Glücksspiel des Schicksals (Baccara) (German Edition)
Sebastian sie sonst zum Dahinschmelzen brachte, jetzt verkrampfte sich Missy. Der flüchtige Kuss war wie ein Abschiedskuss.
„Ich sehe dich dann morgen“, sagte sie.
„Morgen früh habe ich noch einen Termin. Aber sowie ich reinkomme, schau ich in deinem neuen Büro vorbei.“
Wortlos blickte sie ihm nach, als er die Wohnung verließ. In einem Augenblick war er vom stürmischen Liebhaber zum freundlichen Exchef geworden. Sie war froh, ihm nichts von dem Baby erzählt zu haben.
Wenn ihre Schwangerschaft offenkundig werden würde, würde sie das Gerücht streuen, dass Tim der Vater sei. Es gab keinen Grund, Sebastian damit zu behelligen. Aber war das wirklich das, was ihre Gefühle ihr sagten? Jahrelang hatte sie auf Bauchentscheidungen verzichtet und sich nur von ihrem Verstand leiten lassen. Als sie noch Teenager war, hatte sie erfahren, wozu es führen konnte, den Gefühlen freien Lauf zu lassen.
Und wie sich in Las Vegas gezeigt hatte, hatte sie leider daraus nichts gelernt.
Sebastian parkte seinen Wagen in der Auffahrt des Hotels im Stadtzentrum von Houston. Ein Portier öffnete die Beifahrertür und half Missy beim Aussteigen. Das elegante, kornblumenblaue Cocktailkleid betonte ihre Figur und ließ ihr wundervolles rotes Haar im Kontrast glänzen.
„Warum sollte ich denn unbedingt mitkommen?“ Genervt stellt Missy ihm zum zehnten Mal diese Frage. Ihre Anspannung war offenkundig, so verkrampft, wie sie die Handtasche in ihren Händen hielt.
„Weil du die Leiterin unserer PR-Abteilung bist und viele Leute bei dieser Veranstaltung sein werden, die dich kennenlernen wollen.“
In den vergangenen zwei Wochen hatte er sie diskret im Auge behalten. Sie hatte die Stelle angetreten und sich mit allem selbst vertraut machen müssen. Keine leichte Sache. Sebastian hätte niemanden gekannt, der sich so schnell so gut eingearbeitet hätte wie Missy.
„Entspann dich.“ Er nahm ihre Hand, um sie zu beruhigen.
„Leicht gesagt. Du machst so was ja jeden Tag.“ Sie nahm seinen Arm und ließ sich von ihm in das elegante Foyer führen.
Die Veranstalter hatten den Wohltätigkeitsempfang, der zugunsten einer Obdachlosenstiftung stattfand, zum Casino-Abend ausgerufen. Hier sollten sich alle amüsieren, aber auch bereitwillig spenden. Als Sebastian den Ballsaal betrat, der in ein Spielcasino verwandelt worden war, hatte er für einen Moment ein Déjà vu.
Missy rieb sich vergnügt die Hände, ihre Nervosität war wie weggeblasen. „Jetzt kassieren wir ab.“
„Das ist eine Wohltätigkeitsveranstaltung“, flüsterte Sebastian, der sich über Missy amüsierte. „Der Sinn ist, dass man Geld gibt und keins kriegt.“
„Dann werde ich halt versuchen, nur so viel zu gewinnen, wie ich verliere.“
Sebastian fasste sie am Arm und ging mit ihr zum Roulettetisch hinüber. „Was macht dich so sicher, dass du gewinnst?“
„Du bringst mir doch Glück, weißt du nicht mehr?“ Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
Bevor sie an den Spieltisch gelangten, versperrte ihnen eine hübsche Brünette den Weg.
„Du bist ja auch da“, rief sie. Sie ignorierte Missy, stellte sich auf Zehenspitzen und gab Sebastian einen Kuss auf die Wange. „Warte nur, bis ich Gina davon erzählt habe, dass du bei meiner Spendengala erschienen bist. Bleib mal einen Moment hier, dann hole ich sie.“
„Wir wollten eigentlich zum Roulette“, erklärte Sebastian.
„Wir?“ Die Brünette riss verwundert ihre hellblauen Augen auf.
Sebastian deutete auf Missy. „Missy Ward. Unsere PR-Leiterin. Und das ist Tanya Hart.“
Tanya sah Missy abschätzig an. „Nett, Sie kennenzulernen.“ Dann erspähte sie jemanden im Saal. „Wartet mal kurz hier.“
Als sie in der Menge verschwand, fragte Missy: „Warum bin ich noch mal hier?“
„Weil du die wichtigen Leute der Stadt kennenlernen sollst.“
„Offenbar bin ich nicht wichtig genug, dass sie mich kennenlernen wollen.“
Ihre Stimme klang sanfter, als sie beabsichtigte, aber sie kam sich hier fehl am Platze vor.
„Das wird schon noch.“ Seine Stimme klang aufmunternd. „Lass uns doch jetzt ein wenig Geld verlieren.“
Sie strahlte. „Du meinst wohl, Geld gewinnen?“
Auf dem Weg zu den Spieltischen vermied Sebastian jeden Kontakt mit anderen und hatte nur Augen für sie. Warum hatte er Missy dieser unbehaglichen Situation ausgesetzt? Vielleicht, weil es eine Gelegenheit für ihn war, mit ihr außerhalb des Büros Zeit zu verbringen.
Er kaufte Jetons für fünftausend
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