Gluehende Dunkelheit
Gestalt von Lord Akeldama unsanft in die Kammer. Alexia landete hart auf der Seite und versuchte, nicht vor Schmerz aufzuschreien. Die Tür wurde zugeschlagen, und Alexia hörte die Männer reden, während sie sich entfernten.
»Sieht so aus, als könnten die Experimente erfolgreich verlaufen, was?«
»Wohl kaum.«
»Na ja, egal, solange die Bezahlung stimmt.«
»Nur zu wahr.«
»Wisst ihr, was ich glaube? Ich glaube …«
Und dann verklangen die Stimmen.
Miss Tarabotti lag mit weit aufgerissenen Augen da und sah sich in der Kammer um, in der sie sich befand. Es dauerte eine Weile, bis sich ihre Pupillen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, denn in ihrem Gefängnis gab es keine Öllampen oder irgendeine andere Lichtquelle. Die Zelle hatte auch keine Gitterstäbe, nur eine nahtlose Tür ohne Griff auf der Innenseite, und Alexia fühlte sich eher in einen Schrank gesperrt als in eine Gefängniszelle. Nichtsdestotrotz wusste sie instinktiv, dass es ein Gefängnis war. Es gab keine Fenster, keine Möbel, keinen Teppich und auch sonst keine irgendwie geartete Ausstattung – nur sie selbst und Lord Akeldama.
Jemand räusperte sich.
Mit großer Mühe, da ihre Glieder fest verschnürt waren und sie durch das verflixte Korsett und die Tournüre noch zusätzlich behindert wurde, wand sich Miss Tarabotti zappelnd auf die Seite, sodass sie Lord Akeldama sehen konnte.
Die Augen des Vampirs waren offen, und er starrte sie eindringlich an. Es war, als versuche er ihr etwas allein durch die Kraft seines stechenden Blicks zu sagen.
Leider verstand Alexia kein Blickisch.
Lord Akeldama robbte auf sie zu wie eine Art violette Schlange, wobei ihm der Umstand zugute kam, dass der Samt seines schönen Rocks so glatt war. Dann rollte er herum und wackelte mit den gefesselten Händen, bis Miss Tarabotti verstand, was er im Sinn hatte.
Alexia rollte sich wieder zurück, rutschte zentimeterweise nach unten und drückte ihren Hinterkopf an seine Hände. Mit den Fingerspitzen konnte der Vampir ihren Knebel lösen. Unglücklicherweise waren ihre Handgelenke und Beine mit Stahlschellen gefesselt, ebenso wie seine. Solche Fesseln zu sprengen überstieg sogar die Fähigkeiten eines Vampirs.
Unter großen Schwierigkeiten gelang es ihnen, die Stellung zu tauschen, sodass Miss Tarabotti Lord Akeldamas Knebel lösen konnte. Nun konnten sie wenigstens miteinander sprechen.
»Nun ja«, meinte Lord Akeldama, »das ist ja ein hübscher Schlamassel. Ich glaube, diese Missgeburten haben gerade eines meiner besten Abendjacketts völlig ruiniert. Wie überaus ärgerlich. Das war eines meiner absoluten Lieblingsstücke. Es tut mir leid, dass ich dich in diese Sache hineingezogen habe, meine Liebe, beinahe so sehr, wie dieses Abendjackett hineingezogen zu haben.«
»Oh, reden Sie keinen Unsinn. In meinem Kopf dreht sich immer noch alles von diesem verflixten Chloroform«, beschwerte sich Miss Tarabotti. »Für diese Situation kann man Ihnen unter keinen Umständen die Schuld geben.«
»Aber sie waren hinter mir her.« In der Dunkelheit sah Lord Akeldama tatsächlich schuldbewusst aus. Doch das könnte auch eine optische Täuschung aufgrund der Schatten sein.
»Sie wären genauso hinter mir her gewesen, wüssten sie meinen Namen«, beharrte Miss Tarabotti. »Also lassen Sie uns nicht mehr davon sprechen.«
Der Vampir nickte. »Nun denn, meine Butterblume . Dann schlage ich vor, dass wir diesen deinen Namen so lange wie möglich für uns behalten.«
Alexia lächelte breit. »Das dürfte für Sie kein besonders schweres Unterfangen sein. Schließlich verwenden Sie meinen richtigen Namen ohnehin nie.«
Lord Akeldama kicherte. »Nur zu wahr.«
Miss Tarabotti runzelte die Stirn. »Wahrscheinlich aber wäre diese Mühe ohnehin vergebens. Der wachsgesichtige Mann weiß es. Er sah mich in der Kutsche vor dem Westminster-Haus, und er sah mich in der Nacht an meinem Fenster, als sie kamen, um eine gewisse Außernatürliche zu entführen. Er wird zwei und zwei zusammenzählen und erkennen, dass ich ein und dieselbe Person bin.«
»Unmöglich, mein Tautröpfchen «, sagte Lord Akeldama voller Überzeugung.
Alexia nahm eine andere Position ein in dem Versuch, den Schmerz in ihren gefesselten Händen zu lindern. »Was macht Sie so sicher?«, fragte sie, verwundert über seinen zuversichtlichen Tonfall.
»Der wachsgesichtige Mann, wie du ihn nennst, kann niemandem irgendetwas erzählen. Er hat keine Stimme, meine kleine Tulpe, überhaupt keine«,
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