Glücksspiel der Liebe
sagte sie: »Danach wollten sie etwas über Verlangen sagen, das seinen Körper durchströmt?«
»Verlangen?« Lieber Himmel, nicht auch noch Verlangen.
»Ich habe es nicht ganz notiert, ich war gerade mit begehrlich beschäftigt.«
»Na gut.« Er biss die Zähne zusammen, schob alle begehrlichen Gedanken an Fiona beiseite und zwang sich, zum Verlangen des Winters nach der Nymphe zurückzukehren. »Um welche Nymphe ging es noch mal?«
Sie blätterte durch die Papiere auf dem Tisch. »April, glaube ich.«
»April.« Er dachte kurz nach. »Keine Kenntnis des Verlangens, das seine Adern durchströmte. Sein Blut in Wallung brachte. Ihn mit einem Brennen ergriff — nein — erschütterte, das nach Linderung verlangte. Er konnte... sie nehmen. Genau, das ist gut.« Sehr gut sogar. Viel besser als begehrlich. »Oder besser: Er sollte sie nehmen. Auf der Stelle. Wie es ihm gebührte, ohne...«
»Halt, Halt!« Fiona schrieb wie besessen. »Sie sind viel zu schnell.«
»Tut mir Leid.«
»Was kam nach dem Blut in Wallung?«
»Ihn mit einem Brennen erschütterte, das nach Linderung verlangte.«
»Ihn mit ei-nem Brennen er-schüt-ter-te«, sprach sie beim Schreiben mit, »das nach Linderung verlangte.«
»Er sollte sie nehmen. Auf der Stelle. Wie es ihm gebührte — lieber Himmel, Miss Fairchild!« Er sah sie unverwandt an. »Finden Sie das nicht schwierig?«
»Nicht, wenn Sie etwas langsamer sprechen.«
»Ich meinte nicht das Tempo.« Er schnaufte. »Ich meinte das Thema. Finden Sie das überhaupt nicht peinlich?«
»Überhaupt nicht. Sie etwa?«
»Naja, etwas schon.«
»Warum?« »Weil ich nicht gewohnt bin, derlei Themen mit jungen Damen guter Herkunft zu disputieren.« Sobald die Worte heraus waren, bedauerte er sie. Er klang ja steifer als sein eigener Vater.
»Ach ja?« Sie lehnte sich im Stuhl zurück. »Mit wem disputieren Sie denn derlei Themen?«
»Wie bitte?«
»Wenn nicht mit jungen Damen guter Herkunft. Mit wem dann?«
»Also...«, er stotterte. »Gar nicht!«
»Vielleicht hätten Sie sich das vorher überlegen sollen«, entgegnete sie sittsam. »Es war doch ihre Idee, wenn ich mich recht entsinne.«
Er funkelte sie an. »Das macht Ihnen überhaupt nichts aus, habe ich Recht?«
»Was denn, Mylord?« Resigniert legte sie die Feder hin und sah zu ihm auf. »Die Worte, die wir niederschreiben, oder die Tatsache, dass Sie sich die meiste Zeit unwohl bei ihrem Gebrauch fühlen?«
Er knirschte mit den Zähnen.
»Ersteres.«
»Aber natürlich nicht. Es sind doch nur Worte. Ich bin eine Künstlerin und Sie ein Schriftsteller. Sie erzählen Ihre Geschichten mit Worten, ich mit Bildern. Ihre Worte haben nicht mehr Wirkung auf mich als die Objekte meiner Zeichnungen.«
Er hob die Brauen. »Nackte Männer?«
»Und Frauen.« Sie musterte ihn eingehend. »Meine Arbeiten schockieren sie mehr, als sie anfänglich zugaben, habe ich Recht?«
»Nicht im Geringsten«, behauptete er. »Gut, vielleicht überrascht es mich umso mehr, je besser ich Sie kennen lerne...«
Sie musste lachen. »Wirke ich nicht wie eine Frau, die nackte Menschen zeichnet?«
»In vielerlei Hinsicht, Miss Fairchild, wirken Sie wie eine Frau, die beinahe alles tut, was ihr gefällt. Dennoch glaube ich, dass Sie gewisse Grenzen haben, die sie nicht überschreiten würden.«
»Ach?«
»Zum Beispiel würden Sie keinen Mann zu einer Heirat zwingen.«
»Darauf würde ich nicht wetten.« Ihre Stimme hatte einen warnenden Unterton.
»Ich schon.« Er grinste. »Sagen wir um einhundert Pfund?«
»Seien Sie nicht albern. Wenn Sie verlieren sollten, würden Sie viel mehr verlieren als Geld. Sie würden Ihre Freiheit verlieren.«
»Also gut. Ich wette um meine Freiheit. Und wenn ich gewinne?«
Jetzt musste sie lachen. »Aber Sie können nicht gewinnen. Sie wetten auf mein Verhalten. Auf etwas, das ich tun oder nicht tun würde. Etwas, über das ich die alleinige Kontrolle besitze. Das ist eine törichte Wette.«
»Man hat mich schon mehr als einmal als töricht bezeichnet.« Verschmitzt zog er die Stirne kraus. »Was können Sie mir im Gegenzug für meine Freiheit anbieten ? «
»Meine Keuschheit«, gab sie ohne Zögern zurück.
»Tja, also...« Er versuchte vergeblich, nicht überrascht zu klingen. »Das ist vielleicht vergleichbar.«
Sie lachte. »Jetzt habe ich Sie aber wirklich schockiert.« Sie beugte sich vor. »Liegt es an meinem Einsatz in einer Wette, die ich nicht verlieren kann?
Oder einfach daran, dass ich das Wort
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