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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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zuvor begegnet war, der jedoch nach Fell und feuchten Nächten roch.
    Der Gentleman hielt mit beiden Händen eine braune Melone wie einen Schild vor der Brust. Als er Lyall sah, nickte er auf eine Art und Weise, die weniger Begrüßung war, als vielmehr die Seite seiner Kehle ehrerbietig entblößen sollte.
    Lyall sprach als Erster.
    Die Spielregeln innerhalb der Rudelrangordnung mochten auf einen Außenstehenden kompliziert wirken, doch nur wenige Wölfe in England waren Professor Lyall an Rang überlegen, und er erkannte sie alle an Gesicht oder Geruch. Dieser hier war keiner von ihnen, weshalb Professor Lyall der dominierende war.
    »Dieses Büro hat unter seinen Angestellten keine Werwölfe«, sagte er schroff.
    »Nein, Sir. Ich gehöre nicht zu BUR, Sir. Es gibt kein Rudel in dieser Stadt, wie Ihrer Eminenz sicher wohlbekannt ist. Wir stehen unter der Zuständigkeit Ihres Lords.«
    Lyall nickte und verschränkte die Arme vor der Brust. »Und dennoch sind Sie keiner der Woolsey-Castle-Welpen. Das würde ich wissen.«
    »Nein, Sir. Kein Rudel, Sir.«
    Lyall verzog die Lippen. »Einzelgänger.« Instinktiv sträubten sich seine Nackenhaare. Einzelgänger waren gefährlich: Rudeltiere, die aber von ebenjener Rudelstruktur abgeschnitten waren, die sie unter Kontrolle hätte halten können. Normalerweise kamen diejenigen, die den Alpha herausforderten, daher aus dem eigenen Rudel und hielten sich damit an die offiziellen Richtlinien, wobei Conall Maccons unerwarteter Aufstieg zur Macht die jüngste Ausnahme dieser Regel war. Die Einzelgänger standen außerhalb dieser Struktur, neigten zu unnötiger Gewalt, zu sinnlosen Gemetzeln und verzehrten Menschenfleisch. Sie waren häufiger als Schwärmer und viel gefährlicher.
    Als Lyall die Zähne fletschte, umklammerte der Einzelgänger seinen Hut fester und krümmte sich ein wenig zusammen. Wäre er in Wolfsgestalt erschienen, hätte er den Schwanz fest zwischen die Hinterläufe eingeklemmt.
    »Jawohl, Sir«, antwortete er. »Ich hatte jemanden vor diesem Büro postiert, der mir melden sollte, wenn der Woolsey-Alpha jemanden schickt, der der Sache, die hier abläuft, auf den Grund gehen soll. Als mein Claviger mir von Ihnen berichtete, hielt ich es für das Beste, persönlich zu erscheinen, Sir. Ich bin alt genug, um das Tageslicht eine Weile aushalten zu können.«
    »Ich bin wegen einer Vampirsache hier, nicht in Rudelangelegenheiten«, bekannte Lyall, der es nicht erwarten konnte, auf den Punkt zu kommen.
    Der Mann wirkte verblüfft. »Sir?«
    Lyall mochte es nicht, wenn er nicht wusste, was vor sich ging, und ganz besonders nicht, wenn ein Einzelgänger offenbar besser informiert war als er selbst. »Berichten Sie!«, bellte er.
    Der Mann straffte sich und war offenbar bemüht, nicht vor dem zornigen Tonfall des Betas zurückzuweichen. Anders als George Greemes hatte er keine Zweifel an Professor Lyalls kämpferischen Fähigkeiten. »Es hat aufgehört, Sir.«
    »Was hat aufgehört?« Lyalls Stimme nahm einen sanften, bedrohlichen Klang an.
    Der Mann schluckte und knetete seinen Hut noch mehr. Professor Lyall vermutete, dass die Melone dieses Gespräch nicht überstehen würde. »Dass sie verschwinden, Sir.«
    Lyall verlor allmählich die Geduld. »Das weiß ich! Das habe ich soeben von Greemes erfahren.«
    Der Mann sah verwirrt aus. »Aber er kümmert sich um Vampire.«
    »Ja, und?«
    »Es sind die Werwölfe, die verschwunden sind, Sir. Sie wissen, der Alpha hat dafür gesorgt, dass sich die meisten von uns Einzelgängern hier in der Gegend entlang der Küste verstecken. Er hält uns von London fern. Und er stellt auch sicher, dass wir Piraten bekämpfen anstatt uns gegenseitig.«
    »Und?«
    Der Mann krümmte sich erneut und wich diesmal tatsächlich zurück. »Ich dachte, Sie wüssten es, Sir. Dass es der Alpha war und er jetzt damit aufgehört hat. Es ging jetzt mehrere Monate so.«
    »Sie dachten, Lord Maccon unternehme eine Säuberungsaktion?«
    »Die Rudel mögen keine Einzelgänger, Sir. Er ist ein neuer Alpha, er muss seine Autorität unter Beweis stellen.«
    Professor Lyall konnte gegen diese Argumentation nichts einwenden. »Ich muss weiter«, sagte er. »Wenn hier in der Gegend wieder Einzelgänger verschwinden, werden Sie uns das sofort wissen lassen.«
    Der Mann räusperte sich, neigte unterwürfig der Kopf. »Das kann ich nicht, Sir. Bitte vielmals um Entschuldigung, Sir.«
    Mit hartem Blick starrte Lyall ihn an.
    Der Mann schob einen Finger in seine

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