Glühende Leidenschaft
Zweispänner, und die Pferde scheuten wohl. Verdammt leichtsinnig …«
Meg versuchte, diese seltsame Bemerkung zu verstehen, als die ferne Kirchenglocke drei viertel schlug. Er legte eine Hand auf ihre Brust.
»Sie alle so zu verlieren«, sagte sie und rückte noch näher an ihn. »So jung. Und so allein zu sein. Meine Eltern haben auch keine Vorsorge getroffen. Und hatten dafür noch weniger eine Entschuldigung, weil mein Vater ja so krank war. Aber ich denke nicht, dass meine Mutter glaubte, sie würde sterben. Und sie wussten jedenfalls, dass ich mich um sie alle kümmern würde …«
In diesem Moment war sie versucht, ihm von ihren Befürchtungen bezüglich der Sheila und des Todes ihrer Eltern zu erzählen. Aber er glaubte nach wie vor nicht daran, und außerdem waren sie ja gerade bei seiner Geschichte.
Sein Mund fand ihre Lippen. »Erinnere mich daran, dass ich, sobald wir diese Sache hinter uns haben, unsere Angelegenheiten genauestens regeln lasse.«
»Sehr gut.« Sie spürte seinen Widerstand, ihr alles zu erzählen, aber sie glaubte, es sei wichtig für ihn, alles zu sagen. Sie streichelte sein dichtes, seidiges Haar. »Also, du wurdest zum Herzog und der Herzogin von Daingerfield gebracht und bist dort aufgewachsen.«
Meg dachte, er würde nicht reagieren, doch dann sagte er: »Das spielte erst einmal kaum eine Rolle. Ich war wie betäubt. Aber ich weiß noch, dass alles falsch war. Sogar mein Name …« Seine Stimme versagte; er presste kurz das Gesicht an ihren Hals.
Dann fuhr er fort. »Ich war so kurze Zeit erst Lord Ireford gewesen. Und meine Eltern hatten allen gesagt, sie sollten mich weiterhin Master Frederick nennen. Aber plötzlich sprachen mich alle als Lord Saxonhurst an. Das war mein Großvater. Oder mein Onkel. Oder mein Vater. Aber nicht ich. Doch die Herzogin bestand darauf. Es war, als hätte Master Frederick Torrance aufgehört, zu existieren.«
Meg schloss die Augen, überwältigt von diesem Bild des am Boden zerstörten kleinen Jungen, nicht älter als Richard, umgeben von Fremden in einem fremden Haus. Sie hatte die Herzogin kennengelernt und konnte sich vorstellen, wie kalt und mitleidlos sie ihm vorgekommen sein musste, auch wenn sie sicherlich um ihre geliebte Tochter getrauert hatte.
»Aber das war dein Titel«, sagte sie leise. »Es wäre falsch von ihnen gewesen, dich anders zu nennen.« Als er nichts erwiderte, fragte sie: »Und wie kamst du dann zu dem Namen Sax?«
Er rutschte wieder etwas von ihr weg. »Später. Als ich begann, mich zusammenzunehmen. Ich wollte nicht wieder Frederick sein. Der war tot. Also begann ich, diejenigen, die mir am nächsten standen, zu ermutigen, mich Sax zu nennen. Vor allen Dingen Owain.«
»Den kanntest du damals schon?«
»Der Sohn meines Privatlehrers. Owain durfte mit Cobham und mir Unterricht nehmen.«
»Cobham?«
»Ein weiterer Cousin. Er ist jetzt der Nächste in der Linie des Herzogtums. Pompös und ohne Rückgrat. Und ziemlich beschränkt. Dr. Chancellors Versuche, ihm wenigstens so etwas wie ein Grundwissen einzubläuen, verschafften Owain und mir eine gewisse Freizeit, solange die Herzogin nicht auf unsere Spiele aufmerksam wurde. Ein paar der Bediensteten waren auf unserer Seite. Wir versuchten, ihre Stellung nicht zu gefährden. Das hat leider nicht immer funktioniert …« Einen Moment später fuhr er fort: »Als ich älter wurde, stellte ich die, die ich noch finden konnte, wieder ein. Pringle. Cook. Clarence wurde mit einem Hungerlohn abgespeist wegen seines Beins, obwohl es der Herzog selbst gewesen war, der ihn überfahren hatte …«
Für Meg tat sich ein Bild auf, aber es war wie ein Schmetterling, der sich aus der Puppe herausquälte. Fragil, als könnte jedes falsche Wort, jede falsche Bewegung es zerstören.
»Ich sehe ein, dass das eine schreckliche Zeit für dich war, und auch, dass die Herzogin mit ihrer Art sehr hart ist, aber das ist sicher nicht der Grund, dass du sie so hasst. War sie grausam?«
»Grausam?« Er schien das Wort im Mund zu bewegen wie einen Schluck Brandy. »Physisch, nein. Ich wurde bestraft, wenn ich etwas anstellte, aber nicht grausam. Einiges hielt ich für unfair, aber dafür würde ich sie nicht hassen.« Er schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Sie versuchte, mein Leben auszulöschen.«
»Sie hat versucht, dich zu töten? «
»Nein. Mein früheres Leben. Sie hasste meinen Vater, weißt du. Sie hasste und verabscheute ihn, weil er ihr ihre Lieblingstochter gestohlen
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