Gluehende Dunkelheit
Trivialität stören.« Als ob sie jemals freiwillig Lord Maccon um Hilfe gebeten hätte. Sie befand sich aus einer Notlage heraus in seinem Büro.
Sie riss die großen braunen Augen auf, neigte den Kopf auf eine Weise, von der sie hoffte, dass es ihre Nase kleiner wirken ließ, und sah ihn flehend unter gesenkten Wimpern hervor an. Alexia hatte sehr lange Wimpern. Sie hatte auch sehr kräftige Augenbrauen, doch Lord Maccon schien sich eher für Erstere zu interessieren als von Letzteren abgestoßen zu sein. Er bedeckte ihre kleine braune Hand mit seiner mächtigen Pranke.
Miss Tarabottis Hand wurde sehr warm, und sie musste feststellen, dass ihre Knie auf so große Nähe mit dem Earl auf entschieden wackelige Weise reagierten. Hört auf damit! , befahl sie ihnen. Was sollte sie noch sagen? Richtig: Seien Sie kein Idiot . Und dann: Ich brauchte Hilfe bei einer Vampirangelegenheit, also habe ich einen Vampir in dieser Angelegenheit um Hilfe gebeten. Nein, das war nicht gut. Was würde Ivy sagen? Ach ja: »Ich war so aufgewühlt, verstehen Sie? Ich begegnete gestern im Park einer Drohne, und die bestellte mich zu Countess Nadasdy, und zwar für heute Abend.«
Das lenkte Lord Maccon erfolgreich von seinen meuchelmörderischen Gedanken gegenüber Lord Akeldama ab. Er weigerte sich, genauer darüber nachzudenken, warum er sich so gegen die Vorstellung wehrte, dass Alexia diesen Vampir tatsächlich gern haben könnte. Lord Akeldama war ein Schwärmer mit einwandfreiem Benehmen, wenn er sich auch etwas albern aufführte. Er und seine Drohnen hatten stets ein tadelloses Erscheinungsbild. Manchmal zu tadellos. Warum also sollte Alexia diesen Mann nicht mögen dürfen?
Sein Mund verzog sich erneut bei der bloßen Vorstellung. Er schüttelte sich und widmete sich der auf andere Weise verstörenden Vorstellung, wie sich Miss Alexia Tarabotti und Countess Nadasdy zusammen im selben Zimmer aufhielten.
Energisch schob er Alexia hinüber zu einem kleinen Sofa und drängte sie, sich mit ihm auf die leise knisternden Luftschiffverkehrskarten zu setzen, die darauf verstreut lagen.
»Erzählen Sie von Anfang an«, befahl er.
Miss Tarabotti fing mit Felicity an, die laut aus der Zeitung vorgelesen hatte, ging dann zu dem Spaziergang mit Ivy und der Begegnung mit Miss Dair über und endete damit, dass sie Lord Akeldamas Sichtweise der Situation wiedergab. »Wissen Sie«, fügte sie hinzu, denn sie spürte, wie sich der Earl versteifte, als sie erneut den Namen des Vampirs aussprach, »er war derjenige, der vorschlug, dass ich Sie aufsuchen sollte.«
»Was?«
»Ich muss so viel wie möglich über diese Angelegenheit in Erfahrung bringen, bevor ich mich allein in ein Vampirhaus wage. Wenn Countess Nadasdy etwas von mir will, wäre es zu meinem Vorteil, ich wüsste, was es ist und ob ich in der Lage bin, es ihr zu geben.«
Leicht panisch stand Lord Maccon auf und sagte genau das Falsche. »Ich verbiete Ihnen, dorthin zu gehen!« Er hatte keine Ahnung, was diese spezielle Frau an sich hatte, das ihn jedes Gefühl für verbalen Anstand verlieren ließ. Doch da war es schon passiert: die unglückseligen Worte waren heraus.
Sofort erhob sich auch Miss Tarabotti. Sie war sichtlich verärgert. Ihre Brust hob und senkte sich. »Dazu haben Sie kein Recht!«
Mit eisenhartem Griff umschloss er ihre Handgelenke. »Ich bin BURs oberster Sundowner, nur damit Sie es wissen. Außernatürliche fallen unter meine Zuständigkeit.«
»Aber uns steht das gleiche Maß an Freiheit zu wie den Mitgliedern der übernatürlichen Gruppen, oder etwa nicht? Unter anderem vollständige gesellschaftliche Integration. Die Countess hat mich gebeten, ihr an diesem Abend Gesellschaft zu leisten, nichts weiter.«
»Alexia!«, stöhnte Lord Maccon frustriert.
Miss Tarabotti wusste, dass es von einem gewissen Grad der Verärgerung zeugte, wenn der Earl ihren Vornamen verwendete.
Der Werwolf holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen. Das funktionierte nicht, da er zu dicht bei Alexia stand. Vampire rochen nach abgestandenem Blut und Familienstammbäumen. Seine Werwolfsartgenossen rochen nach Fell und feuchten Nächten. Und Menschen? Selbst nach all der Zeit, in der er sich bei Vollmond einsperren ließ, weil seiner Art die Jagd verboten war, rochen Menschen nach Nahrung. Doch Alexias Duft war anders, sie roch … nicht nach Fleisch. Sie roch warm und würzig süß, wie altmodisches italienisches Gebäck, das sein Körper nicht mehr verwerten konnte, doch
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