige Rolle bei der Herausbildung seines Selbstgefühls, seiner Identität gespielt hatten. Und ehrlich gesagt stellte ich mir diese Aufgabe nicht besonders schwer vor. Ich hatte vor, ihm noch weitere Einzelheiten über seinen persönlichen Werdegang zu entlocken. Sein beachtliches gesellschaftliches Ansehen und andere Facetten seines Lebens konnten hervorgehoben und kultiviert werden. Er war Ehemann, Vater und Großvater. Er war aktives Mitglied mehrerer wohltätiger Vereinigungen gewesen und saß noch immer im Beratungsausschuss von einigen, und bis seine Depression ihn zwang, seine gewohnten Beschäftigungen einzuschränken,

Weitere Kostenlose Bücher