Gluehende Dunkelheit
eine Schäferin gewesen war.
Die Vampirin lächelte sie an. Keine Fangzähne.
»Ich protestiere entschieden, meine Königin«, sagte Lord Ambrose. »Ich möchte vor dem versammelten Stock bekannt geben, dass ich mit dieser Herangehensweise an unsere Situation nicht einverstanden bin.«
Alexia war sich nicht sicher, ob ihre Eigenschaft als Außernatürliche ihn so wütend machte oder deren körperliche Auswirkung auf seine Königin.
Countess Nadasdy ließ Alexias Handgelenk los, und ihre Fangzähne kehrten zurück. Sie waren lang und dünn, beinahe wie Stacheln, und die Spitzen sahen wie Widerhaken aus. Dann, in einer blitzschnellen Seitwärtsbewegung, schlug sie mit scharfen, krallenartigen Fingernägeln zu. Ein langer roter Strich erschien auf Lord Ambroses Gesicht. »Du überschreitest deine Pflichten, Kind meines Blutes!«
Lord Ambrose neigte das dunkle Haupt. Die oberflächliche Wunde schloss sich bereits wieder. »Vergebt mir, meine Königin, es ist nur Eure Sicherheit, die mir am Herzen liegt.«
»Genau deshalb bist du einer meiner praetoriani .« In einem abrupten Stimmungsumschwung streckte Countess Nadasdy die Hand aus und streichelte liebkosend jene Stelle in Lord Ambroses Gesicht, die sie gerade eben noch aufgeschlitzt hatte.
»Er spricht nur die Wahrheit. Ihr erlaubt einem Seelensauger, Euch zu berühren, und wenn Ihr erst einmal sterblich seid, braucht er Euch nur schwer zu verletzen, um Euch zu töten.« Diesmal war es Dr. Caedes, der sprach. Seine Stimme war etwas zu hoch, mit einer gewissen Unschärfe, ein Laut, wie Wespen ihn von sich geben, bevor sie ausschwärmen.
Zu Alexias Überraschung zerkratzte die Countess sein Gesicht nicht. Stattdessen lächelte sie und zeigte dabei in ganzer Länge ihre scharfen, mit Widerhaken versehenen Fangzähne. Alexia fragte sich, ob sie entsprechend gefeilt worden waren, um diese Form zu erhalten.
»Und dennoch macht dieses Mädchen nichts Bedrohlicheres, als hier vor uns zu stehen. Ihr seid alle zu jung, um euch daran zu erinnern, welche Gefahr ihrer Art tatsächlich eigen ist.«
»Wir erinnern uns nur zu gut«, warf der Duke of Hematol ein. Seine Stimme war ruhiger als die der anderen beiden, doch sie hatte einen boshaften Tonfall, leise und zischend wie Dampf, der aus einem kochenden Kessel entweicht.
Die Vampirkönigin nahm Miss Tarabotti sanft am Arm. Sie schien tief einzuatmen, als hätte Alexia einen Geruch an sich, den sie zwar verabscheute, aber verzweifelt zu identifizieren versuchte. »Weibliche Außernatürliche stellten niemals eine direkte Gefahr für uns da. Das waren immer nur die männlichen.« Mit einem verschwörerischen Flüstern wandte sie sich an Alexia. »Männer. Sie genießen die Jagd so sehr, nicht wahr?«
»Es ist nicht ihre Fähigkeit zu töten, die mir Sorgen bereitet«, sagte der Duke leise. »Ganz im Gegenteil.«
»In diesem Fall seid ihr Gentlemen es, die ihr aus dem Weg gehen sollten, nicht ich«, entgegnete die Countess listig.
Lord Ambrose lachte höhnisch bei dieser Bemerkung.
Miss Tarabotti sah sie mit schmalen Augen an. »Sie haben mich gebeten herzukommen. Ich will nicht aufdringlich sein, und wenn ich hier nicht willkommen bin, gehe ich wieder.« Mit diesen Worten drehte sie sich um.
»Warten Sie!« Der Tonfall der Vampirkönigin war scharf.
Miss Tarabotti ging ungerührt weiter auf die Tür zu. Angst schnürte ihr die Kehle zu. So fühlte sich also ein gefangenes pelziges Geschöpf in der Höhle eines Reptils.
Sie blieb stehen, als ihr auf einmal der Weg versperrt war. Lord Ambrose hatte sich mit der für Vampire typischen Schnelligkeit auf sie zu bewegt und sich vor ihr aufgebaut. Feixend grinste er sie an, groß und auf beunruhigende Weise gut aussehend. Alexia fand, dass sie Lord Maccons Art von Größe bei Weitem bevorzugte: ein bisschen rau und mit Ecken und Kanten.
»Gehen Sie mir aus dem Weg, Sir!«, zischte Miss Tarabotti und wünschte sich, ihren Messingsonnenschirm bei sich zu haben.
Warum hatte sie ihn nicht mitgenommen? Was dieser Mann am dringendsten brauchte, war ein heftiger Stoß in die Weichteile.
Miss Dair stand auf und kam zu ihr herüber, ganz blonde Löckchen und besorgte blaue Augen. »Bitte, Miss Tarabotti. Gehen Sie noch nicht. Das Gedächtnis dieser Gentlemen ist nun mal besser als ihr Benehmen.« Sie warf Lord Ambrose einen erbosten Blick zu. Dann nahm sie Alexia teilnahmsvoll am Ellbogen und führte sie zu einem Stuhl.
Sich fügend setzte sich Miss Tarabotti mit einem Rascheln
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