Gluehende Dunkelheit
Muskeln seines Körpers schienen sich zu verkrampfen, die Glieder versteiften, und die Augen traten ihm regelrecht aus den Höhlen. Die drei Wissenschaftler wichen zurück, betrachteten ihn jedoch weiter aufmerksam.
»Ah, na bitte«, sagte Mr Siemons voller Zufriedenheit.
»Ja, ja.« Nickend schlug Dr. Neebs die Hände zusammen und rieb sie erfreut. »Perfekt!«
Der jüngere Wissenschaftler kritzelte eifrig Notizen in sein ledernes Buch.
»Ein viel schnelleres und effizienteres Resultat, Dr. Neebs. Das ist ein rühmenswerter Fortschritt. Ich werde einen höchst positiven Bericht schreiben.« Mr Siemons lächelte breit und leckte sich die Lippen.
Dr. Neebs strahlte vor Stolz. »Sehr zu Dank verpflichtet, Mr Siemons. Allerdings bin ich noch immer besorgt wegen der Intensität der Stromladung. Ich wäre gern in der Lage, den Seelentransfer mit noch größerer Genauigkeit zu steuern.«
Mr Siemons sah zu Lord Akeldama hinüber. »Glauben Sie, Sie haben noch etwas übrig?«
»Schwer zu sagen bei einem so alten Objekt«, antwortete Dr. Neebs ausweichend. »Aber vielleicht …«
Er wurde durch ein lautes Klopfen an der Tür unterbrochen.
»Ich bin es, Sir!«, rief eine Stimme.
» Expositus «, sagte Mr Siemons.
Der Golem drehte sich steif um und öffnete die Tür.
Herein kam der andere junge Wissenschaftler in Begleitung von Mr MacDougall. Sie trugen den Körper eines Mannes zwischen sich, der fest in lange Leinenstreifen gewickelt war und wie eine alte ägyptische Mumie aussah.
Als Mr MacDougall Miss Tarabotti erblickte, die ebenfalls auf ihre Pritsche geschnallt war, ließ er die vermeintliche Mumie los und eilte zur ihr.
»Guten Abend, Mr MacDougall«, sagte Alexia höflich. »Ich muss schon sagen, dass ich keine allzu hohe Meinung von Ihren Freunden hier habe. Ihr Verhalten ist …« Sie hielt kurz inne. »… unanständig.«
»Miss Tarabotti, es tut mir schrecklich leid.« Der Amerikaner verknotete händeringend die Finger und trippelte nervös um sie herum. »Wenn ich nur vom Beginn unserer Bekanntschaft an gewusst hätte, was Sie sind, dann hätte ich das hier vielleicht verhindern können. Ich hätte entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Ich hätte …« Er schlug sich die teigigen Hände vor den Mund und schüttelte den Kopf in einem Überschwang aufgewühlter Gefühle.
Alexia rang sich ein kleines Lächeln ab. Der arme Kerl , dachte sie. Es ist sicher hart, wenn man stets so schwächlich ist.
»Nun, Mr MacDougall«, unterbrach Mr Siemons ihr kleines Tête-à-tête. »Sie wissen, was hier auf dem Spiel steht. Die junge Dame weigert sich zu kooperieren. Also muss das hier nun mal sein. Sie können bleiben und zusehen, aber Sie müssen sich benehmen und dürfen nicht in die Prozedur eingreifen.«
»Aber, Sir«, protestierte der Amerikaner. »Sollten Sie denn nicht zuerst das Ausmaß ihrer Fähigkeiten testen? Ein paar Untersuchungen durchführen, eine Hypothese aufstellen, eine wissenschaftlichere Herangehensweise planen. Wir wissen so wenig über diesen Zustand der sogenannten Außernatürlichkeit. Sollten Sie nicht ein wenig Vorsicht walten lassen? Wenn sie so einzigartig ist, wie Sie behaupten, können Sie sich unnötige Risiken in Bezug auf ihr Wohlergehen schwerlich leisten.«
Selbstherrlich hob Mr Siemons die Hand. »Wir führen nur eine einleitende Transferprozedur durch. Die Vampire nennen ihre Art seelenlos. Wenn unsere Prognosen korrekt sind, wird keine Elektroschockbehandlung zur Wiederbelebung notwendig sein. Keine Seele, verstehen Sie?«
»Aber was ist, wenn meine Theorie richtig ist und nicht Ihre?« Mr MacDougall wirkte bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit besorgt. Seine Hände zitterten, und ein leichter Schweißfilm lag auf seiner Stirn.
Mr Siemons lächelte boshaft. »Wir sollten besser um Miss Tarabottis willen hoffen, dass sie es nicht ist.« Er wandte sich ab und gab seinen Landsmännern Anweisungen. »Bereiten Sie die Exsanguination vor. Lassen Sie uns das wahre Ausmaß der Fähigkeiten dieser Frau analysieren. Dr. Neebs, wenn Sie mit diesem Objekt fertig sind …«
Dr. Neebs nickte. »Fürs Erste. Cecil, bitte überwachen Sie es weiter. Bei dentaler Protuberanz sagen Sie mir sofort Bescheid.« Er begann, geschäftig herumzuhantieren, und trennte zuerst die beiden Maschinen voneinander und dann von Lord Akeldama und seinem Leidensgenossen, indem er ihnen grob die Röhren aus den Armen zog. Es verstörte Alexia, zu sehen, dass sich das klaffende Loch in Lord
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