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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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auch noch nicht
gehört.
    »Adams«,
sagte sie, »ist kein Läufer. Aber jeder Läufer kennt Adams. Das elektronische Meldesystem
für Profis. Beziehungsweise für die Anti-Doping-Agenturen, die dich kontrollieren
wollen. Du gibst ein Vierteljahr im Voraus deinen Aufenthaltsort an. Tag für Tag.
Wenn sich deine Pläne ändern, hast du das nachzureichen. Außerdem musst du für jeden
Tag des Jahres eine Stunde angeben, in der du mit Sicherheit anzutreffen bist.«
    »Und wo
gibst du das ein?«
    »In eine
Maske im Internet.«
    »Und du
meinst …«
    »Das Ding
ist höchst umstritten. Es hängen zig Klagen wegen Verletzung der Privatsphäre an.
Und wie sicher sind deine Daten, wenn du sie dem Netz anvertraust?«
    »So sicher
wie Fort Knox am Tag der offenen Tür.«
    »Eben. Ich
habe dieses Teil schon immer gehasst, weil es Zeit verschlingt und mich zu Aussagen
zwingt, die ich guten Gewissens nicht machen kann. Ich habe Kinder, Max! Wie soll
man da jeden einzelnen Tag Wochen und Monate im Voraus planen? Ich muss flexibel
bleiben und will deswegen nicht Stunden vorm Internet hängen.«
    »Verstehe.
Wenn also jemand das Programm knackt, weiß er, wo du steckst, und zwar jeden Tag.«
    »Warum knacken?
Es reicht, wenn er jemanden kennt, der Zugang zu den Daten hat.«
    »Auch wahr.
Trotzdem erklärt das nicht, woher de Weert über meine Bewegungen Bescheid weiß.
Er dachte ja wohl, ich sei heute ausnahmsweise nicht mit dir unterwegs, sondern
zu Hause in Heidelberg. Und bis zu deinem Anruf gestern lag er damit auch richtig.«
    Sie zuckte
die Achseln. »Keine Ahnung. Vielleicht wusste er es ja doch nicht.«
    »Wie vielen
Leuten erzählst du eigentlich, wohin es am Wochenende geht und wer dich begleitet?
Vielen?«
    »Nein. An
welchem Wettkampf ich teilnehme und wann ich ins Trainingslager fahre, ist ohnehin
bekannt. Von dir ist dabei nie die Rede.«
    »Gut.«
    Vor uns
kündigten Warnlichter eine Baustelle an. Ich drosselte die Geschwindigkeit. Eine
Weile hingen wir unseren eigenen Gedanken nach.
    Schließlich
sagte ich: »Lass uns noch mal zu der alles entscheidenden Frage zurückkehren. Wer
könnte ein Interesse daran haben, dass du in London nicht antrittst?«
    Sie lachte
unfroh. »Als wenn ich mir diese Frage nicht jeden Tag stellen würde!«
    »Anders
gefragt: Wem nützt dein Startverzicht etwas? Dem Team ja wohl nicht, schließlich
bist du in der Form deines Lebens.«
    »Bin ich
das?«, sagte sie müde. »Ja, möglicherweise.«
    »Dem Team
schadet es also. Erst recht, wenn eine Romy Feierabend ebenfalls verzichtet.« Und
weil sie schwieg, fuhr ich fort: »Wem nützt es dann? Einem konkurrierenden Team,
sagen wir: den Engländern. Das sagte ja bereits dein Trainer, aber darunter konnte
sich niemand etwas vorstellen. Wie sieht es mit den Konkurrentinnen aus Deutschland
aus? Eine von denen würde doch nachrücken. Kim Starke zum Beispiel.«
    »Kim?«,
entgegnete sie nachdenklich. »Die ist gut drauf, ja.«
    »Wie lief
eigentlich der letzte Kilometer im Halbmarathon? Erzähl mal, ich war ja anderweitig
beschäftigt.«
    Sie seufzte.
»Kim hatte unglaubliche Beine, so stark habe ich die noch nie erlebt. Machte ja
fast die ganze Zeit das Tempo. Und dann wollte sie auch als Erste ins Ziel laufen.
Birthe hielt dagegen, kam aber nicht an ihr vorbei. Ich schaute mir das Ganze von
hinten an. Die Zeit war gut, das reichte mir.«
    »Und die
Jungen?«
    »Das war
fast noch erstaunlicher. Dass Anja und Viola zugelegt haben, wusste ich. Aber so?
Wie groß war ihr Rückstand zu uns? Gerade mal eine Minute! Und Larissa aus Regensburg
kam auch gleich dahinter. Diese Mädchen sind Anfang 20. In diesem Alter war ich
froh, wenn ich einen Halbmarathon halbwegs zu Ende lief!«
    »Also ist
das eine ernst zu nehmende Konkurrenz?«
    Sie zog
einen Flunsch. »Wer eine 1:12 über Halbmarathon läuft, schafft auch einen Marathon
in 2:30. Kim hat ihren Start in Rotterdam ja schon angekündigt.« Sie holte tief
Luft. »Eigentlich sollte ich mich freuen, dass es so viele hoffnungsvolle Talente
in Deutschland gibt. Konkurrenz belebt das Geschäft – mein Motto. Nur dass es mir
unter den gegenwärtigen Umständen verdammt schwer fällt.«
    »Verständlich.
Was sagen eure Trainer?«
    »Die sind
superhappy. Klar, wäre ich auch. Sollten Kim und die anderen ihre Form über Marathon
bestätigen können, haben sie ein Luxusproblem.« Sie wiegte den Kopf hin und her.
»Abwarten. Noch ist nicht aller Tage Abend. Noch nicht.«
    »Eine konkrete
Anwärterin für deinen

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