Glücksspiel der Liebe
erobern.« Er grinste. »Und natürlich eines meiner Gedichte.«
Jonathon zuckte zusammen. »Du hast ihr ein Gedicht geschrieben? Und sie hat dich trotzdem geheiratet?«
»Schwer zu glauben, ich weiß.« Der Duke blickte seinen Sohn unbeeindruckt an. »Die Absicht zählt, mein Junge. Nicht die Ausführung.«
»Gott sei Dank«, murmelte Jonathon.
»O ja.« Sein Vater lachte und musterte seinen Sprössling eindringlich. »Also, wer ist sie?«
Schuldbewusst sah Jonathon auf seine Schuhspitzen. »Wer ist wer?«
»Die Frau, die diesen Ausdruck auf dein Gesicht geprägt hat.«
»Ich habe gar keinen Ausdruck auf dem Gesicht«, widersprach Jonathon bockig. »Und es gibt auch keine Frau.«
»Für einen Vater ist es eine große Freude festzustellen, dass sein Sohn ein schlechter Lügner ist. Das bedeutet, das er nicht viel Erfahrung darin hat.«
»Es könnte sein, dass ich gerade ein bisschen Übung bekomme«, murmelte Jonathon. Er nahm sich ein Herz. »Ich habe mich in eine merkwürdige Sache verwickeln lassen. Es geht um die Zukunft einer jungen Frau.«
Die Augen seines Vaters verengten sich. »Aha?«
»Es ist nicht so schlimm, wie es klingt«, beeilte er sich zu versichern. »Also schon, aber es ist nicht...«
»Ein Abenteuer?«
»Nein, nichts dergleichen.« Noch nicht, flüsterte es in seinem Hinterkopf. Er beachtete es nicht. »Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, Vater. Sagen wir einfach, es ist eine lange, verworrene Geschichte, die mich dastehen lässt wie einen Narren. Was ich zugegebenermaßen auch war. Jedenfalls fühle ich mich wie ein Narr.«
»Verstehe«, murmelte der Duke.
»Weswegen ich auch eigentlich keine Wahl habe, als ihr nun meine Unterstützung anzubieten. Das ist das Mindeste, was ich für sie tun kann.«
»Aber selbstverständlich.«
»Ich fühle mich gewissermaßen verpflichtet. Wenn es auch nicht gänzlich meine Schuld ist, dass sie in diese Lage geraten konnte. Aber ich habe die Sache auch nicht unbedingt besser gemacht.«
»Das ist nicht gut. Gibt es eine Lösung?«
»Es gibt immer eine Lösung«, gab Jonathon mit einer Zuversicht zurück, die er nicht empfand. Er nippte an seinem Glas. Die bisherige Lösung sah vor, Fiona und ihre Schwestern finanziell zu unterstützen und es so aussehen zu lassen, als verdiene sie sich ihren Unterhalt selbst. Nicht gerade eine ideale Lösung, und auch keine dauerhafte. Natürlich gab es auch eine dauerhafte Lösung.
Sein Blick wandte sich wieder zu seiner Schwester und ihrem Gatten. »Wann hast du beschlossen, Mutter zu heiraten?«
»Als mir bewusst wurde, dass mein Leben ohne sie nicht lebenswert war«, entgegnete der Duke schlicht. »Die Ehe war ein geringer Preis dafür, sie an meiner Seite zu behalten. Es stellte sich sogar heraus, dass es überhaupt kein Preis war, sondern das größte Geschenk meines Lebens. Dennoch sind Zweifel unvermeidlich, wenn man einen solch schwerwiegenden Schritt unternimmt.«
»Nicholas hegte keine solchen Zweifel. Er wollte Lizzie vom ersten Augenblick an heiraten, als er sie wiedersah.«
»Ja, doch Nicholas hatte sie schon einmal verloren und offenbar aus seinem Fehler gelernt. Vermutlich ist er weiser als wir alle zusammen. Nur wenige Menschen bekommen eine zweite Chance, und noch weniger sind klug genug, sie zu ergreifen. Dass diese beiden einander fanden, spricht für ein Band zwischen ihnen, das gut und gerne bis ans Ende ihrer Tage halten kann.« Er hielt inne. »Was uns wieder zum Thema Bestimmung führt. Und Liebe.«
»Woher wusste er es?« Trübsinnig seufzte Jonathon auf. »Woher wusstest du es?«
»Ich wünschte, ich könnte das beantworten. Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur noch, dass ich im einen Moment alles versuchte, um sie loszuwerden, und im nächsten alles in meiner Macht stehende unternahm, um sie bei mir zu behalten.« Er sah seinen Sohn eindringlich an. »Wenn dir an dieser Frau etwas liegt...«
»Die Wahrheit ist, dass ich nicht weiß, was ich fühle.« Jonathon schüttelte den Kopf. »Sie ist amüsant und klug und sehr talentiert und ich bin gern in ihrer Gesellschaft. Viel lieber, als ich mir hätte träumen lassen. Doch gleichzeitig verwirrt sie mich. Zumindest bin ich in ihrer Gegenwart immer verwirrt. Als hielte ich die Fäden meines Lebens nicht mehr selbst in der Hand, wenn ich bei ihr bin. Und das behagt mir ganz und gar nicht.«
»Wie fühlst du dich, wenn du nicht mit ihr zusammen bist?«
»Ebenfalls verwirrt. Sie ist wie eine Melodie, die ich nicht aus dem
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