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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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im deutschen Spitzensport
zu besitzen. Er wollte Namen liefern: Athleten, Hintermänner, Substanzen. Das weckte
natürlich unser Interesse.«
    »Namen aus
der Leichtathletikszene, wie Sie sagten.«
    »Richtig.«
    »Welche
Disziplin? Läufer, Techniker, Frauen, Männer?«
    »Das behielt
er für sich. Aber Sie können davon ausgehen, dass es sich um Topathleten handelt,
Olympiakandidaten. Sonst hätten wir nicht zugegriffen.«
    »Frauen
oder Männer?«
    Sie zuckte
bloß mit den Schultern.
    Mein Bier
kam. Ich nahm das Glas in Empfang und stellte es vor mich auf den Tisch. Anschließend
drehte ich es mit den Fingerspitzen hin und her, strich das Tischtuch glatt, griff
nach einem Bierdeckel. Und all das nur, um meinen wild umherschwirrenden Gedanken
eine Richtung zu geben. Wenn es tatsächlich um Doping ging – was hatte Tietje dann
bei Katinka gewollt? Warum stand er hinter ihrem Haus, warum beobachtete er sie
in Kienbaum? Weil sie für ihre strikte Antidoping-Haltung bekannt war? Weil diese
Haltung vielleicht nur die Oberfläche darstellte, die makellose Fassade? Weil Tietje
sie beim Dopen erwischen wollte, auf frischer Tat sozusagen?
    »Ihre Ermittlungen
drehen sich ebenfalls um Doping«, hörte ich die Journalistin sagen. »Habe ich recht?«
    Ich hob
den Kopf und starrte in ihr flaches, unter einer dicken Schicht von Schminke verborgenes
Gesicht. Frau Doktor beim Schmuddelblatt. Eine Riesennase, aus der nur Quäklaute
drangen. Lauter Widersprüche!
    »Habe ich
recht?«, wiederholte sie.
    »Nein. Man
hat mich als Personenschützer engagiert. Ein Sportler aus der Region fühlt sich
bedroht. Ob zu Recht oder zu Unrecht, kann ich noch nicht sagen. Ich begleite ihn,
wenn er unterwegs ist. Von Doping war nie die Rede.«
    »Und Tietje?«
    »Er fiel
mir auf, als er in Kienbaum durchs Gelände streifte. Ich weiß nicht, wen er dort
beobachtete oder ob er jemanden treffen wollte. Als ich ihn zur Rede stellte, schwieg
er. Gab mir nur den Rat, ihm nicht weiter nachzuspionieren.«
    »Welche
Sportler waren in Kienbaum zugange?«
    »Alle möglichen.
Ruderer, Turner, Leichtathleten.«
    »Ihr Schützling
auch?«
    »Ja.«
    »Meinen
Sie, Tietje war seinetwegen dort?«
    »Das kann
ich nicht beurteilen«, wich ich aus. »In dieser Hinsicht ließ sich der Kerl nichts
entlocken. Er deutete bloß an, dass er hinter einer großen Sache her war.«
    »Verraten
Sie mir die Disziplin Ihres Klienten?«
    Ich schüttelte
den Kopf. »Tut mir leid.«
    »Aber wie
kam es, dass Sie Tietjes Leiche entdeckten?«
    »Aber Frau
Klein!«, grinste ich. »Ich dachte, Sie hätten ein Redaktionsohr immer am Polizeifunk.«
    Sie zuckte
die Achseln. »Erzählen Sie es mir einfach.«
    »Ganz banal:
Man gab mir einen Tipp. Ich war am Samstag privat unterwegs, Osterferien, als ich
einen Anruf bekam. Anonym. In der Kältekammer von Kienbaum sei ein Osterei für mich
versteckt.«
    »Tietje.«
    »Richtig.«
    »Anonym,
sagen Sie? Kein Hinweis auf die Identität des Anrufers?«
    »Ein Deutscher,
mehr kann ich nicht sagen. Nie gehört, die Stimme.«
    Madeleine
Klein zog die Brauen zusammen. »Interessant. Dass Tietje bei seinen Ermittlungen
irgendjemandem auf die Füße getreten sein muss, liegt auf der Hand. Aber warum informiert
man dann Sie?«
    »Vermutlich
hat der Anrufer von meinem Gespräch mit Tietje erfahren.«
    »Ja, aber
warum sollten Sie die Leiche finden, Sie persönlich? Darauf gibt es nur eine Antwort:
Das Ganze war als Warnung gedacht. Heute Tietje, morgen vielleicht Sie.« Sie sah
mich scharf an. »Und eine Warnung macht nur dann Sinn, wenn Sie eine Gefahr für
diese Leute darstellen. Also wissen Sie etwas, Herr Koller.«
    »Ich wurde
gewarnt, weil ich denselben Beruf habe wie Tietje.«
    »In Berlin
gibt es Dutzende von Privatdetektiven, die nicht informiert wurden. Nur Sie! Das
kann kein Zufall sein.« Mit einem Ruck setzte sie sich noch straffer hin als zuvor
und machte einen auf Walkürenritt: flammender Blick, bebende Brust, hüpfender Adamsapfel.
»Nun geben Sie doch zu, dass Sie über Tietjes Recherchen Bescheid wissen!«
    »Ach, was!«
Ich nahm einen großen Schluck Bier und tupfte mir anschließend mit einer Serviette
den Schaum aus den Mundwinkeln. »Möglich, dass man in mir eine potenzielle Gefahr
sieht. Aber nur, weil ich Kontakt zu Tietje hatte. Ein Ermittler trifft einen anderen.
Sofort wird vermutet, dass dabei eimerweise Informationen ausgetauscht wurden. Sie
glauben das ja auch! Leider stimmt es nicht. Ich tappe genauso im Dunkeln wie

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