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Glueckstreffer - Roman

Glueckstreffer - Roman

Titel: Glueckstreffer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K A Milne
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von fast einer halben Million Internetnutzern weltweit angeklickt worden war. Davon abgesehen hatten weitere Medienunternehmen im ganzen Land die Story aufgegriffen und mindestens ein Dutzend andere TV-Sender eine eigene Version der Geschichte gesendet. Sie waren allesamt auf YouTube zu sehen. Sie gaben sich allesamt den Anschein, eine Erstreportage zu verbreiten, und beschrieben – wie ein Moderator übertrieben dramatisch darstellte – einen geheimnisvollen Inserenten aus Tacoma, Washington, einen verzweifelten, in seinem Unglück geradezu heldenhaften Menschen, der mit seiner Annonce seine Mitbürger mitten ins Herz getroffen und sie gezwungen habe, darüber nachzudenken, was Glück bedeute, wo man es finden und vor allem wie man es festhalten könne.
    »Was soll dieser Mist«, sagte Sophie laut. »Das ist doch völlig absurd.« Sie zuckte unwillkürlich zusammen, als ihre Postfachadresse in immer mehr Videos mit der dringenden Bitte um Zuschriften über den Bildschirm flimmerte.
    Weitere Links aus Garretts E-Mail führten Sophie zu verschiedenen Chatrooms, zu Facebook, Twitter und MySpace. Auf der Website einer Gruppe, die sich »Happy Helping Hands« nannte, erfuhr sie, dass dort bereits ausreichend Spendengelder gesammelt worden waren, um Sophies und Garretts Suchanzeige vier Wochen lang in sämtlichen großen Zeitungen der USA zu schalten.
    Nachdem Sophie eineinhalb Stunden durch unzählige Websites gesurft war, wobei jeder Link sie zu mindestens zehn weiteren Internetadressen geführt hatte, gab sie auf und schaltete den Computer aus. Sie hatte so lange auf den Monitor gestarrt, dass ihr Kopf und ihre Augen schmerzten.
    Langsam stieg sie in den ersten Stock hinauf und legte sich wieder ins Bett. Es dauerte eine Stunde, bis sie endlich einnickte. In dieser Stunde beherrschte ihre Gedanken allerdings nur eine Frage: Warum zum Teufel habe ich Garretts Bitte um ein einziges Treffen abgelehnt?
    Kaum dass Randy am folgenden Tag das Chocolats de Sophie betrat, schnappte sich Sophie Schirm und Handtasche und steckte einen Unglückskeks ein. Derart gerüstet, trat sie ihren wöchentlichen Weg den Hügel hinauf an, um ihre Post abzuholen. Die Neugier, ob sich die Zahl der Zuschriften auf die Suchanzeige erhöht hätte, trieb sie zur Eile an.
    Jim wartete wie immer mit seinem Pappschild und der Bitte um eine Spende an seinem Stammplatz vor dem Postamt. Er schien zu spüren, dass Sophie etwas beschäftigte, und hielt sich mit Kommentaren zurück, nachdem sie ihm seinen Keks überreicht hatte – was ihn allerdings nicht daran hinderte, ihr für seinen neuen Sinnspruch zu danken.
    »Verflucht!«, krächzte er und verzog seine aufgesprungenen Lippen zu einem Grinsen. »Meine fünfzehn Minuten Ruhm haben sie mir auf fünf zusammengestrichen.« Er zwinkerte Sophie zu. »Das sind fünf Minuten mehr, als ich je erwarten durfte. Danke, Miss. Herzlichen Dank.«
    Die Öffnungszeiten des Postamts waren längst vorbei. Nur der Vorraum des Gebäudes mit seinen sich über zwei Wände erstreckenden Postfächern war noch für die Öffentlichkeit zugänglich. Wie üblich waren noch einige weitere Personen anwesend, die, wie Sophie annahm, nach Büroschluss kurz ihre Postfächer kontrollierten. Kaum hatte sie jedoch den Schlüssel in das Postfach 3297 gesteckt, veränderte sich die Stimmung schlagartig.
    Von allen Seiten wurden Stimmen laut. Als Quelle der hektischen Unruhe machte Sophie schließlich eine Gruppe von Leuten an der gegenüberliegenden Wand aus. Allerdings bezog sie das immer erregter werdende unterdrückte Stimmengewirr zuerst keineswegs auf ihre Person, bis sie die Kommentare nicht länger ignorieren konnte und hörte, wie jemand heiser befahl: »Beeilt euch! Holt die Kameraleute rein, solange sie das Postfach noch geöffnet hat!«
    Sophie erstarrte. Sofort war ihr klar, dass die ganze Aufregung dem »geheimnisvollen Inserenten« galt, den man soeben enttarnt zu haben glaubte. Dabei hatte sie fest damit gerechnet, dass die künstlich hochgepuschte Story über die Zeitungsanzeige mittlerweile Schnee von gestern wäre. Die Videos und Internetportale hätten sie vom Gegenteil überzeugen müssen.
    Wie vom Donner gerührt, stand sie mit dem Rücken zur Meute vor ihrem Postfach. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Sie saß in der Falle. Und sie wusste es.
    Nachdem sie gefühlte Stunden bewegungslos vor der Wand mit den Postfächern ausgeharrt hatte, wurde der Lärm hinter ihr immer lauter. Allmählich wurde ihr klar, dass

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