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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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allmählich an zu verstehen, wer hier das Monster ist«, sagte sie mit leiser, drohender Stimme. »Was Sie tun, ist weiter davon entfernt, natürlich zu sein, als Vampire und Werwölfe das jemals sein könnten. Sie entweihen die Schöpfung, nicht nur mit dem hier«, sie deutete mit dem Daumen auf den Golem, der sie festhielt, »sondern damit.« Sie zeigte auf die Maschine mit ihren saugrüsselartigen Metallröhren, von denen sich eine hungrig in den Körper ihres teuren Freundes gebohrt hatte. Der grauenhafte Apparat schien ihn leer zu saugen, blutdurstiger als jeder Vampir, den sie je gesehen hatte. »Sie, Mr Siemons, sind die wahre Abscheulichkeit.«
    Mr Siemons trat einen Schritt vor und schlug sie hart ins Gesicht. Das Geräusch, ein scharfes Klatschen, ließ Dr. Neebs von seiner Arbeit aufblicken. Doch niemand sagte etwas, und alle drei Wissenschaftler wandten sich sofort wieder ihren Tätigkeiten zu.
    Alexia zuckte nach hinten gegen die kalte Reglosigkeit des Golems und rückte sofort wieder von ihm zurück, dabei die Tränen der Wut fortblinzelnd. Als ihr Blick wieder klar war, sah sie wieder einmal Mr Siemons’ knappes, kleines Psychopathenlächeln.
    »Haltung, Miss Tarabotti«, tadelte er. Dann sagte er etwas auf Latein.
    Der Golem schleppte Alexia hinüber zu einem der anderen Pritschenpaare. Einer der jungen Forscher hörte mit dem, was er gerade tat, auf und kam herüber, um sie festzuschnallen, während die Kreatur sie so hielt, dass sie sich nicht bewegen konnte. Mr Siemons half dabei, ihre Fußknöchel und Handgelenke mit Riemen zu fixieren, so stramm, dass Miss Tarabotti sich sicher war, dass jede Blutzirkulation in ihren Extremitäten unmöglich war. Die Pritsche hatte massive Schellen aus solidem Metall, die aussahen, als wären sie aus versilbertem Eisen, und es gab noch mehr von diesen entsetzlichen hölzernen Pflöcken, doch die Wissenschaftler waren offenbar der Ansicht, dass sie bei ihr solche extremen Maßnahmen nicht anwenden mussten.
    »Bringen Sie einen neuen Versuchsempfänger herein«, befahl Mr Siemons, sobald sie sicher fixiert war. Der junge Mann im grauen Kittel nickte, legte sein ledernes Notizbuch auf ein kleines Regal, nahm das Brilloskop ab und verließ das Zimmer.
    Der Golem stellte sich vor die geschlossene Tür, ein stummer, wachsgesichtiger Wächter.
    Alexia drehte den Kopf zur Seite. Links von sich konnte sie Lord Akeldama sehen, der immer noch stumm und reglos auf seiner Pritsche lag. Der ältere Wissenschaftler, Dr. Neebs, schien vorerst mit ihm fertig zu sein. Stattdessen schloss er eine andere Maschine an die mit all den Röhren an. Dieser neue Apparat war eine Art kleiner Motor, betrieben von allerlei Zahnrädern. In seinem Herzstück befand sich ein Glaszylinder mit Metallplatten an beiden Enden.
    Der zurückgebliebene grau gekleidete junge Forscher kam herbei und drehte heftig an einer Kurbel, die an dem Gerät angebracht war.
    Schließlich gab es ein scharfes knisterndes Geräusch, und ein zitternder, außerordentlich weißer Lichtstrahl lief die Röhre entlang, die in Lord Akeldamas Arm endete, und drang in seinen Körper. Der Vampir wand sich zuckend und zerrte unwillkürlich an den hölzernen Pflöcken in seinen Händen und Füßen. Er schlug die Augen auf und stieß einen klagenden Schmerzensschrei aus.
    Der junge Wissenschaftler, der immer noch mit einer Hand kurbelte, drückte mit der anderen einen kleinen Hebel nach unten, und der Lichtstrahl wanderte zurück in die Exsanguinationsmaschine, um dann die Röhre entlangzulaufen, die im Arm des anscheinend komatösen menschlichen Versuchsobjekts auf der Pritsche neben Lord Akeldama steckte.
    Der Mann schlug ebenfalls die Augen auf. Auch er zuckte und schrie. Der Wissenschaftler hörte auf zu kurbeln, und der elektrische Strom – jedenfalls vermutete Alexia, dass es sich um Strom handelte – versiegte. Ohne Lord Akeldama weitere Beachtung zu schenken, der die Augen wieder geschlossen hatte und auf einmal klein und eingefallen und sehr alt aussah, eilten Mr Siemons, Dr. Neebs und der junge Forscher zu dem anderen Mann. Dr. Neebs fühlte seinen Puls und zog ihm dann eines der wieder geschlossenen Augenlider hoch, um die Pupille zu überprüfen, wobei er angestrengt durch sein Brilloskop starrte. Der Mann lag vollkommen reglos.
    Dann, urplötzlich, begann er zu wimmern, wie ein Kind am Ende eines Tobsuchtsanfalls – ohne Tränen, mit nur noch ein paar kleinen, trockenen, nach Luft schnappenden Schluchzern. Alle

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