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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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hinab. »Und was haben wir hier?«
    Sein Gesicht kam ihr irgendwie bekannt vor, obwohl es völlig im Schatten lag. Aber auch das kam ihr bekannt vor.
    Der Mann aus der Kutsche!
    Entsetzt über ihre jüngste Begegnung mit dem wachsgesichtigen Monster hatte Miss Tarabotti ihn beinahe vergessen.
    Er sie hingegen eindeutig nicht. »Na, was sagt man dazu? Die taucht einfach immer wieder auf.« Nachdenklich paffte er an seiner Pfeife. »Zuerst besucht sie das Westminster-Haus, und nun finden wir sie in der illustren Gesellschaft von Exemplar Akeldama vor. Wie passt sie ins Bild?«
    »Das wissen wir noch nicht, Sir. Wir werden die Akten zu Rate ziehen müssen. Sie ist kein Vampir, hat weder Zähne noch den Schutz auf Königinnenebene. Obwohl ihr zwei vampirische Leibwächter folgten.«
    »Aha. Und?«
    »Wir haben sie natürlich eliminiert. Könnten BUR-Agenten gewesen sein. Schwer zu sagen heutzutage. Was sollen wir in der Zwischenzeit machen?«
    Paff, paff, paff. »Bringt sie ebenfalls ins Lager. Wenn wir nicht herausfinden können, was sie mit unserem Unternehmen zu schaffen hat, werden wir es aus ihr herauspressen. Natürlich furchtbar unschicklich, so etwas einer Dame anzutun, aber sie ist eindeutig mit dem Feind verbrüdert, und manchmal muss man eben Opfer bringen.«
    Miss Tarabotti war verwirrt über die Mitspieler dieses kleinen Spiels. Diese Männer schienen nicht zu wissen, wer oder genauer gesagt was sie war, und doch waren sie eindeutig diejenigen, die sie hatten in ihre Gewalt bringen wollen. Erst vor Kurzem hatten sie den wachsgesichtigen Mann mitten in der Nacht zu ihrem Haus geschickt. Es sei denn, es existierten zwei wachsgesichtige Männer in London, die beide hinter ihr her waren. Alexia erschauderte bei der bloßen Vorstellung.
    Sie mussten ihre Adresse aus den BUR-Akten haben. Und dennoch wussten sie offenbar nicht, wer sie war. Fast kam es ihr vor, als hielte man sie für zwei verschiedene Personen: die eine, die ihnen bei ihren Plänen immer wieder in die Quere kam, und die Miss Alexia Tarabotti aus den BUR-Akten, ihres Zeichens Außernatürliche.
    Dann fiel Alexia ein, dass BUR aus Sicherheitsgründen keine Bilder in den Unterlagen aufbewahrte. Ihre Akte enthielt nur Worte, Notizen und kurze beschreibende Details, und diese größtenteils verschlüsselt. Diese Männer hatten die Verbindung zu der Alexia Tarabotti, hinter der sie her waren, nicht hergestellt, weil sie nicht wussten, wie Alexia Tarabotti aussah. Mit Ausnahme des wachsgesichtigen Mannes, der ihr Gesicht im Fenster ihres Schlafzimmers gesehen haben musste. Sie fragte sich, warum er dieses Geheimnis nicht enthüllte.
    Doch ihre Frage blieb unbeantwortet. Auf Befehl des Schattenmannes hin hoben die Schurken sie hoch und trugen sie hinter Lord Akeldama aus dem vornehmen Empfangszimmer.
    »Und nun, wo ist denn mein geliebtes Baby?«, hörte sie den Schattenmann fragen, als sie sich entfernten. »Ah, da ist er ja! Und wie hat er sich bei seinem Ausflug betragen? Gut? Ja, natürlich hat er das, mein Liebling!« Dann wechselte er ins Lateinische.
    Miss Tarabotti wurde einen langen, schmalen Korridor entlanggetragen, weiß getüncht und von anstaltähnlichen Türen gesäumt. Er wurde von Öllampen aus weißer Keramik beleuchtet, die auf kurzen, zwischen den Türen verteilten Marmorpodesten standen. Es sah alles sehr rituell aus, wie eine Art antiker Kultstätte. Eigenartigerweise hatten die Türgriffe die Form von Oktopussen, genau wie die Lampen, wenn man sie genauer betrachtete.
    Miss Tarabotti wurde eine lange Treppe hinunter und in einen weiteren Gang mit mehr Türen und Lampen genau wie der erste getragen.
    »Wo sollen wir sie hinstecken?«, fragte einer der Männer. »Der Platz wird allmählich knapp, seit die Operation gestartet ist.«
    Die anderen drei lachten gehässig.
    »Bringen wir sie in die hinterste Zelle. Es macht nichts, wenn wir sie zusammen einsperren. Die Doktoren werden Akeldama schon bald zu sich holen. Immerhin warten die Graukittel schon eine ganze Weile darauf, ihn in die Finger zu kriegen.«
    Einer der anderen leckte sich die fetten Lippen. »Wir bekommen sicherlich ’ne ziemlich dicke Prämie für dieses kleine Sammelabenteuer.«
    Seine Bemerkung erntete zustimmendes Gemurmel.
    Sie erreichten die letzte Tür des Gangs und schoben die obere Hälfte des Oktopusgriffs zur Seite, wodurch ein großes Schlüsselloch zum Vorschein kam. Nachdem sie die Tür geöffnet hatten, beförderten sie Miss Tarabotti und die schlaffe

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