Glücksspiel der Liebe
lächelte liebenswürdig.
Lange Zeit sah er sie nur unverwandt an. Zu gern hätte er sich mit ihr gestritten, doch er konnte nicht. Sie hatte Recht und er hatte sich wie ein Esel benommen. Was er natürlich niemals zugeben würde.
»War das eine Entschuldigung?«, erkundigte er sich.
Sie zuckte die Achseln.
»In meinen Ohren klang es nicht besonders ernst gemeint.«
»Vielleicht haben Sie nicht richtig zugehört?«, schlug sie höflich vor.
»Und wie ich zugehört habe. Aber ich denke doch, eine vernünftige Entschuldigung würde keinen Vorwurf der Überheblichkeit beinhalten.«
»Selbst wenn er der Wahrheit entspräche?«
Er lächelte widerstrebend. »Ganz besonders dann.«
Sie lachte.
Dieses Lachen war einfach bezaubernd, als hätte sie für einen ganz kurzen Moment keine einzige Sorge auf der Welt. Verflucht, er genoss ihre Gesellschaft. Wenn er sich doch nur von den noch köstlicheren Verheißungen ablenken könnte. All die anregenden Vorstellungen, die das Schreiben von Fionas Buch oder Jonathons Sage nur noch beförderte. Dinge wie Bege h ren und Versuchung, die wie selbstverständlich zu Gedanken an Verführung und Hingabe überleiteten. Ihre oder gar seine, was machte das schon für einen Unterschied.
Begehren. Versuchung. Verführung. Hingabe.
Sie starrte ihn fragend an. »Wie bitte?«
Du lieber Himmel, hatte er das etwa laut gesagt? Er stöhnte innerlich.
»Sagten Sie etwas?«
»Sagte ich... äh, ja. Ja, ich habe etwas gesagt, glaube ich.« Er holte tief Luft. »Ich sagte Begehren, Versuchung, Verführung.«
Sie sah ihm direkt in die Augen. »Und Hingabe.«
»Und Hingabe.« Er nickte. »Ja, das auch. Gutes Wort, Hingabe. Es bedeutet so viel wie... wie... Ergebung. Erliegen, Kapitulation.«
»Ich weiß, was das Wort bedeutet. Was ich nicht weiß, ist, warum Sie es gesagt haben. Noch, warum sie außerdem Begehren und Verführung sagten.«
»Nicht zu vergessen Versuchung«, ergänzte er betreten.
»O, die Versuchung würde ich niemals vergessen.«
»Ich auch nicht«, murmelte er kaum hörbar.
»Also?« Ihre Augen blitzten eindeutig vor Vergnügen, als wüsste sie ganz genau, an was er gedacht und was er sich vorgestellt hatte.
Da war es wieder: Dieses grässliche Gefühl, dass er sein Leben nicht länger unter Kontrolle hatte. Dass Kräfte, die außerhalb seines Einflussbereichs lagen, es ihm aus der Hand genommen — nein, ihm entrissen hatten. Kräfte, die seit seiner ersten Begegnung mit Fiona Fairchild einen Strudel um ihn herum bildeten. Seit sie aus dem Schatten heraus und in sein Leben getreten war.
»Also...« Es wurde Zeit, sein Leben zurückzufordern. Höchste Zeit. »Ich dachte über die Vorzüge von Begehren und Verführung nach.« Er suchte ihren Blick. »Sowie der Versuchung.«
Sie klang misstrauisch, als sie nachfragte: »Vorzüge? Was meinen Sie denn nun damit?«
»Ich meine die Vorteile, den Nutzen, gewissermaßen. Wie auch die Vorzüge der Hingabe.«
Sie sah zu ihm auf. »Hingabe?«
»Ja. Was meinen Sie dazu?«
Sie leckte sich die Lippen, als habe sie plötzlich einen furchtbar trockenen Mund. Er konnte sich nur mit Mühe ein triumphierendes Grinsen verkneifen. »Ich... ich weiß nicht so recht.«
»Wobei ich sagen muss, Verführung ist auch sehr ansprechend, ebenso wie Begehren und Versuchung. Aber ich denke, ich ziehe Hingabe vor.« Er lächelte höflich. »Was sagen Sie dazu, Miss Fairchild? Stimmen Sie der Hingabe zu?«
Fassungslosigkeit war in ihrer Miene zu lesen. Dann stand sie auf und hob das Kinn. »Hingabe kommt nicht in Frage, jetzt nicht und auch nicht in Zukunft. Ich habe Ihnen bereits erklärt, dass ich...«
»Miss Fairchild.« Jonathon stützte die Hände auf den Tisch und beugte sich vor. »Ich denke, Hingabe wird unserem Zwecke äußerst dienlich sein.«
Sie schnappte nach Luft. »Ihren Zwecken vielleicht, aber da unsere Absichten sich ganz offenbar grundsätzlich zuwider...«
»Daher schlage ich Die Hingabe der Jahreszeiten« — er richtete sich auf — »als Titel für Fionas Buch vor.«
»Als Titel?« Ihre Augen weiteten sich. »Sie sprechen von dem Buchtitel?«
»Aber selbstverständlich.« Er blickte sie unschuldig an. »Was dachten Sie denn?«
»Ich dachte... na ja, Sie sagten doch... und... der Buchtitel?«
Er nickte und konnte sich kaum noch beherrschen. »Genau.«
»Aber natürlich, sicher, der Buchtitel.« Begeistert wippte ihr Kopf auf und ab. »Das dachte ich selbstverständlich auch.«
»Außer, Sie fänden Die Verführung
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