Glücksspiel der Liebe
bitte?«
»Meine Charakterstärke, meine Entschlossenheit, Starrköpfigkeit und all die anderen Eigenschaften von zweifelhafter Tugend hinsichtlich der gesellschaftlichen Erwartungen an junge Damen...«
»Unsinn. Jede Frau in meiner Familie hat genau dieselben...«
»Das mag ja schön und gut sein, wenn man eine Effington mit Wohlstand und Macht und sozialen Verbindungen ist. Nicht aber, wenn man praktisch allein und mittellos ist und sich um die Zukunft seiner Schwestern kümmern muss!«, fauchte sie.
Seine Augen weiteten sich. »Ich wollte damit nicht andeuten...«
»Vermutlich nicht.« Sie wischte seine Worte mit einer wegwerfenden Geste beiseite. »Dennoch habe ich nicht die Mittel, die den Frauen in Ihrer Familie zur Verfügung stehen. Zusätzlich fürchte ich, dass meine Charakterstärke« — sie suchte nach dem passenden Wort — »doch begrenzt ist.«
»Was meinen Sie denn nun damit?« Er klang wachsam.
»Ich meine, mein Herr, dass meine Stärke an einem gewissen Punkt aufhört. Ich bemühe mich sehr, aber ich bin ein schwacher Mensch. Die Vorstellung von Armut sagt mir gar nicht zu, und auch meine Schwestern werde ich nicht dazu verdammen.«
»Aber das Buch wird sich auf lange Sicht sicherlich ...«
»Auf lange Sicht genügt nicht mehr.« Sie atmete tief ein, um sich zu beruhigen. »Gestern erhielt ich einen Brief von Wieheißternoch — Mr Sinclair — mit der Ankündigung, dass er innerhalb der nächsten Woche eintreffen wird.«
»Aber bis dahin werden Sie bereits über Geld aus dem Bücherverkauf verfügen«, wandte er ein.
Sie schüttelte den Kopf. »Das wird nicht ausreichen.«
»Aber es wird Ihnen Zeit geben, sich einen Ehemann Ihrer Wahl zu suchen.«
»Ich habe bereits einen Ehemann meiner Wahl gefunden.« Sie suchte seine Augen und beiden blickten einander lange an.
»Ich werde nicht zulassen, dass Sie einen Mann nehmen, den sie nicht wollen«, sagte er ruhig.
»Warum nicht?« Sie hielt den Atem an. »Was könnte es schon für Sie bedeuten?«
»Ich bin seit langem mit Ihrem Cousin befreundet und ich hatte den Eindruck, dass Sie und ich ebenfalls eine Art Freundschaft geschlossen hätten. Keine Freundin von mir soll gegen ihren Willen heiraten müssen.«
»Und wie wollen Sie das verhindern?«
»Ich...« Er trat näher und ihr Herz machte einen Satz. Dann stieß er langsam die Luft aus. »Ich werde Ihnen die Summe geben, die Sie bei Ihrer Hochzeit erhalten würden. Die ganze Summe. Sozusagen als Vorschuss auf den Buchverkauf.«
Ungläubig starrte sie ihn an. »Das würden Sie tun?«
Er nickte. »Das bin ich Ihnen schuldig, nach allem... was geschehen ist. Darauf wollen wir jetzt nicht näher eingehen.«
»Nein, das wollen wir sicherlich nicht. Ich b in es müde.« Wut brauste in ihr auf. »Sie haben es also so eilig, mich loszuwerden, dass Sie sogar ein Vermögen dafür bezahlen würden?«
»Aber nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe es überhaupt nicht eilig. Ich habe unsere gemeinsame Zeit sehr genossen. Mehr als ich sagen kann. Ich verspüre einfach nur eine gewisse Verantwortung, eine Verpflichtung...«
»Verpflichtung?« Ihre Stimme wurde lauter. »Und Sie würden teuer dafür bezahlen, sich davon zu befreien? Ihr Gewissen zu erleichtern? Die Schuldgefühle zu besänftigen?«
»Nein, nein, so meinte ich das doch nicht.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich habe keine Schuldgefühle. Na ja, vielleicht ein bisschen, aber...«
»Ich will Ihr Geld nicht. Und Sie will ich auch nicht.« Sie deutete auf die Tür und konnte ihre Hand nur durch größte Willensanstrengung vom Zittern abhalten. »Raus!«
»Fiona...«
»Im Moment, Mylord, ist dies mein Zuhause, meine Zuflucht, und ich will Sie hier nicht mehr sehen.« Ihre Stimme war eiskalt und erzwungen ruhig. Am liebsten hätte sie geschrieen oder geweint oder beides. »Es wäre am besten, wenn Sie jetzt gingen.«
»Fiona.« Aus seiner Stimme sprach die gleiche Qual wie aus ihrer. Er machte einen Schritt auf sie zu. »Ich möchte nicht, dass es so...«
»Es ist mir gleich, was Sie möchten. Ich möchte, dass Sie gehen!« Sie wirbelte herum, riss das Buch vom Tisch und schleuderte es ihm entgegen. »Und nehmen Sie das gefälligst mit. Ich möchte es nie wieder sehen und Sie auch nicht!«
Widerstrebend nahm er das Buch, als wüsste er nicht recht, was er da tat. »Aber das können Sie doch nicht ernst meinen.«
»Da haben Sie allerdings Recht.« Sie riss ihm das Buch aus den Händen und presste es an sich. »Es
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