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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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und hatte Fixierungsmöglichkeiten aus verschiedenen Materialien. Zwei junge Wissenschaftler in grauen Kitteln und mit Brilloskopen hasteten geschäftig umher. Sie hielten ledergebundene Kladden in den Händen und notierten darin Beobachtungen mit von Schafsleder umhüllten Graphitstiften. Ein älterer Mann ungefähr in Mr Siemons’ Alter versah ebenfalls seinen Dienst in diesem Raum. Von allen scheußlichen Dingen, mit denen man sich kleiden konnte, trug er ausgerechnet einen Tweedanzug und eine Halsbinde, die mit solcher Nachlässigkeit gebunden war, dass diese Sünde seinen frevlerischen Taten beinahe gleichkam. Außerdem trug er ein Brilloskop, allerdings eines, das größer und aufwändiger war als jene, die Alexia bisher zu sehen bekommen hatte.
    Alle drei Gentlemen hielten inne, um sie anzusehen, als sie den Raum betraten, die Augen von den optischen Linsen ins Riesenhafte verzerrt. Dann wandelten sie wieder zwischen den reglosen Gestalten zweier Männer hin und her, die auf einem der Pritschenpaare lagen. Eine der Gestalten war mit Riemen aus Sisal fixiert, und die andere …
    Vor Entsetzen schrie Alexia auf. Der andere trug ein extravagantes Abendjackett aus blutbeflecktem pflaumenfarbenen Samt und eine meerschaumgrün und malvenfarben karierte Satinweste, die an mehreren Stellen zerrissen war. Er war ebenfalls mit Riemen fixiert, doch zusätzlich hatte man ihm durch beide Hände und Füße hölzerne Pflöcke getrieben, die in der Pritsche steckten, auf der er lag, und Alexia konnte nicht sagen, ob er wegen der Schmerzen, die sie ihm verursachten, so reglos dalag, oder weil er sich überhaupt nicht mehr bewegen konnte.
    Miss Tarabotti wand sich krampfhaft, um zu ihrem Freund zu gelangen, doch der Golem hielt sie eisern fest. Als sie endlich wieder zur Vernunft kam, wurde Alexia bewusst, dass das vermutlich auch gut so war, denn berührte sie Lord Akeldama, solange er sich in diesem geschwächten Zustand befand, würde ihre außernatürliche Gabe womöglich seinen sofortigen Tod herbeiführen. Nur seine übernatürliche Stärke war es, die ihn am Leben hielt – falls er überhaupt noch am Leben war.
    »Sie …«, zischte sie Mr Siemons an und suchte nach einem Wort, das schrecklich genug war, um diese sogenannten Wissenschaftler zu beschreiben. »Sie Philister! Was haben Sie mit ihm gemacht?«
    Nicht nur, dass Lord Akeldama fixiert und festgenagelt worden war, sie hatten ihn auch an eine ihrer Höllenmaschinen angeschlossen. Ein Ärmel seines schönen Jacketts war abgeschnitten worden, ebenso wie das Seidenhemd darunter, und eine lange Metallröhre ragte unter der Haut seines Oberarms hervor. Die Röhre führte in eine Art mechanischen, mit Dampf angetriebenen Apparat, aus dem eine weitere Röhre lief, an die der andere Mann angeschlossen war. Dieser zweite Mann war eindeutig nicht übernatürlich; seine Haut war gebräunt, die Wangen waren rosig. Doch er lag ebenfalls wie leblos da.
    »Wie weit sind wir, Cecil?«, fragte Mr Siemons einen der grau gekleideten Wissenschaftler und ignorierte Miss Tarabotti völlig.
    »Beinahe fertig, Sir. Wir glauben, dass Sie hinsichtlich des Alters recht hatten. Das Experiment verläuft viel besser als die vorhergehenden.«
    »Und der elektrische Strom?« Mr Siemons kratzte sich an seiner Kotelette.
    Der Mann warf einen Blick auf seine Notizen und schraubte an der Seite seines Brilloskops, um die Schärfe einzustellen. »Noch in dieser Stunde, Sir, noch in dieser Stunde.«
    Vergnügt rieb sich Mr Siemons die Hände. »Ausgezeichnet, wirklich ausgezeichnet. Ich werde Dr. Neebs nicht stören, er wirkt zutiefst konzentriert. Ich weiß, wie sehr er sich stets in seine Arbeit vertieft.«
    »Wir versuchen, die Intensität des Schocks zu mildern, Sir. Dr. Neebs glaubt, das könnte die Überlebenszeit des Empfängers verlängern«, erklärte der zweite junge Forscher und sah von einigen großen Hebeln an der Seite der Maschine hoch, an denen er hantierte.
    »Faszinierender Gedanke. Sehr interessant. Bitte, fahren Sie fort, fahren Sie fort! Kümmern Sie sich gar nicht um mich. Wir bringen nur ein neues Exemplar.« Er drehte sich um und deutete auf Miss Tarabotti.
    »Sehr gut, Sir. Dann mache ich mal weiter«, erwiderte der erste Wissenschaftler und wandte sich wieder der Arbeit zu, mit der er beschäftigt gewesen war, bevor sie den Raum betreten hatten. Er hatte nur einen flüchtigen Blick in Miss Tarabottis Richtung geworfen.
    Alexia sah Mr Siemons fest ins Gesicht. »Ich fange

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