Glücksspiel der Liebe
sehr klares Bild von mir, Oliver.«
Er kicherte unwillkürlich. »Das ist mir auch schon aufgefallen.«
»Und zwar von meinen Fehlern ebenso wie meinen Vorzügen. Und lass dich von meinem Äußeren nicht täuschen, ich bin nicht annähernd so perfekt, wie ich aussehe. Ich habe zahllose schwerwiegende Laster.« Sie schüttelte den Kopf. »Lieber Cousin, ich bin ein schwacher Mensch. Armut ist nicht nach meinem Geschmack und ich genieße es, Geld auszugeben. Wir sind uns bereits einig, dass ich keinerlei nützliche Fähigkeiten besitze, um meinen eigenen Weg zu gehen. Sollte mir keine vernünftige Lösung einfallen, werde ich mich gezwungen sehen, Mr Wieheißternoch zu heiraten. Um meiner Schwestern willen ebenso wie um meiner selbst willen.« Sie blickte ihn an. »Denn die Mädchen wären ohne Geld auch nicht besonders glücklich.«
»Ohne Zweifel.«
Fiona kam zu ihm, nahm seine Hände in ihre und sah ihm in die Augen. »Wirst du mir helfen?«
»Einen Ehemann zu finden?« Er schüttelte den Kopf. »Ich dachte, du willst keinen wildfremden Mann heiraten.«
»Das will ich auch nicht. Aber wenn ich schon heiraten muss, und dem scheint so zu sein, dann sollte er lieber Engländer sein. Ich bin grundsätzlich ja nicht abgeneigt, mir einen Mann zu suchen. Komm schon, Cousin.« Sie sah ihn aus großen Augen an und setzte den überzeugenden Tonfall ein, den sie schon effektvoll an anderen Gentlemen erprobt hatte. »Du musst doch Freunde haben, die auf der Suche nach einer Gattin sind?«
»Die meisten meiner Freunde tun ihr Bestes, um einer Ehe aus dem Weg zu gehen.«
»Aber du könntest doch sicher, ähm, sagen wir mal, eine Auswahl zusammenstellen, aus der ich einen aussuchen kann?«
»Eine Auswahl?« Er lachte. »Wie bei Weihnachtsgebäck?«
»Das wäre ideal, ja. Ein Sortiment passender Partien, ein Aufgebot brauchbarer Kandidaten.« Sie zwang sich, etwas stockend zu sprechen. »Bitte, Oliver.«
»Ich weiß nicht...«
»Ich warne dich, ich gebe nicht auf. Entweder hilfst du mir, einen geeigneten Ehemann zu finden oder« — sie ließ die Hände sinken, trat zurück und reckte die Schultern — »ich werde mir selbst einen suchen. Und da sowohl mein als auch dein Vater bereits verblichen ist, bist du als Earl of Norcroft jetzt das Oberhaupt der Familie. Demzufolge...«
»Demzufolge?«, wiederholte er langsam, mit einem Hauch von Beklemmung in der Miene.
»Demzufolge würdest du, als Familienoberhaupt, einen öffentlichen Skandal zu vermeiden suchen, denke ich doch. Leider kann ich nicht dafür garantieren, dass meine Suche nach einem geeigneten Bewerber unbedingt diskret sein wird.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich denke sogar, die beste Art, meine Suche zu beginnen, wären Direktheit und Ehrlichkeit. Eine Anzeige in der Times wäre zum Beispiel dienlich. Etwas im Sinne von: >Attraktive Erbin sucht passenden Ehemann. Kandidaten müssen von hohem Stand und willens zur sofortigen Eheschließung sein.<«
»Das würdest du nicht tun.« Entsetzt starrte er sie an.
»Und ob ich das tun würde.« Sie zuckte die Achseln. »Ich bin eine verzweifelte Frau, Oliver. Verzweifelte Frauen müssen zu verzweifelten Mitteln greifen.«
»Aber ich sagte doch, deine Schwestern und du seid hier willkommen.«
»Und ich sagte, ich will keine arme Verwandte sein.« Ihre Lippen bildeten nur noch einen schmalen Strich. »Also?«
»Du lieber Himmel, bist du störrisch. Ich kann nicht fassen...« Er hielt inne und kniff die Augen zusammen. »Und beharrlich bist du auch.«
»Ich weiß eben, was ich will.«
»Und Temperament.« Ein träges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Du hast viel Temperament.«
Sie schnaufte ungeduldig. »Ich weiß nicht, was das mit der ganzen Sache zu tun haben soll.«
»Du, meine liebe Cousine, wärest eine Herausforderung für jeden Mann.« Sein Lächeln verzog sich zu einem breiten Grinsen.
»Das will ich wohl meinen.«
Einen Moment lang betrachtete er sie schweigend. Fiona hielt den Atem an. Sie hatte eigentlich nicht vorgehabt, mit einer Zeitungsannonce zu drohen, und sie war sich nicht ganz sicher, ob sie dazu wirklieh fähig wäre. Dennoch, verzweifelt war sie in der Tat.
»Helmsley«, platzte Oliver plötzlich heraus.
»Was?«
»Der Marquess of Helmsley. Jonathon Effington.«
»Jonathon Effington?« Ihr Herz geriet kurz aus dem Rhythmus. »Er ist also noch nicht verheiratet?«
Oliver lachte. »Nein, gewiss nicht. Aber er möchte gern.«
»Wirklich?« Sie zwang
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