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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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außergewöhnlichen Frau gewinnen, doch ganz offensichtlich nicht an diesem Tag.
    »Sind Sie mit Ihrer eigenen Kutsche gekommen?«, fragte er, sich geschlagen gebend.
    »Ich werde eine Mietkutsche nehmen, bemühen Sie sich also nicht.«
    Der Earl of Woolsey griff auf sehr entschlossene Weise nach seinem Hut und Mantel. »Erlauben Sie mir trotzdem, Sie wenigstens nach Hause zu fahren.«
    Miss Tarabotti fand, dass sie Lord Maccon für einen Vormittag schon genug Zugeständnisse abgerungen hatte. »Wenn Sie darauf bestehen, Mylord«, willigte sie ein. »Aber ich muss Sie bitten, mich ein Stück vom Haus entfernt abzusetzen. Sehen Sie, meine Mama ahnt absolut nichts von meinem Interesse an dieser Angelegenheit.«
    »Ganz zu schweigen von dem Schock, Sie ohne Anstandsdame aus meiner Kutsche steigen zu sehen. Wir wollen doch nicht Ihrem guten Ruf schaden, nicht wahr?« Lord Maccon klang tatsächlich besorgt über diese Vorstellung.
    Miss Tarabotti glaubte zu verstehen, welcher Gedanke hinter seinem Tonfall steckte. Sie lachte. »Mylord, Sie werden doch nicht etwa glauben, ich hätte vor, mir Sie zu angeln?«
    »Und warum ist das so eine unmögliche Vorstellung?«
    Alexias Augen funkelten belustigt. »Ich bin eine alte Jungfer, und Sie sind ein Fang erster Güte. Schon allein die bloße Vorstellung!«
    Lord Maccon marschierte zur Tür hinaus und zog sie hinter sich her. »Hab nich’ die geringste Ahnung, warum Sie das so verteufelt witzig finden«, murmelte er, wobei sein schottischer Akzent leicht zum Vorschein kam. »Wenigstens sind Sie eher in meinem Alter als das junge Gemüse, mit dem mich die alten Matronen der feinen Gesellschaft ständig bekannt machen wollen.«
    Miss Tarabotti stieß ein weiteres perlendes Lachen aus. »Oh, Mylord. Sie sind wirklich zu drollig. Wie alt sind Sie noch gleich? Knapp zweihundert Jahre? Als ob es unter diesen Umständen etwas ausmachen würde, dass ich acht oder zehn Jahre älter bin als die verfügbaren Damen auf dem Heiratsmarkt. Was für ein köstlicher Unsinn!« Beifällig tätschelte sie seinen Arm.
    Verärgert wollte er ihr vorhalten, dass sie sich selbst und ihn so gering schätzte, doch dann wurde Lord Maccon bewusst, was für eine Art von Unterhaltung sie da gerade führten und wie nahezu gefährlich sie geworden war. Etwas von seinen hart erkämpften Umgangsformen der Londoner Gesellschaft kehrte zurück, und er hielt entschlossen den Mund. Mit seiner Formulierung hatte er nicht sagen wollen, dass sie reifer an Jahren war, sondern an Verstand. Dann wunderte er sich, dass er überhaupt so etwas dachte. Was war auf einmal nur los mit ihm? Er konnte Alexia Tarabotti nicht ausstehen, selbst wenn ihre bezaubernden braunen Augen funkelten, wenn sie lachte und obwohl sie gut roch und diese herrliche Figur hatte und …
    Entschlossen scheuchte er seine Besucherin den Gang entlang, darauf bedacht, sie so schnell wie möglich aus seiner Gegenwart zu schaffen.
    Randolph Lyall war Professor auf keinem speziellen Gebiet und auf mehreren Gebieten im Allgemeinen. Eine dieser Allgemeinheiten war eine Langzeitstudie über das typische Reaktionsverhalten von Menschen, wurden diese mit einer Werwolfsverwandlung konfrontiert. Seine Recherchen zu dem Thema hatten ergeben, dass es besser war, nicht innerhalb der vornehmen Gesellschaft die Wolfsgestalt abzulegen und sich zu verwandeln, sondern vorzugsweise in einer dunklen Gasse, wo die einzige Person, die einen dabei möglicherweise beobachten könnte, entweder verrückt oder ebenso wahrscheinlich betrunken war.
    Auch wenn die Einwohner Londons, der weiteren Umgebung im Besonderen und der britischen Inseln im Allgemeinen Werwölfe mittlerweile prinzipiell akzeptiert hatten, war es doch etwas völlig anderes, sich plötzlich einem von ihnen gegenüberzusehen, wenn er sich gerade verwandelte. Professor Lyall hielt sich selbst für recht geschickt in der Kunst der Verwandlung – elegant und anmutig trotz der Schmerzen. Jungwölfe des Rudels neigten zu übermäßigem Winden und Krümmen der Wirbelsäule und manchmal auch zu leisem Winseln. Professor Lyall schmolz schlicht und einfach geschmeidig von einer Gestalt in die andere. Doch die Verwandlung war in ihrem Wesen nicht natürlich, obwohl kein magisches Glühen, keine Nebel oder sonst ein Zauberwerk dabei auftrat. Haut, Knochen und Haarwuchs ordneten sich einfach nur neu, doch das reichte üblicherweise aus, um die meisten Tageslichtler auf der Stelle schreiend davonrennen zu lassen.
    Professor

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