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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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bin.«
    »Untersteh
dich!«
    Gleich darauf
wurde ihr Name ausgerufen. Vom Streckensprecher einzeln begrüßt und von den Volksläufern
höflich beklatscht, traten die DLV-Damen einen Schritt vor und winkten ins Publikum.
So lernte ich Birthe Möller kennen, eine hochgewachsene Blondine, ebenso Kim Starke
und die beiden Mädels aus Leverkusen, von denen Katinka gesprochen hatte. Dann schallte
»Romy Feierabend« über die Köpfe, und für einen kurzen Augenblick war es still.
Elektronisch verstärktes Getuschel zeigte an, dass der Sprecher umgehend auf seinen
Lapsus hingewiesen wurde – schon rief er den nächsten Namen.
    Gleich darauf
fiel der Startschuss.
    Während
die Läuferherde durchs Dorf trampelte, marschierte ich Richtung Büffet. Für einen
Nachschlag genau der richtige Zeitpunkt. Diesmal wählte ich einen Sandkuchen zum
Kaffee. Ein weiterer Blick auf den Streckenplan, dann machte ich mich auf den Weg.
    Um nicht
ganz so lange auf das Läuferfeld warten zu müssen, schritt ich den Kurs in umgekehrter
Richtung ab. Schon nach wenigen Metern stolperte ich über das Schild mit der Kilometermarkierung
7, gleich darauf kam die 14, dann die 21. Der Weg führte aus dem Dorf hinaus, an
Hecken, Feldern und Buschwerk vorbei. Ein Schild zeigte die Entfernung zum nächsten
See an: 0,8 Kilometer. Meinen Kaffeebecher in der einen Hand, das angebissene Stück
Kuchen in der anderen, ging es weiter. Wie lange brauchten die Schnellsten für sieben
Kilometer? Mehr als 20 Minuten auf jeden Fall.
    Und da konnte
ich sie auch schon sehen, die flache Landschaft erlaubte es. Dort hinten im Osten
liefen sie wie an einer Perlenkette aufgereiht, lauter schmale, bunte Gestalten.
Mal einzeln, mal in größeren Gruppen. Die Vordersten erreichten eben ein Birkenwäldchen,
an dem sich zartes Frühlingsgrün zeigte. Gleich würden sie auf der anderen, mir
zugewandten Seite wieder herauskommen. Ich steckte das letzte Stück Kuchen in den
Mund und wartete.
    Als Erstes
erschien ein Fahrradfahrer mit Trillerpfeife im Mund. Die Pfeife war vollkommen
überflüssig, denn weit und breit befand sich kein Passant auf der Strecke. Später
im Ort würde er sie wahrscheinlich brauchen. Hinter ihm kam das Führungsduo in Sicht:
zwei hagere, nicht mehr ganz so junge Läufer, Schulter an Schulter. Mit etwas Abstand
ein dritter Mann, gleich danach noch einer und dann, in wirklich beeindruckender
Formation, gleich ein halbes Dutzend Frauen. Katinka mitten unter ihnen.
    Sechs Frauen,
die vier Männer verfolgten – das beeindruckte sogar mich. Ich pfiff auf beiden Fingern
und rief dummes Zeug. »Super, Katinka!« – »Hau rein!« – »Du machst sie alle nieder!«
– so was in der Art. Katinka wirkte noch ganz entspannt, ihre Nebenleute aber auch.
Ich erkannte Birthe, Kim und die beiden aus Leverkusen. Hinter dem Grüppchen radelten
zwei ins Gespräch vertiefte Männer, beide im schwarz-rot-goldenen Trainingsanzug.
Ein junger Läufer versuchte Anschluss zu halten, verlor aber Meter um Meter.
    Erst als
sie vorbei waren, fiel mir ein, dass ich Katinka nicht über die Abstände nach hinten
informiert hatte. Aber das wurde ja erst in den folgenden Runden spannend. Und wie
schnell sie unterwegs war, wusste ich auch nicht. Mit den Augen suchte ich nach
einer gut zu merkenden Stelle am Ortseingang. Als die Gruppe sie passierte, drückte
ich den Startknopf meiner Uhr.
    So. Jetzt
aber einen Schluck Kaffee. Den hatte ich mir verdient. Immer mehr Läufer kamen vorbei,
darunter einige, die schon ziemlich mitgenommen wirkten. Mensch, Leute, ihr habt
noch zwei Drittel vor euch! Jetzt kamen mir die Anfeuerungsrufe wie von selbst über
die Lippen. »Los, da geht noch was!« – »Den da vorn kriegst du, Junge!« Was man
halt so brüllt, wenn man keine Ahnung von der Materie hat. Immerhin, manche lächelten
mir dankbar zu. Andere stierten nur auf meinen Kaffeebecher.
    Ich begann
in Richtung Wäldchen zu schlendern, besann mich aber bald eines Besseren. Schließlich
wollte ich ja den Überblick über das Renngeschehen behalten, und das ging nur hier
draußen, auf freiem Feld. Also Marsch zurück. Um mich herum keuchte das Fußvolk.
Menschen, denen ich nicht zugetraut hätte, mehr als einen halben Kilometer am Stück
zu bewältigen. Rotgesichtige, Kalkweiße, Übergewichtige, Hinkende. Wahnsinn, was
sich hier alles über den Asphalt quälte!
    Und schon
kam es zu ersten Überrundungen. Die Trillerpfeife des Führungsrads kündigte sie
an. Ich beschattete meine Augen und ließ

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