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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit
Autoren: Gail Carriger
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dazu, die Gegend ihrer ursprünglichen Blutmetamorphose nur sehr selten zu verlassen. Es ist dennoch möglich, dass er von woanders herkam, aber von wo und warum? Welcher schwerwiegende Grund könnte einen Vampir aus seiner gewohnten Umgebung vertreiben? Das sind die Fragen, denen Lyall für mich nachgeht.«
    Miss Tarabotti verstand. Das Hauptquartier von BUR lag im Zentrum von London, doch sie unterhielten Büros in ganz England, wo die Übernatürlichen in anderen Teilen des Landes registriert waren. Diese Maßnahmen stammten noch aus dem Zeitalter der Aufklärung, als die Übernatürlichen mehr und mehr akzeptiert statt verfolgt wurden, um sie besser kontrollieren zu können. BUR, das ebenfalls in dieser Zeit entstanden war, beschäftigte mittlerweile nicht nur Werwölfe und Vampire, sondern ebenso Sterbliche und sogar ein Gespenst oder zwei. Alexia vermutete, dass sich unter ihnen auch immer noch ein paar Sundowner befanden, auch wenn diese Vollstrecker nicht mehr oft zum Einsatz kamen.
    Lord Maccon fuhr fort. »Er wird tagsüber mit der Postkutsche und nachts in Wolfsgestalt reisen. Vor Vollmond sollte er mit einem Bericht aus allen sechs Städten in der Nähe zurück sein. Das zumindest hoffe ich.«
    »Professor Lyalls erste Station war Canterbury?«, mutmaßte Miss Tarabotti.
    Lord Maccon fuhr herum, um sie eindringlich zu mustern. Seine Augen wirkten eher gelb als goldbraun und besonders stechend in dem schwach beleuchteten Raum. »Ich hasse es, wenn Sie das tun«, knurrte er.
    »Was denn? Wenn ich richtig rate?« Um Alexias dunkle Augen zeigten sich amüsierte kleine Lachfältchen.
    »Nein, wenn Sie mir das Gefühl geben, mich vollständig durchschauen zu können.«
    Alexia lächelte. »Canterbury ist eine Hafenstadt und eine wichtige Anlaufstelle für Reisende. Wenn unser mysteriöser Vampir von außerhalb stammte, dann kam er höchstwahrscheinlich dort vorbei. Aber Sie glauben nicht, dass er nicht aus London war, richtig?«
    Lord Maccon schüttelte den Kopf. »Nein, das scheint irgendwie nicht zu passen. Er roch nach hier. Alle Vampire nehmen einen gewissen Geruch von ihrem Schöpfer an, und der ist besonders stark bei denen, die erst vor Kurzem verwandelt wurden. Bei unserem Freund witterte ich den Todeshauch von Westminster.«
    Miss Tarabotti blinzelte erstaunt. In den Büchern ihres Vaters wurde das nicht erwähnt. Werwölfe konnten also die Blutlinie von Vampiren erriechen? Konnten Vampire dann auch die verschiedenen Werwolfsrudel voneinander unterscheiden?
    »Haben Sie schon mit der örtlichen Königin gesprochen?«, fragte sie.
    Der Earl nickte. »Ich ging geradewegs zum Westminster-Haus, nachdem ich Sie in jener Nacht verlassen hatte. Sie leugnet rundweg jegliche Verbindung zu dem Angreifer. Wäre Countess Nadasdy eine Person, die überrascht sein könnte, wäre sie über meine Nachricht regelrecht schockiert gewesen. Allerdings hätte sie sich diesen Anschein natürlich auch gegeben, hätte sie einen Sterblichen ohne die nötige Genehmigung verwandelt. Doch normalerweise sind Vampire stolz darauf, eine neue Larve erschaffen zu haben. Sie rufen all die Felddrohnen herbei, feiern einen Ball, sacken Verwandlungstagsgeschenke ein und so weiter. Die Registrierung durch BUR ist üblicherweise Teil der Zeremonie. Sogar die örtlichen Werwölfe werden eingeladen.« Er zog die Lippen hoch und enthüllte dabei mehrere spitze Zähne. »Es ist eine Art höhnisches ›Hier, seht nur!‹ an die Rudel, denn wir haben seit über einem Jahrzehnt keine neuen Werwölfe mehr geschaffen.« Es war kein Geheimnis, wie schwer es war, neue Übernatürliche zu erschaffen. Weil es unmöglich war vorherzusagen, über wie viel Seele ein normaler Mensch verfügte, kam der Versuch einer Verwandlung für Sterbliche einem tödlichen Glücksspiel gleich. Da viele Drohnen und Claviger das Risiko schon in jungen Jahren auf sich nahmen, damit ihre Unsterblichkeit auch mit Jugend gesegnet war, empfand man die Todesfälle als umso schmerzlicher. Zusätzlich beruhigte die niedrige Anzahl der Übernatürlichen die Öffentlichkeit. Als sie sich zum ersten Mal der sterblichen Welt präsentiert hatten, gelang es den Tageslichtlern nur, ihre jahrhundertealten Ängste zu überwinden, als sie erkannten, wie wenig übernatürliche Wesen es tatsächlich gab. Lord Maccons Rudel zählte insgesamt elf Mitglieder, der Westminster-Stock war sogar noch ein wenig kleiner – beide galten als beeindruckend große Gemeinschaften.
    Miss Tarabotti legte
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