Glücksspiel der Liebe
Und die Schuld, mein alter Freund, liegt einzig bei dir.« Einen Moment lang musterte er das Gesicht des anderen. »Hat sie dich belogen? Oder sich in falschem Licht dargestellt? Drohte sie dir oder verlockte sie dich oder war in irgendeiner Hinsicht unehrlich?«
»Sie war verflucht verlockend«, blaffte Jonathon, dann seufzte er. »Aber nein, sie tat nichts dergleichen. Sie war vollkommen offen und ehrlich, aber das wusste ich nicht.«
»Aber jetzt weißt du es.« Oliver grinste. »Willkommen in der Familie.«
»Nein, Oliver.« Jonathon sah ihn lange an. »Gleich wie ideal sie für mich sein mag, ich werde nicht wegen eines Irrtums heiraten. Ich muss ihr einfach nur verständlich machen, dass ich—«
»Wem was verständlich machen?«, ließ sich eine weibliche Stimme aus dem Türrahmen vernehmen.
Oliver sprang auf, Jonathon wappnete sich innerlich und wandte sich dann um. Ihm stockte der Atem. Fiona Fairchild war auch bei Tageslicht genauso bezaubernd wie er sie in Erinnerung hatte.
Füreinander bestimmt und so weiter.
Bestimmung? Ha. Nicht, wenn er noch ein Wörtchen mitzureden hatte.
»Einen guten Tag, Miss Fairchild«, begrüßte Jonathon sie so förmlich wie irgend möglich.
»Jonathon.« Sie lächelte und der Raum — die ganze Welt — um sie herum leuchtete. Mit einer ätherischen Anmut schwebte sie auf ihn zu, als berührten ihre Füße den Boden nicht. »Ich habe mich sehr darauf gefreut, Sie wiederzusehen.«
Sie bot ihm ihre Hand dar, doch er war wie festgefroren, unfähig sich zu bewegen. Er konnte sie nur anstarren. Irgendwo in den Tiefen seines Verstandes dachte er, dass er in der Tat ein Dummkopf war, denn in diesem Augenblick wollte er nichts als zu Füßen dieser Göttin dahinschmelzen, in einer kleinen albernen Lache aus Bewunderung und, ja, er begehrte sie.
Oliver stupste ihn mit dem Ellbogen in die Seite.
»Ich ebenfalls«, murmelte Jonathon und nahm ihre Hand. Er hob sie an die Lippen, den Blick unverwandt auf ihr Antlitz geheftet. Es bedurfte all seiner Selbstbeherrschung, sich nicht in ihren grünen Augen zu verlieren. Ihm wurde bewusst, dass er sich trotz der unangenehmen Umstände tatsächlich auf das Wiedersehen mit ihr gefreut hatte. Dennoch, wenn er nun nicht seine Sinne beisammen hielt, wäre er schneller verheiratet, als ihm lieb sein konnte. Abrupt ließ er ihre Hand los und trat zurück. »Ich hoffe, es geht Ihnen gut, Miss Fairchild.«
Sie verengte die Augen leicht bei dem übertrieben höflichen Tonfall. »Recht gut, vielen Dank der Nachfrage. Und Ihnen?«
»Mir geht es gut. Auch. Danke.« Jonathon zuckte innerlich zusammen. Er hörte sich an wie ein Trottel. Er kam sich natürlich auch vor wie ein Trottel. Aber wie um alles in der Welt sollte man einer schönen jungen Frau mitteilen, dass man nicht die Absicht hatte, sie zu ehelichen? Besonders, wenn man bereits eingewilligt hatte, es zu tun. Und mit einiger Begeisterung eingewilligt hatte.
»Das Wetter ist auch überaus gut.« Olivers Stimme klang nachdenklich, aber in seinen Augen blitzte unverhohlenes Amüsement auf. »Obwohl wir wohl mit Schnee rechnen müssen. Was meinst du, Helmsley, wird es schneien?«
»Möglich. Schon möglich.« Jonathon nickte erleichtert. Das Wetter war wenigstens ein unverfängliches Thema. »Man kann jedenfalls Schnee in der Luft riechen.«
Fiona sah von einem zum anderen. »Wem was verständlich machen?«
»Ich muss sagen, ich stecke hier wirklich in einer Zwickmühle.« Oliver blickte ratlos drein. »Hier bittet mich einer meiner engsten Freund um Hilfe und wie er sich so schmeichelhaft auszudrücken pflegte so viele Freunde habe ich nicht, dass ich mir leisten könnte einen zu verlieren. Wenngleich ich«, an dieser Stelle sah er Jonathon spöttisch an, »diesen Punkt gerne noch bei anderer Gelegenheit mit ihm debattieren würde.« Ohne den Kopf zu drehen blickte er zu Fiona. »Die meisten Leute mögen mich, weißt du.«
Sie lachte. »Das bezweifle ich nicht.«
»Auf der anderen Seite steht meine Cousine, eine der wenigen Verwandten, die mir geblieben sind — außer meiner Mutter, die aber in den seltensten Fällen irgendwelcher Hilfe bedarf — die ebenfalls meine Unterstützung braucht. Ich sitze also zwischen zwei Stühlen. Daher«, er begann kaum merklich seinen Rückzug zur Tür, »werde ich tun, was jeder intelligente Mann in meiner Lage tun würde: Ich lasse euch beide allein, damit ihr ohne mich besprechen könnt, was auch immer ihr besprechen müsst.« Er warf noch
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