Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
Vom Netzwerk:
eingraviert. Miss Tarabotti, die gefesselt, geknebelt und fest verschnürt von zwei Männern getragen wurde – einer hielt sie an den Schultern, der andere an den Füßen –, las die Worte über Kopf. Sie hatte rasende Kopfschmerzen, und es dauerte aufgrund der Übelkeit erregenden Nachwirkungen des Chloroforms einen Augenblick, bis sie die Worte übersetzt hatte.
    Schließlich erschloss sich ihr die Bedeutung: Zum Schutze der Allgemeinheit.
    Hah, dachte sie , das kauf ich euch nicht ab. Ich fühle mich definitiv nicht beschützt.
    Die Worte waren zu beiden Seiten von einer Art Zeichen eingerahmt, einem Symbol oder irgendeinem wirbellosen Geschöpf. War das ein Oktopus aus Messing?
    Es überraschte Miss Tarabotti eigenartig wenig, in den Hypocras Club gebracht zu werden. Sie erinnerte sich, dass Felicity eine Anzeige in der Post vorgelesen hatte, in der die »Gründung eines neuartigen gesellschaftlichen Etablissements für Gentlemen mit wissenschaftlichem Interesse« angekündigt worden war. Auf einmal ergab alles einen Sinn. Immerhin war es auf dem Ball der Duchess gewesen, in unmittelbarer Nachbarschaft des neuen Clubs, wo sie diesen mysteriösen Vampir getötet hatte, mit dem alles angefangen hatte. Dadurch schloss sich der Kreis. Und bei all dem Chloroform, das in dieser Angelegenheit zum Einsatz kam, mussten Wissenschaftler darin verwickelt sein.
    Sie fragte sich, ob Lord Maccon das ebenfalls herausgefunden hatte. Vermutete er nur den Club dahinter, oder glaubte er gar die Royal Society darin verwickelt? Alexia bezweifelte, dass selbst die argwöhnische Natur des Earls so weit gehen würde.
    Ihre Entführer trugen sie in einen kleinen, kastenartigen Raum mit einem ziehharmonikaähnlichen Gitter als Tür. Sie konnte den Kopf gerade weit genug drehen, um die violett gekleidete Gestalt Lord Akeldamas zu sehen, der mit ebenso wenig Respekt behandelt wurde wie sie. Jemand hatte ihn sich wie eine Rinderhälfte über die Schulter geworfen. Schließlich wurde er so wie sie in den winzigen Raum gezwängt.
    Nun ja , überlegte Miss Tarabotti, wenigstens sind wir noch zusammen.
    Der wachsgesichtige Mann, der unglücklicherweise immer noch bei ihnen war, beteiligte sich nicht direkt an dem Tarabotti/Akeldama-Transport. Er schloss die faltbare Gittertür und kurbelte dann an einer Art Flaschenzug, der in eine Wand der Kammer eingelassen war. Das hatte etwas höchst Eigentümliches zur Folge: Der gesamte winzige Raum bewegte sich auf einmal schleppend abwärts, und zwar mit jedem, der sich darin befand. Es war, als fiele man sehr langsam nach unten, und in Verbindung mit der Wirkung des Chloroforms war Alexias Magen von dieser Erfahrung nicht gerade begeistert.
    Sie unterdrückte ein krampfhaftes Würgen.
    »Der hier scheint unsere Aufzugskammer nicht zu gefallen«, höhnte der Mann, der ihre Füße hielt, und rüttelte sie ungehobelt.
    Einer der anderen Männer grunzte zustimmend.
    Durch das Gitter beobachtete eine verblüffte Alexia, wie das Erdgeschoss des Clubs verschwand und der Fußboden selbst erschien, dann das Fundament des Gebäudes, danach eine neue Zimmerdecke und schließlich die Möbel und der Fußboden unterirdischer Räume. Es war wirklich ein recht beeindruckendes Erlebnis.
    Die winzige Kammer kam abrupt zum Stillstand. Wenige Augenblicke später gesellte sich auch Miss Tarabottis Magen wieder zu ihnen. Die menschlichen Transportesel schoben die Gittertür zurück, trugen sie und Lord Akeldama hinaus und legten sie Seite an Seite auf einen edlen Orientteppich in der Mitte eines Empfangszimmers von beachtlicher Größe. Einer von ihnen setzte sich – wohl als Vorsichtsmaßnahme – auf Lord Akeldamas Beine, obwohl dieser immer noch in tiefem Schlummer lag. Sie schienen nicht der Meinung zu sein, dass es erforderlich war, Alexia denselben Grad an Achtsamkeit zukommen zu lassen.
    Ein Mann, der in einem bequemen braunen Lederarmsessel mit silbernen Beschlägen saß und eine lange Pfeife aus Elfenbein rauchte, erhob sich bei ihrer Ankunft und trat näher, um auf die beiden Gefangenen hinabzublicken.
    »Ausgezeichnete Arbeit, meine Herren!« Er kaute auf der Pfeife und rieb sich begeistert die Hände. »Akeldama ist den BUR-Akten zufolge einer der ältesten Vampire in London. Neben dem Blut einer ihrer Königinnen ist das seine das wirksamste, das wir bisher analysiert haben. Wir befinden uns gerade mitten in einem transversalen Sanguinationsprozess, also sperrt ihn fürs Erste ein.« Dann sah er auf Alexia

Weitere Kostenlose Bücher