Gluehende Dunkelheit
haben Sie einige von Mr MacDougalls Theorien gehört?«
Miss Tarabotti dachte an jenen morgendlichen Ausflug zurück. Das schien eine Ewigkeit her zu sein. Dennoch erinnerte sie sich an die Unterhaltung mit ihm, denn sie war höchst kurzweilig gewesen. »Ich entsinne mich an ein wenig«, antwortete sie vorsichtig, »natürlich sofern mich mein Erinnerungsvermögen und meine beschränkte weibliche Auffassungsgabe nicht täuschen.« Alexia hasste es, so etwas zu sagen, aber es war immer von Vorteil, wenn einen der Feind nicht für übermäßig intelligent hielt.
Mr MacDougall starrte sie schockiert an.
So unauffällig wie möglich zwinkerte Alexia ihm zu.
Er sah zwar aus, als würde er in Ohnmacht fallen, als er sich in den Stuhl zurücksinken ließ, aber er wollte ihr damit offenbar signalisieren, dass sie die Situation so handhaben sollte, wie sie es für richtig hielt.
Kurz kam Miss Tarabotti der flüchtige Gedanke, dass er vielleicht doch einen ganz geeigneten Ehemann abgeben könnte. Dann aber wurde ihr bewusst, dass eine lebenslange Verbindung mit einem Mann von solch schwachem Charakter sie mit Sicherheit zu einer wahren Tyrannin machen würde.
Sie täuschte Ängstlichkeit und mangelndes Verständnis vor, als sie fortfuhr. »Er glaubt, dass Übernatürlichkeit entweder eine Art durch Blut übertragene Erkrankung ist oder durch ein spezielles Organ entsteht, das einigen die Fähigkeit gibt, übernatürlich werden zu können, und das der Rest von uns nicht hat.«
Bei dieser Erklärung lächelte Siemons auf überlegene Weise. Alexia wurde von dem recht undamenhaften Verlangen erfasst, ihm die Selbstgefälligkeit geradewegs aus dem fetten Gesicht zu schlagen. Bei diesen Hängebacken würde ihre Hand wahrscheinlich ein sehr befriedigendes Klatschen erzeugen. Hastig nahm sie stattdessen einen Schluck Tee.
»Das kommt der Wahrheit nahe genug«, meinte er. »Wir vom Hypocras Club finden seine Theorien zwar faszinierend, bevorzugen jedoch die Vorstellung, dass die Metamorphose Resultat einer Energieübertragung ist, einer Art Elektrizität. Nur eine kleine Minderheit von uns glaubt diesbezüglich an das Wirken ätheromagnetischer Felder. Haben Sie schon von Elektrizität gehört, Miss Tarabotti?«
Natürlich habe ich das, Sie Einfaltspinsel, hätte Alexia am liebsten geantwortet. Stattdessen sagte sie: »Ich glaube, ich habe mal etwas darüber gelesen. Warum glauben Sie, dass das die Antwort sein könnte?«
»Weil übernatürliche Wesen auf Licht reagieren: Werwölfe auf den Mond und Vampire auf die Sonne. Licht, so unsere Theorie, die wir immer mehr bestätigt sehen, ist nur eine andere Form von Elektrizität, demzufolge glauben wir, dass beides miteinander in Zusammenhang stehen könnte.«
Mr MacDougall beugte sich vor und mischte sich ein, da sich die Unterhaltung nun in seinem Fachbereich bewegte. »Andererseits schließen sich beide Theorien nicht gegenseitig aus. Nach meinem Vortrag heute Abend wurde darüber diskutiert, ob während der Blutübertragung möglicherweise Elektrizität entsteht oder ob es vielleicht ein Organ gibt, das Licht in Energie umwandelt. Mit anderen Worten: ob diese beiden Hypothesen kombiniert werden könnten.«
Entgegen ihres Willens war Miss Tarabottis Interesse geweckt. »Und Sie glauben, die Fähigkeit, diese elektrische Energie zu verarbeiten, hängt mit der Seele zusammen?«
Die beiden Wissenschaftler nickten.
»Wie passe ich in dieses Bild?«
Die beiden Männer wechselten einen Blick.
Schließlich sagte Mr Siemons: »Das ist es, was wir herauszufinden hoffen. Dämpfen Sie diese Energie irgendwie? Wir wissen, dass gewisse Materialien keine Elektrizität leiten. Sind Außernatürliche das lebende Äquivalent zu einem Erdungsleiter?«
Großartig, dachte Alexia, ich wurde soeben vom Seelensauger zur elektrischen Erdung . Die Beinamen werden einfach immer reizender. »Und wie genau planen Sie das herauszufinden?«
Sie erwartete nicht, von ihnen zu hören, dass man sie aufzuschneiden gedachte. Obwohl sie davon ausging, dass zumindest Mr Siemons auch davor nicht zurückschrecken würde.
»Vielleicht wäre es das Beste, wenn wir Ihnen etwas von unseren Versuchseinrichtungen zeigen«, schlug Mr Siemons vor. »Dann können Sie sich ein Bild davon machen, wie wir unsere Forschungen durchführen.«
Das ließ Mr MacDougall erbleichen. »Sind Sie sicher, dass das eine gute Idee ist, Sir? Schließlich ist sie eine Dame aus gutem Hause. Es könnte ein wenig zu viel für sie
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