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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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sollten zumindest den Anschein erwecken, als stünden sie unter der Kontrolle der Regierung. Das ist Teil des Auftrags von BUR, Sie und ich wissen das. Jeder in diesem Raum sollte es wissen!«, sagte Miss Tarabotti mit Nachdruck.
    »Schwärmer! Erzählen Sie mir nichts über Schwärmer – widerliche, unbeherrschte Verrückte, alle miteinander.« Countess Nadasdy biss sich auf die Lippe. Es war eine seltsam liebenswerte Geste für eines der ältesten unsterblichen Geschöpfe Englands.
    Als sie dieses Zeichen der Verwirrung sah, begriff Alexia endlich, was vor sich ging. Die Vampirkönigin hatte Angst. Wie Lord Akeldama ging auch sie davon aus, stets über alles informiert zu sein, was in ihrem Revier vor sich ging. Jahrhundertelange Erfahrung machte jedes Ereignis vorhersehbar. Doch dies hier war etwas Neues und entzog sich deshalb ihrem Verständnis. Und Vampire mochten keine Überraschungen.
    »Sagen Sie mir die Wahrheit«, bat Miss Tarabotti und milderte ihren Tonfall. Es hatte bei Lord Maccon funktioniert. Vielleicht war der Trick beim Umgang mit Übernatürlichen einfach nur, den Unterwürfigen zu spielen. »Wie viele von ihnen hat es gegeben?«
    »Seid vorsichtig, meine Königin«, mahnte der Duke of Hematol.
    Mit einem Seufzer sah Countess Nadasdy die drei männlichen Vampire der Reihe nach an. Dann sagte sie: »Drei in den letzten zwei Wochen. Zwei von ihnen haben wir erwischt. Sie wissen nichts über Vampiretikette, sind verwirrt und desorientiert und sterben normalerweise innerhalb weniger Tage trotz unserer größten Bemühungen. Wie Sie schon sagten, sie haben keine Ahnung, welche Gefahr ein Außernatürlicher für sie darstellt, haben nicht den gebührenden Respekt gegenüber einer Vampirkönigin oder gar gegenüber dem Amt des Wesirs. Sie wissen nur wenig über BUR und dass sie sich registrieren lassen müssen. Es ist beinahe so, als wären sie urplötzlich auf den Straßen Londons aufgetaucht, so wie Athene dem Kopf des Zeus’ entsprang.«
    »Athene war die Göttin des Krieges«, erinnerte Alexia beunruhigt.
    »In all meinen Jahrhunderten ist so etwas noch nicht vorgekommen. Es gab auf dieser kleinen Insel schon Vampire, noch bevor menschliche Regierungen existierten. Das Feudalsystem basierte auf dem Kräfteverhalten innerhalb von Vampirstöcken und Werwolfsrudeln. Das römische Imperium übernahm seine Form der Organisation und Effizienz von unserer Art. Die Struktur eines Vampirstocks ist mehr als nur eine gesellschaftliche Einrichtung, sie ist übernatürlicher Instinkt. Kein Vampir wird außerhalb des Stocks geboren, da nur eine Königin die Metamorphose herbeiführen kann. Es ist unsere größte Stärke, diese Kontrolle, die dadurch erzeugt wird, aber es ist auch unsere größte Schwäche.« Die Countess sah auf ihre kleinen Hände herab.
    Miss Tarabotti hatte während ihrer ganzen Rede stumm dagesessen und das Gesicht der Vampirkönigin beobachtet. Countess Nadasdy hatte eindeutig Angst, doch in dieser Angst lag auch noch eine Spur Begierde. Vampire ohne eine Königin zu erschaffen! Der Stock wollte wissen, wie das geschehen konnte, und diese Technik selbst beherrschen. Solch eine Fähigkeit war mehr, als jeder Vampir sich wünschen konnte. Das war einer der Gründe, warum sie so intensiv in die moderne Wissenschaft investierten. Die ganzen Apparate im Empfangsraum dienten nicht nur dazu, Besucher zu beeindrucken. Sie waren Zeugnis davon, dass sich das Westminster-Haus mehrerer Erfinder-Drohnen rühmen konnte. Es gab Gerüchte, dass Westminster die Kapitalmehrheit an der Giffard-Luftfahrtsgesellschaft innehatte. Doch in Wahrheit strebten sie einen wissenschaftlichen Durchbruch an: die übernatürliche Geburt ohne Blutbiss. Wunderbar, in der Tat.
    »Was werden Sie als Nächstes tun?«, fragte Miss Tarabotti.
    »Das habe ich bereits getan. Ich habe eine Außernatürliche in Vampirangelegenheiten verwickelt.«
    »Darüber wird der Wesir nicht erfreut sein.« Der Duke of Hematol wirkte eher resigniert als verärgert. Schließlich war es seine Pflicht, seine Königin bei der Durchsetzung ihrer Entscheidungen zu unterstützen.
    Der Wesir diente Königin Victoria als Berater und stellte das Vampiräquivalent eines Premierministers dar. Für gewöhnlich handelte es sich bei ihm um einen wohlbekannten Schwärmer mit umfassendem politischen Scharfsinn, der von allen Vampirhäusern des Vereinten Königreichs per Abstimmung ins Amt gewählt wurde, das er so lange innehielt, bis jemand Besseres daherkam.

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