Glücksspiel der Liebe
Kopf bekommen kann.« Jonathon dachte nach. »Sie ist wunderschön, Vater, und ich begehre sie sehr. Aber...« Er schüttelte den Kopf. »Es ist mehr dahinter. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll.«
»Liebe vielleicht?«
»Nein«, antwortete Jonathon ohne nachzudenken. »Besser gesagt: Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich war noch nie verliebt, deshalb weiß ich nicht, ob ich erkennen würde, wenn es so wäre.« Ihre Blicke trafen sich. »Ich könnte einen Rat gebrauchen.«
»Von jemandem, der älter und erfahrener ist und dessen weise Worte dich aus deiner Notlage befreien?«
»So in etwa.«
»Dann frag deine Mutter«, antwortete der Duke trocken. »Zumindest bei diesem Thema.«
Jonathon stöhnte. »Ich könnte nie mit Mutter darüber sprechen. Wenn sie nur den leisesten Verdacht hätte, dass ich unerklärliche Gefühle für eine Frau habe, würde sie es zu Liebe erklären. Dann könnte sie eine noch prachtvollere Hochzeit planen als diese hier und ich wäre verheiratet, bevor ich noch Luft holen kann.«
Sein Vater lachte. »Genau das würde geschehen.«
»Vater, ich meine es ernst. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Nun gut, wenn du mich fragst, solltest du im Moment gar nichts unternehmen. Ändere dein Verhalten im Umgang mit dieser Dame nicht. Entweder wirst du — wie ich — erkennen, dass du ohne sie nicht leben kannst; dann weißt du, was du zu tun hast. Oder du wirst eines Tages entdecken, dass deine Gefühle, welcher Natur auch immer sie waren, vorüber sind.«
Jonathon zog eine Grimasse. »Das klingt nicht besonders weise.«
»Ich sagte ja, deine Mutter könnte dir besser helfen. Aber wenn du darauf bestehst...« Der Duke zog die Augenbrauen zusammen. »Ich weiß nur, dass die Lust einen auf dieser Welt in alle möglichen Schwierigkeiten bringen kann. Die Liebe aber, die Liebe bringt einen um. Trotzdem...« Sein Blick wanderte wieder zu seiner Gattin, dann lächelte er höchst zufrieden und hob sein Glas zum Toast. »Es ist ein glorreiches Ende und die vollendete Art, zu gehen.«
Stunden später, nach einem nicht enden wollenden Tag, währenddessen seine Anwesenheit viel länger gefordert wurde, als ihm lieb war, verabschiedete Jonathon sich endlich und spazierte nun durch sein neues Heim. Nicholas, von dem er es erworben hatte, hatte lediglich zwei Monate darin gewohnt und es nur gekauft, weil es Tür an Tür mit Lizzies Haus lag. Der Kauf war Teil seiner Strategie gewesen, sich ihre Zuneigung wieder zu erwerben. Nun da sie verheiratet waren, sahen sie keinen Grund für zwei Haushalte. Sie wollten auch Lizzies Haus verkaufen und sich ein neues kaufen, in dem keine Geister der Vergangenheit ihr Unwesen trieben. Jonathon spielte mit dem Gedanken, Lizzies Anwesen ebenfalls zu kaufen, einfach nur als Investition, da es hervorragend gelegen war.
Dabei war es nicht so, als hätte Jonathon noch kein eigenes Haus. Er hatte die vergangenen Tage bloß in Effington House gewohnt hatte, weil seine eigene Residenz seit Monaten umgebaut wurde, nachdem ein Feuer unbekannter Ursache es im Sommer stark beschädigt hatte.
Cavendish hatte zu der Zeit in dem Haus logiert, während Jonathon sich auf dem Landgut der Eff in gtons aufhielt. Jonathon kannte immer noch keine Einzelheiten, nur, dass Cavendish und eine Schauspielerin involviert waren. Die Rede war außerdem von einem Papagei gewesen, doch an diesem Punkt des Berichts hatte Jonathon es vorgezogen, nichts weiter darüber zu erfahren. Ihm genügte, dass Cavendish die Reparaturarbeiten bezahlte, wenn sie auch nur langsam vonstatten gingen. Und er hatte die wertvolle Lektion gelernt, sein Haus niemandem zur Verfügung zu stellen, dessen eigenes Haus gerade nach einer Überflutung ebenfalls unbekannter Ursache renoviert wurde. Cavendish zog solche Vorfälle magisch an; meist waren dabei Frauen und hochprozentiger Alkohol im Spiel, und gelegentlich gipfelte es in lebensbedrohlichen Katastrophen.
Ungeachtet der Umstände des Kaufs war Jonathon nicht unzufrieden mit seinem neuesten Erwerb. Von Anfang an hatte ihm das Haus gefallen — gefallen war nicht das richtige Wort, er war fasziniert gewesen. Und heute Abend, im Gaslicht, mit seltsamen Schatten an den Wänden und hin und wieder einem Krächzen im Gebälk steigerte sich diese Faszination noch.
Im Türrahmen des Salons blieb Jonathon stehen und blickte sich um. Der Raum war — wie beinahe jeder andere im Haus ebenfalls — vollgestopft mit Möbeln und Kuriositäten. Der Vorbesitzer war ein
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