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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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von grünem und grauem Taft und fühlte sich nur noch mehr im Nachteil. Die Vampirkönigin nahm ihr gegenüber Platz.
    Miss Dair zog an der Klingelschnur. Die hübsche Zofe mit den veilchenblauen Augen erschien in der Tür. »Tee bitte, Angelique.«
    Das französische Mädchen verschwand, um wenige Augenblicke später wieder aufzutauchen und einen voll beladenen Teewagen vor sich herzuschieben, auf dem sich auch noch Gurkensandwiches, Gewürzgürkchen, kandierte Zitronenschalen und Battenbergkuchen befanden.
    Countess Nadasdy servierte den Tee. Miss Tarabotti nahm ihren mit Milch, Miss Dair mit Zitrone, und die Vampire nahmen ihren mit einem Schuss Blut, das noch warm aus einem Kristallkrug gegossen wurde. Alexia versuchte, nicht zu angestrengt darüber nachzudenken, woher es stammte. Dann fragte sich der wissenschaftliche Teil von ihr, was wohl geschehen würde, wenn dieser Krug außernatürliches Blut enthielte. Würde es giftig wirken oder sie nur für einen gewissen Zeitraum in ihren menschlichen Zustand zurückverwandeln?
    Niemand außer Alexia und Miss Dair nahm sich von den gereichten Leckerbissen. Anders als Lord Akeldama schätzten sie offenbar den Geschmack von menschlicher Nahrung nicht, noch fühlten sie sich aus Höflichkeit dazu veranlasst, davon zu kosten. Es war Alexia unangenehm, zu essen, während ihre Gastgeberin nichts anrührte, doch sie ließ sich dadurch auch nicht davon abhalten. Auch der Tee war wie alles andere im Haus des Vampirstocks von allerbester Qualität. Sie weigerte sich, sich zu beeilen, sondern nippte an der kostbaren blau und weiß gemusterten Tasse aus Knochenporzellan und bat sogar noch, dass man ihr nachschenkte.
    Countess Nadasdy wartete, bis Miss Tarabotti ihr Gurkensandwich zur Hälfte gegessen hatte, bevor sie die Unterhaltung wieder aufnahm. Sie sprachen zunächst über unverfängliche und belanglose Themen: über das neue Stück, das unten im West End aufgeführt wurde, über die letzte Kunstausstellung, dass es bald Vollmond sein würde. Vollmond war ein Feiertag für arbeitende Vampire, da sich die Werwölfe rar machen mussten.
    »Ich hörte, in der Nähe des Stadthauses der Snodgroves wurde ein neuer Club eröffnet«, äußerte Miss Tarabotti, die während des Geplauders allmählich auftaute.
    Countess Nadasdy lachte. »Es heißt, die Duchess sei regelrecht in Rage, weil das negative Auswirkungen auf das gesamte Viertel hätte. Sie sollte sich lieber glücklich schätzen. Wenn Sie mich fragen, könnte sie es schlimmer treffen.«
    »Es könnte Boodles sein«, bemerkte Miss Dair und kicherte, als sie daran dachte, wie beschämend es für die Duchess wäre, wenn sich dort Tag und Nacht niederer Landadel tummelte.
    »Oder – welch ein Skandal – Claret’s«, fügte der Duke hinzu. Das war der Gentlemen’s Club, in dem nur Werwölfe verkehrten.
    Darüber brachen die Vampire in dröhnendes Gelächter aus. Es klang unheimlich, denn es fehlte ihm jegliche Schicklichkeit.
    Miss Tarabotti beschloss augenblicklich, dass sie den Duke of Hematol kein bisschen ausstehen konnte.
    »Wo wir gerade von der Duchess Snodgrove sprechen«, leitete die Vampirkönigin auf aalglatte Weise zu dem Thema über, das sie wirklich mit Alexia besprechen wollte. »Was ist da eigentlich vorgestern Abend während des Balls der Snodgroves geschehen, Miss Tarabotti?«
    Vorsichtig stellte Alexia ihre Teetasse zurück auf die Untertasse, dann setzte sie beides mit einem leisen Klirren auf dem Teewagen ab. »Die Zeitungen haben ausführlich genug darüber berichtet.«
    »Nur wurden Sie in keiner davon erwähnt«, sagte Lord Ambrose.
    »Und es wurde ebenfalls nicht erwähnt, dass es sich bei dem verstorbenen jungen Mann um einen Übernatürlichen gehandelt hat«, fügte Dr. Caedes hinzu.
    »Ebenso wenig, dass Sie es waren, die ihn getötet hat.« Countess Nadasdy lehnte sich zurück, ein schwaches Lächeln auf dem runden, freundlichen Gesicht. Das Lächeln schien nicht richtig dorthin zu passen, nicht mit den Fangzähnen und den kleinen Vertiefungen, die sie in diesen vollen Schäferinnenlippen hinterließen.
    Miss Tarabotti verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie scheinen gut informiert zu sein. Wozu brauchen Sie mich dann hier?«
    Niemand sagte etwas.
    »Es war ein Unfall«, grummelte Alexia und entspannte ihre Verteidigungshaltung ein wenig. Sie nahm einen Bissen von dem Battenbergkuchen, ohne wirklich etwas davon zu schmecken. Das war eine Beleidigung für den kleinen Kuchen, denn er war

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