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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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unbestreitbar gefährlich diese Kreaturen sind. Sie sind eine Plage für die gesamte menschliche Rasse. Unsere Forschungen werden dieser Bedrohung zuvorkommen, und mit Ihren Fähigkeiten werden wir neue Neutralisierungsstrategien entwickeln. Erkennen Sie denn nicht, wie wertvoll Sie für uns sind? Wir würden einfach nur hin und wieder ein paar physische Untersuchungen durchführen.«
    Alexia wusste nicht genau, was sie darauf antworten sollte. Die überaus vernünftige Art, mit der der Mann sprach, wirkte auf sie gleichermaßen abstoßend und beängstigend. Da saß sie, eng an einen Werwolf gedrängt, einen Mann, den ihr Entführer, dieser Folterknecht ein abscheuliches Monster nannte. Einen Mann, wie ihr ohne jegliche Überraschung bewusst wurde, den sie liebte.
    »Vielen Dank für das freundliche Angebot …«, hob sie an.
    Der Wissenschaftler fiel ihr ins Wort. »Ihre Kooperation wäre äußerst erfreulich, doch sie ist nicht zwingend notwendig, Miss Tarabotti. Verstehen Sie? Wir werden tun, was wir tun müssen.«
    »Dann würde ich lieber nach meinem Gewissen handeln, nicht nach Ihrem«, sagte sie entschlossen. »Ihre Wahrnehmung von mir muss logischerweise ebenso verzerrt sein wie Ihre Wahrnehmung von ihm.« Sie deutete mit dem Kinn auf Lord Maccon. Er starrte sie eindringlich an, als wollte er sie dadurch zum Schweigen bringen. Doch Miss Tarabottis Zunge gewann schon immer die Oberhand, zumal ihr Alexia ja ohnehin oft genug freien Lauf ließ. »Ich ziehe es vor, an Ihren teuflischen Experimenten nicht auch noch freiwillig teilzunehmen.«
    Mr Siemons zeigte ein knappes, kleines, psychopathisches Lächeln. Dann drehte er sich um und rief etwas auf Latein.
    Kurz wurde es still.
    Unter den Wissenschaftlern und den Schlägertypen, die sich vor der Tür versammelt hatten, entstand eine gewisse Unruhe, dann schob der Golem sie zur Seite, um die Zelle zu betreten.
    Lord Maccon sah die Abscheu auf Miss Tarabottis Gesicht, doch er drehte sich immer noch nicht um, um herauszufinden, was sie verursachte. Fest entschlossen blieb er vor ihr stehen, dem Wissenschaftler und denen, die hinter ihm standen, weiterhin den nackten Rücken zugewandt. Er war während des verbalen Schlagabtausches zwischen Alexia und Mr Siemons immer angespannter geworden.
    Miss Tarabotti spürte seine Verärgerung an jeder Stelle vibrieren, an der sich ihre Körper berührten. Sie sah sie in den harten Muskeln unter seiner nackten Haut. Er bebte regelrecht, wie ein Hund, der an seiner Leine zerrt.
    Alexia wusste, dass er die Beherrschung verlor, schon einen Augenblick, bevor es geschah.
    In einer einzigen geschmeidigen Bewegung fuhr Lord Maccon herum und holte mit der Spiegelscherbe aus. Mr Siemons, der bemerkt hatte, wie sich eine gewisse ängstliche Erwartung auf Alexias Gesicht zeigte, wich zurück und war außer Reichweite.
    Gleichzeitig sprang der Golem von der Seite her nach vorn und stürzte sich auf Miss Tarabotti.
    Mitten im Schwung und dadurch behindert, dass er mit ihr in Körperkontakt bleiben musste, konnte Lord Maccon die Richtung seiner Armbewegung nicht schnell genug umlenken, um den Golem zu treffen.
    Alexia war nicht derart gehandicapt. Als das bösartige Ding auf sie zuschnellte, kreischte sie auf und schlug zu, überzeugt davon, dass sie sterben würde, sollte diese abstoßende Imitation eines Menschen sie zu fassen bekommen.
    Doch Miss Tarabottis Gegenwehr völlig ignorierend packte sie der Golem mit seinen kalten, fingernagellosen Händen unter den Armen und hob sie hoch. Das Monster war erstaunlich stark. Alexia trat um sich, doch obwohl sie ihn mit dem Absatz ihres Stiefels traf, zeigte die Kreatur keinerlei Reaktion. Der Wachsgesichtige warf sie sich, während sie immer noch um sich trat und wie am Spieß kreischte, über die Schultern.
    Lord Maccon wirbelte zu ihr herum, doch sowohl seine eigene Bewegung als auch der Angriff des Golems hatten den Körperkontakt zwischen ihnen unterbrochen. Alexia, die mit dem Kopf nach unten baumelte, gewahrte durch das Gewirr ihrer Haare seinen panischen Gesichtsausdruck und sah dann etwas Scharfes aufblitzen. Mit seinem letzten zusammenhängenden Gedanken hatte Lord Maccon dem Golem die Spiegelscherbe in die untere Hälfte des Rückens gestoßen, unmittelbar unterhalb der Stelle, wo Alexia hing.
    »Er verwandelt sich zurück!«, schrie Mr Siemons und wich hastig rückwärts aus dem Raum. Der Golem, die zappelnde Miss Tarabotti auf der Schulter, folgte ihm.
    »Neutralisiert ihn!

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