Glücksspiel der Liebe
wollte sie einfach nur loswerden und mein eigenes Leben leben.
Die Worte seines Vaters hallten in seinem Kopf wieder und er schob sie beiseite. Das hier war etwas ganz anderes. Seine Eltern waren füreinander bestimmt gewesen, das war Schicksal.
Jonathon und Fiona. Hört sich... richtig an. Als musste es so sein.
Was für ein Unfug.
Da Sie noch ni c ht verheiratet sind, kommt mir das in der Tat wie ein Wink des Schicksals oder wie Vorhersehung oder etwas in der Art vor.
Einfach absurd.
Weil ich ideal für Sie bin.
Und was, wenn Sie Recht hatte? Das spielte wohl kaum eine Rolle im Moment. Er ließe sich nicht zu einer Ehe zwingen, nicht von Fiona und nicht von sonst jemandem, nur weil er irrtümlich den Antrag für einen Jux gehalten hatte. Vielleicht eines Tages, wenn er bereit zur Ehe wäre...
Was, wenn sie dann nicht mehr frei war?
Die Frage und auch den Klumpen, der sich dabei in seinem Magen bildete, versuchte er außer Acht zu lassen. Gut möglich, dass er sie für immer verlor — ohne sie jemals gehabt zu haben. Entscheidend war doch, dass er einfach nicht wusste, was er von Fiona wollte. Und bis er die Antwort darauf nicht kannte, musste er seinen Plan weiterverfolgen. Zumindest verschaffte ihm das Zeit, sich über die eigenen Gefühle klar zu werden. Und genau das hatten ihm doch sowohl sein Vater als auch Judith geraten.
Dieses Haus war der ideale Aufenthaltsort für ihn bis dahin; wie er und Edwards festgestellt hatten, war dies ein dezidiert männlicher Wohnsitz. Nichts als von einem neugierigen Sammler zusammengetragene, bedeutungslose Gegenstände, keine Erinnerungen, keine Gefühle. Es könnte ebenso gut ein Museum sein.
Da kam ihm ein verstörender Gedanke: Wurden Männer so, die zu lange allein lebten? Die nur taten, was ihnen gefiel und wann es ihnen gefiel? Die sich um nichts und niemanden kümmern mussten als um sich selbst und ihre Bedürfnisse?
Männer, die so lange auf den einen, den für sie vollkommenen Menschen warteten, bis es zu spät war? Männer, die in Wirklichkeit zu dumm oder zu störrisch oder einfach zu blind waren, die Wahrheit zu erkennen, wenn sie sie vor sich sahen? Wenn sie aus dem Schatten heraus und in ihr Leben trat?
Wäre dies dann sein Schicksal? Bis ins hohe Alter hier am Schreibtisch zu sitzen und Geschichten zu schreiben, die niemand lesen wollte? Würde er eines Tages nur noch Leidenschaft für das Sammeln obskurer Gegenstände empfinden? Wäre die Anhäufung von Kuriositäten seine einzige Freude im Leben?
Plötzlich erschien ihm die Bibliothek, die doch eben noch das Versprechen eines geheimen Abenteuers geborgen hatte, kalt und leer. Immer noch ein Versprechen, doch nur das von Abenteuer, ohne Begleitung, Gesellschaft... Liebe.
Ein Schauer fuhr ihm den Rücken hinunter und er stand auf. Hier im trüben Licht des vollgestopften Raumes konnte man leicht an Schicksal und Bestimmung glauben. Hier konnte er auch glauben, dass seine Entscheidungen in den nächsten wenigen Tage den Verlauf seines restlichen Lebens festlegen würden.
Und er könnte sich überlegen, ob er diesen Rest allein verbringen wollte.
Elftes Kapitel
Fünf Tage später. Praktisch eine Ewigkeit, wenn man befürchtet, dass das Objekt der eigenen Zuneigung diese nicht erwidert; lediglich ein Fingerschnippen, wenn man zu wissen glaubt — oder zumindest hofft —, dass das erwähnte Objekt etwas Zeit braucht, um sich seine eigenen Gefühle einzugestehen. Ganz besonders, wenn man es mit dem Sprichwort hält, dass die Liebe mit der Entfernung wächst, und sich strikt weigert an die alte Binsenwahrheit 'Aus den Augen, aus dem Sinn' zu glauben...
»Es ist recht aufregend, nicht wahr?«, sagte Fiona mehr zu sich selbst als zu Jonathon. »Auf eine schöne Art.«
Sie saß am Tisch in Olivers Bibliothek, wo ein Großteil ihrer gemeinsamen Arbeit stattgefunden hatte, und blätterte durch das Ansichtsexemplar von Der Schönen Hingabe, das Jonathon ihr soeben triumphierend und zufrieden lächelnd vorgelegt hatte. »Meine Bilder und Ihre Worte.«
»Das eigene Werk in gedruckter Form zu sehen ist wirklich eine ganz außergewöhnliche Erfahrung«, bestätigte Jonathon. »Wirklich eindrucksvoll.«
»Ja, es ist ganz wunderbar. Das Buch, meine ich.« »Noch ist es keines, aber bald. Vergessen Sie nicht, dies ist nur ein Muster, aufgrund dessen wir Subskriptionen sammeln werden. Dennoch, alle der achtundzwanzig Illustrationen, auf die wir uns geeinigt...«
»Achtundzwanzig?« Sie zog die
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